Grüner Star (Glaukom) – Symptome, Ursachen und Behandlung
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Beim Grünen Star (Glaukom) handelt es sich um eine irreversible Schädigung des Sehnervs, die in den meisten Fällen durch einen gestörten Abfluss des Kammerwassers verursacht wird. In der Folge bleibt der Augeninnendruck dauerhaft erhöht. Ein Glaukom zählt zu den häufigsten Ursachen für Erblindung weltweit und betrifft vor allem Menschen ab dem mittleren Lebensalter.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Symptome und Ursachen ein Glaukom hat, wie es diagnostiziert wird und wie es behandelt werden kann.
Was ist ein Grüner Star (Glaukom)?
Der Grüne Star ist eine der häufigsten und gleichzeitig tückischsten Erkrankungen des Auges. Charakteristisch für das Glaukom ist eine fortschreitende Schädigung des Sehnervs, der als Teil der Sehbahn die Verbindung zwischen Auge und Gehirn darstellt. Dieser Nerv überträgt die Lichtimpulse, die auf die Netzhaut treffen, als elektrische Signale weiter zur Sehrinde im Gehirn. Wird der Sehnerv geschädigt, kommt es zu dauerhaften Ausfällen im Gesichtsfeld bis hin zur völligen Erblindung.
Die Schädigung des Sehnervs entsteht meist durch einen über längere Zeit erhöhten Augeninnendruck. Der Augeninnendruck wiederum wird durch das Kammerwasser reguliert – eine klare Flüssigkeit, die im Auge ständig neu gebildet und über ein komplexes Kanalsystem wieder abgeleitet wird. Ist dieser Abfluss gestört, staut sich die Flüssigkeit im Auge und der Druck steigt an.
Doch nicht immer ist ein erhöhter Druck der Auslöser: Auch bei normalem Augeninnendruck kann es durch eine verminderte Durchblutung des Sehnervs zu einer Schädigung kommen. Das macht die Krankheit besonders heimtückisch: Sie verläuft meist unauffällig und schmerzfrei – und bleibt deshalb häufig über Jahre hinweg unbemerkt.
Welche Symptome treten bei einem Glaukom auf?
Ein Glaukom verursacht in der Regel über viele Jahre hinweg keinerlei spürbare Beschwerden. Gerade das macht es so gefährlich. Die Erkrankung entwickelt sich schleichend. Die ersten Symptome sind meist so subtil, dass sie vom Betroffenen selbst nicht oder erst sehr spät wahrgenommen werden.
Zunächst treten Ausfälle im äußeren Gesichtsfeld auf – also genau in dem Bereich, den Sie beim täglichen Sehen kaum bewusst wahrnehmen. Erst wenn die Schäden weiter fortschreiten, merken Sie, dass Ihre Sehkraft in bestimmten Zonen nachlässt. Typisch ist beispielsweise, dass beim Autofahren plötzlich Personen oder Gegenstände am Straßenrand übersehen werden, obwohl der zentrale Seheindruck weiterhin scharf ist.
Bei fortgeschrittenem Glaukom kann das Gesichtsfeld so stark eingeschränkt sein, dass nur noch ein kleiner zentraler Bereich – ein sogenannter „Tunnelblick“ – erhalten bleibt. In akuten Fällen – wie beim Engwinkelglaukom – kommt es hingegen zu plötzlichen und heftigen Beschwerden: starke Augenschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Lichtkringel, verschwommenes Sehen und sogar Erbrechen. Der Augapfel fühlt sich hart an, und das Auge ist gerötet. Diese Form stellt einen augenmedizinischen Notfall dar und erfordert sofortige augenärztliche Hilfe. Bitte nehmen Sie bereits leichte Veränderungen Ihres Sehens ernst – je früher das Glaukom erkannt wird, desto besser lässt sich Ihre Sehkraft erhalten.
Welche Ursachen hat ein Glaukom?
Die Entstehung eines Glaukoms ist vielschichtig und wird durch eine Vielzahl von Faktoren begünstigt. Der Hauptmechanismus besteht in einem Missverhältnis zwischen der Produktion und dem Abfluss des Kammerwassers im Auge. Dieses wird im Ziliarkörper gebildet, zirkuliert durch die vordere Augenkammer und wird über das sogenannte Trabekelwerk im Kammerwinkel wieder abgeleitet. Wenn dieser Abfluss behindert ist, steigt der Augeninnendruck langsam, aber stetig an.
Doch auch bei scheinbar normalen Druckwerten kann es zur Schädigung des Sehnervs kommen, insbesondere wenn die Durchblutung in diesem Bereich gestört ist oder der Sehnerv genetisch empfindlicher reagiert.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen das Lebensalter (ab 40 steigt das Risiko signifikant), eine familiäre Glaukomveranlagung, hohe Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, niedriger Blutdruck und chronische Durchblutungsstörungen.
Auch bestimmte Medikamente, vornehmlich kortisonhaltige Präparate – ob als Augentropfen, Inhalator oder Tablette – können den Augeninnendruck erhöhen und sollten nur unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden. In vielen Fällen ist die Ursache des Glaukoms eine Kombination mehrerer dieser Risikofaktoren.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es beim Grünen Star?
Die Therapie des Grünen Stars zielt in erster Linie darauf ab, den Augeninnendruck dauerhaft zu senken und dadurch die weitere Schädigung des Sehnervs zu verhindern. Die Basistherapie besteht meist in der regelmäßigen Anwendung von drucksenkenden Augentropfen. Diese Medikamente wirken entweder, indem sie die Produktion des Kammerwassers reduzieren oder dessen Abfluss verbessern. Je nach Wirkstoffklasse können auch Kombinationstropfen verschrieben werden.
Wenn die Tropfen nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden, kommen Laserbehandlungen zum Einsatz, wie die selektive Lasertrabekuloplastik (SLT). Sie verbessert die Durchlässigkeit des Trabekelwerks und kann in vielen Fällen den Augeninnendruck deutlich senken.
Bei fortschreitendem Glaukom oder ausgeprägten Schäden ist oft eine operative Therapie notwendig. Hierzu gehören klassische Verfahren wie die Trabekulektomie, bei der ein künstlicher Abfluss für das Kammerwasser geschaffen wird, sowie neuere minimalinvasive Verfahren (MIGS), die mit weniger Nebenwirkungen und kürzeren Heilungszeiten verbunden sind.
Wie wird Grüner Star diagnostiziert?
Die Diagnostik eines Glaukoms ist anspruchsvoll und setzt sich aus verschiedenen Untersuchungsschritten zusammen. Am Beginn steht die Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie) – sie allein reicht jedoch nicht aus, um die Erkrankung sicher zu erkennen oder auszuschließen. Wichtig ist vor allem die Beurteilung des Sehnervenkopfes (Papille), der mit speziellen Instrumenten wie dem Spaltlampenmikroskop oder der OCT (optische Kohärenztomographie) beurteilt wird. Veränderungen in der Form oder Tiefe des Sehnervenkopfes geben erste Hinweise auf eine mögliche Schädigung.
Ebenso essenziell ist die Gesichtsfeldprüfung (Perimetrie), mit der Ausfälle in der peripheren Sicht festgestellt werden können – oft lange bevor Sie sie selbst bemerken. Eine weitere wichtige Untersuchung in diesem Kontext ist die Kammerwinkelanalyse (Gonioskopie), um zwischen Offenwinkel- und Engwinkelglaukom zu unterscheiden. Auch die Messung der Hornhautdicke (Pachymetrie) kann wichtige Zusatzinformationen liefern, da dickere oder dünnere Hornhäute die Druckmessung verfälschen können.
In besonderen Fällen ergänzen bildgebende Verfahren wie die Nervenfaseranalyse oder HRT (Heidelberg Retina Tomograph) die Diagnose. Entscheidend ist: Nur ein erfahrener Augenarzt kann alle Befunde richtig einordnen und so die Grundlage für eine erfolgreiche Therapie schaffen.
Welche Glaukom-Arten gibt es?
Glaukom ist nicht gleich Glaukom. Die Erkrankung kann sich in unterschiedlichen Formen zeigen, die jeweils verschiedene Ursachen, Verläufe und Risiken mit sich bringen. Während beim primären Glaukom keine erkennbare Grunderkrankung des Auges vorliegt und die Erkrankung eigenständig auftritt, entsteht das sekundäre Glaukom infolge anderer Augen- oder Allgemeinerkrankungen.
Primäres Glaukom
Beim primären Glaukom liegt keine erkennbare Grunderkrankung des Auges vor. Es handelt sich um eine eigenständige Erkrankung. Am häufigsten tritt das primäre Offenwinkelglaukom auf, bei dem der Kammerwinkel – also der Abflussbereich für das Kammerwasser – anatomisch weit geöffnet ist, der Abfluss jedoch funktionell gestört ist. Das Kammerwasser staut sich auf, der Augeninnendruck steigt langsam an und der Sehnerv wird dauerhaft geschädigt. Diese Form verläuft chronisch und symptomarm.
Eine Sonderform ist das Normaldruckglaukom, bei dem der Augeninnendruck zwar im Normbereich liegt, es aber trotzdem zu Sehnervenschäden kommt – meist aufgrund einer gestörten Durchblutung. Seltener ist das Engwinkelglaukom, bei dem es durch einen engen Kammerwinkel zu einem akuten Verschluss und einem plötzlichen Druckanstieg kommt. Dies äußert sich durch starke Schmerzen, Sehstörungen und allgemeine Symptome wie Übelkeit – ein augenärztlicher Notfall.
Sekundäres Glaukom
Das sekundäre Glaukom entsteht als Folge anderer Erkrankungen oder äußerer Einflüsse. Mögliche Ursachen sind beispielsweise Entzündungen im Auge (Uveitis), Netzhauterkrankungen, Augentraumata, Tumoren oder operative Eingriffe. Auch eine langjährige Kortisonbehandlung – unabhängig von der Darreichungsform – kann ein sekundäres Glaukom auslösen. Diese Form des Glaukoms macht eine besonders differenzierte Diagnostik erforderlich, da die Behandlung sich immer auch auf die zugrunde liegende Erkrankung beziehen muss.
Nicht selten treten sekundäre Glaukome auch bei Allgemeinerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck auf. Auch hier gilt: Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, eine bleibende Schädigung des Sehnervs zu verhindern.
Vorbeugung und Früherkennung
Die beste Waffe gegen den Grünen Star ist die rechtzeitige Erkennung, bevor es zu irreversiblen Schäden kommt. Da die Erkrankung zu Beginn keine Beschwerden verursacht, empfehlen wir Ihnen ab dem 40. Lebensjahr regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt wahrzunehmen. Sie sollten besonders wachsam sein, wenn in Ihrer Familie bereits Glaukomfälle bekannt sind oder Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck oder starke Fehlsichtigkeit vorliegen.
Eine einfache Druckmessung genügt oft nicht – nur in Verbindung mit einer Sehnervbeurteilung und gegebenenfalls einer Gesichtsfeldprüfung kann eine sichere Aussage getroffen werden. Die Untersuchung ist schmerzlos, dauert nur wenige Minuten und kann entscheidend für den Erhalt Ihrer Sehkraft sein. Wer regelmäßig zur Kontrolle geht, kann im Fall einer Erkrankung rechtzeitig mit der Therapie beginnen und das Fortschreiten effektiv verhindern.
Verlauf und Prognose
Der Verlauf eines Glaukoms ist individuell unterschiedlich, folgt aber in vielen Fällen einem typischen Muster: Zunächst treten schleichend Ausfälle im äußeren Gesichtsfeld auf, die sich unbehandelt immer weiter ausbreiten und schließlich auch das zentrale Sehen betreffen können. Ohne Behandlung schreitet die Schädigung des Sehnervs unaufhaltsam fort – bis hin zur vollständigen Erblindung.
Wird das Glaukom jedoch früh erkannt und konsequent behandelt, lässt sich der Augeninnendruck oft dauerhaft stabilisieren. Bereits entstandene Schäden am Sehnerv lassen sich leider nicht rückgängig machen – doch das Fortschreiten der Erkrankung kann in vielen Fällen gestoppt oder deutlich verlangsamt werden. Dabei kommt es auch auf Sie an: Eine konsequente Anwendung der verordneten Augentropfen und die regelmäßige Teilnahme an Kontrolluntersuchungen sind das beste Mittel, um den Verlauf des Glaukoms günstig zu beeinflussen.
Epidemiologie: Häufigkeit und Alter der Betroffenen
Das Glaukom zählt weltweit zu den häufigsten Ursachen für irreversible Erblindung. In Deutschland sind Schätzungen zufolge rund 800.000 bis 1 Million Menschen betroffen. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen, da viele Fälle unerkannt bleiben. Besonders gefährdet sind Menschen über 60 Jahre. Ab diesem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, an einem Glaukom zu erkranken, sprunghaft an.
Auch familiäre Veranlagung spielt eine große Rolle: Wer einen Elternteil oder Geschwister mit Glaukom hat, sollte sich besonders frühzeitig und regelmäßig untersuchen lassen. Auffällig ist zudem, dass bestimmte ethnische Gruppen – etwa Menschen afrikanischer Herkunft – ein deutlich höheres Risiko aufweisen, früher und schwerer an einem Glaukom zu erkranken.
Frauen sind häufiger vom Engwinkelglaukom betroffen, während Männer häufiger das Offenwinkelglaukom entwickeln. Weltweit wird geschätzt, dass etwa 80 Millionen Menschen betroffen sind – Tendenz steigend aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung.
Grüner Star: Augenarzt Fazit
Der Grüne Star ist eine Augenerkrankung, die oft lange unbemerkt bleibt und dabei unwiederbringliche Schäden am Sehnerv verursachen kann.
Sie können jedoch viel tun, um Ihre Sehkraft zu schützen. Wir Augenärzte unterstützen Sie dabei. Eine regelmäßige Kontrolle, das Einhalten der Therapie und das Bewusstsein für mögliche Veränderungen im Sehen sind Ihre stärksten Werkzeuge. Nehmen Sie Ihre Augengesundheit ernst, wenngleich Sie (noch) keine Beschwerden haben. Der Sehnerv kennt keinen Schmerz, aber seine Schäden sind dauerhaft. Lassen Sie es nicht so weit kommen. Sprechen Sie uns an – wir nehmen uns Zeit für Sie, für Ihre Fragen und für eine fundierte Diagnostik.
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