Papillenschwellung (Stauungspapille)

Papillenschwellung (Stauungspapille)

Kategorien: AugenentzündungenVeröffentlicht am: 12. September 2022Von 5,4 min LesezeitAktualisiert: 12. September 2022

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Inhaltsverzeichnis

papillenschwellung

Was ist eine Papillenschwellung?

Unter diesem Begriff versteht man eine randunscharfe Papilla nervi optici, die zusätzlich erhaben ist. Die Schwellung der Papille geht hierbei vom Sehnervenkopf aus und tritt oftmals nur einseitig auf. Eine beidseitige Papillenschwellung ist jedoch ebenfalls möglich. Die Prominenz entwickelt, je nach Ursache, unterschiedlich schnell. Sie kann innerhalb von Stunden erkennbar werden oder über mehrere Wochen entstehen.

Die Papillenschwellung ist ein unspezifisches klinisches Zeichen und häufig nur ein Symptom einer übergeordneten Krankheit. Infrage kommen dabei unter anderem Erkrankungen des Sehnervs, des zentralen Nervensystems sowie lebensbedrohliche Systemerkrankungen. Daher sollte die Schwellung zeitnah therapiert werden. Eine Differenzialdiagnose ist zusätzlich anzuraten, um bleibende Schäden (nicht nur die Augen betreffend) zu vermeiden.

Unterschiede zwischen der Stauungspapille und der Papillenschwellung

Die Begriffe „Stauungspapille“ und „Papillenschwellung“ sind nicht synonym zu verwenden. Die Papillenschwellung bezeichnet dabei allgemein eine prominente Papilla nervi optici. Wie es dazu kam, definiert der Begriff nicht. Von einer Stauungspapille spricht man nur, wenn diese durch erhöhten Hirndruck entstanden ist. Wasser sammelt sich im Gewebe der Papille an und ein Papillen-Ödem entsteht. Die feinen Nervenbahnen und Blutgefäße, die durch die Austrittsstelle führen, weiten sich und schwellen an, wodurch die Papille deutlich hervortritt.

Als mögliche Ursachen für die Schwellung der Papille kommen daher Hirntumore, -blutungen und Abszesse infrage. Zusätzlich kann eine Meningitis, Enzephalitis oder idiopathische intrakranielle Hypertension, auch als Pseudotumor cerebri bekannt, zu diesem Krankheitsbild führen. Weiterhin kommen Stauungspapillen bei Hirntraumata, arachnoidale Adhäsionen sowie kavernösen und duralen Sinusthrombosen vor. Stauungspapillen treten zumeist beidseitig auf. Einseitige Stauungspapillen sind höchst selten, aber nicht auszuschliessen, während es bei Papillenschwellungen genau umgekehrt ist.

Ursachen der Papillenschwellung

Da es sich bei einer Papillenschwellung bei erhöhtem Hirndruck um eine Stauungspapille handelt, kommen alle genannten Ursachen dieser auch für die Papillenschwellung infrage. Ist der Hirndruck unauffällig, liegt häufig eine Entzündung zugrunde. Auch bei erhöhtem Augeninnendruck oder einer gestörten Durchblutung kommt es zu Papillenschwellungen. Zusätzlich tritt sie infiltrativ durch Krebserkrankungen, bei einigen Vergiftungen sowie einer okulären Hypotonie, also dem Verlust oder der ungenügenden Bildung von Kammerwasser, auf.
Zu den möglichen Ursachen der Papillenschwellung gehören demnach

  • Papillitis,
  • Neuroretinitis,
  • atypische Neuritis,
  • Meningoenzephalitis,
  • eine diabetische Papillopathie,
  • anteriore ischämische Optikusneuropathie (akut entzündlich und nicht entzündlich),
  • Oribtatumore,
  • Optikusscheidenmeningeom,
  • Hypertonie,
  • Optikusgliom,
  • endokrine Orbitopathie,
  • Lymphom und
  • Leukämie.

Handelt es sich um eine Stauungspapille, kommen

  • Hirntumore,
  • Kraniosynostosen,
  • Sinusnerventhrombosen,
  • Meningitis,
  • Enzephalitis und
  • die idiopathische intrakranielle Hypertension

als Ursache infrage.

Mögliche Symptome bei einer Papillenschwellung

Die Symptome richten sich nach der Ursache der Papillenschwellung. So sind Entzündungen von Fieber begleitet. Bei einer Meningitis kommt es beispielsweise zu Bewusstseinsstörungen. Diabetiker, die an einer Papillenschwellung leiden, zeigen die Ischämie möglicherweise auch in den Füssen. Bei einer Stauungspapille kommt es häufig zu Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen durch den erhöhten Hirndruck.

Spätestens im Verlauf der Erkrankung erfolgt Sehverlust. Dieser tritt in Form eines vergrösserten blinden Flecks, Sehunschärfe oder dem Verlust des zentralen Gesichtsfeldes auf.
Schmerzen können hinzukommen. Papillenschwellungen müssen aber nicht dadurch begleitet werden. Liegt der Schwellung eine Entzündung zugrunde, treten häufiger Schmerzen auf. Stauungspapillen verlaufen oftmals schmerzfrei.

Diagnostik

Für die Verdachtsdiagnose reicht häufig eine ausführliche Anamnese. Diese ist auch wichtig für die später erfolgende Differenzialdiagnostik.

Um die Papillenschwellung sicher zu diagnostizieren, wird eine Spiegelung des Augenhintergrunds durchgeführt. Dabei wird die Sehnervenpapille, der „Blinde Fleck“ auf Auffälligkeiten untersucht. Bei einer Papillenschwellung oder einer Stauungspapille ist die Sehnervenpapille gerötet, es treten um sie herum Blutungen auf und sie ist angeschwollen. Ihre Ränder grenzen sich ausserdem nicht klar ab, sondern zeigen Unschärfen.

Differenzialdiagnostik

Eine Papillenschwellung ist meist selbst nur ein Symptom. Um sie erfolgreich zu behandeln, muss man die dahinter liegende Erkrankung erfassen. Dafür schliesst sich an die Diagnostik die Differenzialdiagnostik an. Mittels der zuvor durchgeführten Anamnese wird der behandelnde Arzt über die nächsten Schritte entscheiden. Um Gehirn-Tumore, -blutungen und andere Ursachen, die zu einem erhöhten Hirndruck führen würden, auszuschliessen, wird er wahrscheinlich Computer- oder Kernspintomografie anwenden.

Um die Ursache weiter eingrenzen zu können, sind Untersuchungen wie Blutuntersuchungen, eine Sonografie des Augapfels oder Röntgenbilder nötig.

Im Falle der Papillenschwellung oder Stauungspapille ist die Differenzialdiagnostik besonders wichtig, da sie nicht selten durch schwerwiegende Erkrankungen ausgelöst wird. Ein zu langsames Handeln kann nicht nur zu dauerhaftem Sehverlust führen, sondern auch das Leben des Patienten gefährden.

Therapie der Papillenschwellung

Die Therapie richtet sich ganz nach der ursächlichen Erkrankung. Krebserkrankungen werden operativ durch vollständige oder partielle Entfernungen der Tumore behandelt. Häufig werden zusätzlich Strahlen- oder Chemotherapie eingesetzt.

Bei Stauungspapillen erfolgt oftmals eine neurochirurgische Operation, um den Hirndruck zu senken. Erst dann ist eine Besserung der Stauungspapille überhaupt möglich. Eventuell reichen auch Medikamente aus, um den Hirndruck zu normalisieren.

Bei bakteriellen Infektionen, etwa einem Abszess oder einer Meningitis, wird die Schwellung antibiotisch therapiert. Liegt die Ursache in einer chronischen Erkrankung, muss der Patient mit dafür entsprechenden Medikamenten eingestellt werden.

Prognose

Sofern die Schwellung des Sehnervenkopfes schnell abklingt, sodass der Sehnerv wieder ausreichend durchblutet wird, ist die Prognose gut. Bei einer Stauungspapille erfolgt daher zusätzlich zur Therapie der ursächlichen Erkrankung eine Drainage, um den Hirndruck zu verringern.
Geschieht das nicht, kann es zu irreversiblen Schäden kommen. Der Visusverlust erfolgt dabei durch eine sekundäre Optikusatrophie.

Wir müssen betonen, dass Sie bei jeder Sehbehinderung möglichst schnell einen Augenarzt aufsuchen müssen, damit die Ursache schnell identifiziert werden kann.

Zusammenfassung

Eine Papillenschwellung ist ein Symptom, das auf eine Erkrankung des Sehnervs, Gehirns oder eine andere Systemerkrankung hinweist. Sie tritt bei verschiedenen Krebserkrankungen sowie Entzündungen, Durchblutungsstörungen und selten auch bei Vergiftungen auf.
Ihre Ursache grenzt sie von der Stauungspapille ab. Von dieser spricht man nur, wenn die Schwellung auf erhöhten Hirndruck zurückzuführen ist.

Die Symptome richten sich nach der ursächlichen Erkrankung. Typisch für die Papillenschwellung ist ein vergrösserter Blinder Fleck, unscharfes Sehen und ein eingeschränktes Gesichtsfeld.
Eine Untersuchung in Form von einer Hintergrundspiegelung des Auges diagnostiziert die Schwellung der Papille sicher. Zusätzlich ist Differenzialdiagnostik nötig, um den Auslöser der Schwellung auszumachen.

Schnelles Handeln ist wichtig, da ansonsten Sehverlust durch den unterversorgten Sehnerv droht. Zusätzlich sind die auslösenden Krankheiten häufig schwerwiegend und müssen daher ebenfalls therapiert werden.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 714-716.
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