Myasthenie am Auge

Myasthenie am Auge

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenVeröffentlicht am: 2. Mai 2022Von 5,2 min LesezeitAktualisiert: 2. Mai 2022

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Inhaltsverzeichnis

myasthenie am auge

Die Myasthenie am Auge und was Betroffene dazu wissen müssen

An der Myasthenie leiden bis zu 200 von 1.000.000 Menschen. Dadurch ist diese Autoimmunerkrankung vergleichsweise selten, aber im Alltag der Erkrankten nicht weniger beeinträchtigend. Schliesslich kann sie je nach Ausprägung sämtliche Muskelgruppen im menschlichen Körper betreffen. Es gilt also, die Symptome rasch zu behandeln. Diese treten bei zahlreichen Patienten zunächst am Auge auf. Ist das der Fall, handelt es sich um die sogenannte okuläre Myasthenie. Sie zeigt sich an diversen Leiden, wobei die genaue Ursache der Erkrankung noch weitgehend unerforscht ist. Doch was ist die Myasthenie am Auge genau und welche Behandlungsmöglichkeiten stehen Betroffenen offen?

Was ist die Myasthenie?

Die Myasthenie beschreibt im Allgemeinen eine Muskelschwäche als Symptom unterschiedlicher Erkrankungen des Körpers. Als Ursache für diese vergleichsweise seltene Krankheit lässt sich eine Übertragungsstörung auf neuromuskulärer Ebene feststellen. Sie ist als Myasthenia gravis bekannt. Die Myasthenia gravis ist eine Autoimmunerkrankung, die bis dato nicht geheilt werden kann. Liegt eine Myastehnie vor, ist also die Reizübertragung zwischen Nerven und Muskeln gestört. Bei gesunden Menschen wandern die elektrischen Impulse durch die Nervenbahnen zu deren Enden, wo eine Ausschüttung des Überträgerstoffs Acetylcholin, abgekürzt ACh, erfolgt. Er überwindet den Spalt zwischen Nerv und Muskel, wobei er sich an dessen ACh-Rezeptoren bindet. Dadurch wird die Kontraktion ausgelöst.

Leiden Betroffene an einer Myasthenie, bildet der Organismus jedoch Antikörper, die diese Rezeptoren blockieren. Folglich lässt sich der Nervenimpuls nicht länger auf den Muskel übertragen. Als Resultat davon spüren Betroffene eine eingeschränkte Beweglichkeit ihrer Muskulatur. Auch Lähmungserscheinungen können in bestimmten Körperregionen auftreten. Dabei stellt circa die Hälfte der erkrankten Personen die Myasthenie zunächst am Auge fest. In diesem Fall kann deren okuläre Ausprägung durch den behandelnden Mediziner diagnostiziert werden.

Wie manifestiert sich die Myasthenie am Auge?

Die Myasthenie betrifft im frühen Stadium vor allem die Augenmuskeln sowie die Augenlider. Dabei zeigt sie sich an einer Reihe unspezifischer Symptome. Diese können von Laien auch als Symptome für andere Erkrankungen des Sehnervs gedeutet werden. Als Beispiele dafür sollen die Wahrnehmung von Doppelbildern oder herabhängende sowie ungewollt zufallende Augenlider dienen. Manche Betroffene können ihre Augenlider im Gegensatz dazu nicht mehr richtig schliessen. So kann es auch zu einer Ptosis, einer Augenlidlähmung kommen. Bei der Ptosis ist meist der Oberlid betroffen

Daher muss bei einem Verdacht auf die okuläre Myasthenie umgehend medizinischer Rat eingeholt werden. So lassen sich die auftretenden Symptome zielgerichtet lindern. Hier sollten Erkrankte im Zweifelsfall mehrere Expertisen unterschiedlicher Mediziner erfragen. Die neurologische Ursache der Myasthenie lässt sich nämlich häufig nicht oder erst im späten Krankheitsverlauf feststellen.

Wichtig zu wissen ist an dieser Stelle ebenfalls, dass die Symptome bei der okulären Myasthenie in der Regel nicht gleichbleibend stark auftreten. Sie werden vielmehr von der Belastung der betroffenen Muskelgruppen beeinflusst. Im Laufe des Tages nehmen sie aus diesem Grund spürbar zu. Darüber hinaus verstärken sich die Symptome meist infolge äusserer Einflüsse wie Stress, psychischen Problemen oder Infekten.

Auch zeigt sich das Leiden an der okulären Myasthenie durch eine Ausweitung auf andere Muskelgruppen. Schliesslich stellt sie überdurchschnittlich oft das erste Symptom der Myasthenia gravis als Autoimmunerkrankung dar. Im späteren Verlauf sind daher häufig auch andere Gesichtsmuskeln betroffen. Patienten können dann ihre Mimik, das Sprechen oder den Schluckvorgang nicht länger wie gewünscht kontrollieren. Über die anhaltende Krankheitshistorie hinweg kann sich die Myasthenie sodann auf andere Muskeln im Körper ausdehnen. Lediglich innere Organe sowie der Herzmuskel sind davon nicht betroffen. Dies liegt an der Reizübertragung, die bei ihnen auf andere Weise erfolgt.

Das sind mögliche Ursachen der Myasthenie

Nach wie vor sind die Ursachen der Myasthenie nicht vollständig erforscht. Bekannt ist jedoch, dass die Reizübertragung von den Nervenenden zum Muskel im Körper nicht länger korrekt nachvollzogen werden kann. Der Grund dafür ist die Blockierung der Rezeptoren durch Antikörper. Die Myasthenia gravis als Autoimmunerkrankung wird dadurch häufig mit dem Thymus in Zusammenhang gebracht. Warum die ACh-Rezeptoren-Antikörper gebildet werden, das muss jedoch noch vollständig geklärt werden.

Dabei handelt es sich beim Thymus um ein Organ, das wesentlich für die Kontrolle des Immunsystems verantwortlich ist. Hier bildet und steuert er überlebenswichtige Antikörper. Bei circa der Hälfte der untersuchten Betroffenen zeigten sich bei diesem neurologischen Vorgang Auffälligkeiten. Es ist also wahrscheinlich, dass eine Fehlfunktion des Thymus eine oder sogar die Hauptursache für die Autoimmunerkrankung darstellt. Diese Annahme wird auch durch den Aufbau der Augen- und Gesichtsmuskeln untermauert. Hier tritt die Autoimmunerkrankung in der Regel vor anderen Körperpartien auf. Das liegt an der geringen Grösse der Augenmuskeln. Diese macht sie besonders anfällig für Störungen. Ausgeprägtere Muskelgruppen hingegen können den Ausfall einiger Rezeptoren zunächst ausgleichen.

Behandlungsmöglichkeiten der okulären Myasthenie

Bis dato handelt es sich bei der Myasthenia gravis um eine unheilbare Krankheit. Auch deren Verlauf lässt sich nicht beeinflussen. Daher gilt bei der okulären Erkrankung der Ansatz, Symptome zielgerichtet zu lindern. Die Massnahmen beziehungsweise Therapiemöglichkeiten orientieren sich dabei am Krankheitsstadium, in dem sich der Patient befindet. Oft wird bei der Myasthenia gravis eine Thymektomie vorgenommen.

Sie umfassen in der Regel die medikamentöse Behandlung. Auch die operative Entfernung des Thymus ist möglich, sofern die Krankheit im frühen Kindesalter entdeckt wird. Diese Form der Therapie ist als Thymektomie bekannt. Sollte ein Thymom als Tumor am Thymus die Myasthenie verursachen, lindert dessen Entfernung die Symptome nachweislich. In der Regel genügt es für das Lindern der okulären Myasthenie jedoch, eine medikamentöse Therapie durchzuführen. Die Erfolgsaussichten sind bei ihr auch im fortgeschrittenen Alter überdurchschnittlich gut.

Daher müssen bei der okulären Erkrankung in der Regel keine invasiven Massnahmen wie eine Operation ergriffen werden. Zugleich kommt es hierbei auf den individuellen Gesundheitszustand des Patienten an. Eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ist daher in jedem Fall unverzichtbar, um eine optimale Therapie der vorliegenden Myasthenie einleiten zu können.

Quellen

  • Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 251-254.
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