Präseptale Zellulitis und Orbitalphlegmone

Präseptale Zellulitis und Orbitalphlegmone

Kategorien: AugenentzündungenVeröffentlicht am: 26. April 2022Von 5,2 min LesezeitAktualisiert: 26. April 2022

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Inhaltsverzeichnis

praeseptale zellulitis orbitalphlegmone

Die Präseptale Zellulitis – auch oft Cellulitis geschrieben – ist eine zumeist durch Bakterien verursachte Augenentzündung, die unbedingt ärztlich behandelt werden muss. Unterbleibt eine Therapie kann sie sich schlimmstenfalls in die Augenhöhle hinein ausweiten, was zu weiteren Komplikationen führen kann.

Was sind Präseptale Zellulitis und (Orbital-)Phlegmone?

Unter Präseptaler Zellulitis/ Periorbitaler Cellulitis versteht man eine Infektion des Augenlids und der umgebenden Haut. Sie ist vor der Augenhöhlenscheidewand (präseptal) lokalisiert. Wenn man von einer Entzündung des Augenlids oder der umliegenden Haut spricht, ist es auch möglich, dass der Begriff „periorbitale Cellulitis“ vom Arzt benutzt wird.

Die Orbitalphlegmone (auch orbitale Cellulitis) dagegen ist eine bakterielle Infektion der knöchernen Augenhöhle, in welcher sich der Augapfel mit allen zugehörigen Gewebeanteilen und Anhangsorganen befindet.

Beide Infekte können durch eine von den Nasennebenhöhlen oder den Zähnen ausgehende Entzündung oder durch Verletzungen des Auges hervorgerufen werden.
Die Infekte sind nicht ansteckend und können Menschen allen Alters betreffen. Besonders oft gehören Kinder zu den Patienten. Häufig sind auch Menschen mit chronischen Erkrankungen stärker betroffen, da ihr Immunsystem schwächer und damit auch Ihre Haut schlechter gegen Bakterien geschützt ist, die Krankheiten hervorrufen.

Die Präseptale Zellulitis ist die harmlosere Variante. Unterbleibt eine ärztliche Therapie kann sie sich zur orbitalen Form weiterentwickeln und gefährliche Ausmasse annehmen. Durch die Nähe zum Gehirn drohen ernsthafte Schäden, Blutvergiftungen oder der vollständige Verlust des Sehvermögens auf einem oder beiden Augen.

Der Unterschied zwischen beiden Formen der Augenentzündung in kurzen Worten:

• Die Präseptale Zellulitis tritt im Augenlidgewebe und vor der Augenhöhlenscheidewand auf und nicht dahinter.
• Bei der Orbitalphlegmone tritt die Entzündung hinter der Augenhöhlenscheidewand auf.

Ursachen

Streptococcus-Arten und Staphylococcus aureus sind die häufigsten Bakterienarten, die zu Präseptaler Zellulitis oder Phlegmone führen. Als auslösender Faktor sind aber auch andere Bakterienstämme und Pilze möglich.

Bei Kindern bis 9 Jahren wird diese Form der Augenerkrankung in der Regel durch nur eine Bakterienart verursacht. Bei älteren Kinder und Erwachsene können durch mehrere Bakterienstämme verursachte Infekte auftreten, was die Behandlung erschwert.
Hauptauslöser ist in über 90 Prozent der Fälle eine unbehandelte bakterielle Nasennebenhöhleninfektion (Sinusitis). Diese breitet sich hinter der Augenhöhlenscheidewand aus. Die Augenhöhlenscheidewand selbst ist eine dünne, faserige Membran, die den vorderen Teil des Auges bedeckt.

Weitere Ursachen sind in der Praxis häufig Zahninfektionen, von denen sich die bakterielle Infektion über das Blut ausbreitet.

Theoretisch können auch kleine Verletzungen des Auges, Insektenstiche und Tierbisse, die in der Nähe des Auges auftreten, Ursache für eine Präseptale oder Orbitale Zellulitis sein.

Symptome der präseptalen Zellulitis und der Orbitalphlegmone

Bei Patienten mit Präseptaler Zellulitis schwillt das Gewebe um das Auge deutlich an. Das betroffene Auge ist gerötet, warm und empfindlich.

Manchmal schwillt das Augenlid so sehr an, dass es kaum oder nur noch mit Mühe zu öffnen ist. Kann der Patient das Auge öffnen, ist der Seheindruck bei einer Präseptalen Zellulitus in der Regel normal. Der Augapfel tritt nicht hervor.

• Rötungen
• Schwellungen
• Spannungsgefühle
• Auge nicht hervorgetreten
• auch Fieber
• Schwierigkeiten das Auge zu öffnen
• Normale Sehkraft und Beweglichkeit des Auges

Die Symptome der Orbitalphlegmone sind schwerer. Das Auge kann deutlich hervortreten (Protosis), die Schmerzen sind stark und werden von Fieber sowie grippeartigen Symptomen begleitet. Kann der Patient das Auge noch öffnen, liegen Beeinträchtigungen der Sehkraft vor. Es kommt es zu Doppeltsehen, verschieden stark ausgeprägten Verlusten der Sehkraft und schlimmstenfalls zu einem vollständigen Verlust der Sehkraft und anderen Komplikationen.

• Rötungen
• Schwellungen
• Starke Schmerzen
• Kopfschmerzen
• Fieber
• Schwierigkeiten das Auge zu öffnen
• Gestörte Sehkraft oder Verlust der Sehkraft

Beide Formen der Augenerkrankung können einseitig oder beidseitig auftreten.

Diagnostik

Die Diagnose erfolgt zunächst durch eine visuelle Beurteilung eines Arztes. Bei leichten Formen der Präseptalen Zellulitis reicht das in der Regel aus.
Liegt der Verdacht einer (beginnenden) Infektion der Orbita vor, müssen weitere Untersuchungen (zum Beispiel auf Bakterien) erfolgen.
Eine Präseptale Zellulitis muss ständig beobachtet werden, um die Ausbreitung des Infektes in die Augenhöhle zu verhindern.

Zur Diagnose dienen neben der Untersuchung von Augen, Nase, Zähnen und Mund, Laboruntersuchungen von Blut, Augenausfluss oder Nasenabstrichen.
Bei erschwerter der Diagnose oder dem Verdacht auf eine schwere Infektion kann es notwendig sein, CT- oder MRT-Aufnahmen von Kopf, Auge und Nase anzufertigen.

Differentialdiagnose


Erkrankungen mit ähnlicher beziehungsweise nahezu identischer Symptomatik sind:

• Epidemische Keratokonjunktivitis (Adenoviren Infektion)
• Allergische Konjunktivitis
• Lidekzem (Kontaktdermatitis)
• Kawasaki Krankheit (Mukokutanes Lymphknotensyndrom)
• Idiopatische Orbitaentzündung (Pseudotumor orbitae)
• Schilddrüsen-Augenkrankheit
• Dakryozystitis (Tränensackentzündung)
• Dakryoadenitis (Tränendrüsenentzündung)

Therapie der präseptalen Zellulitis und der Orbitalphlegmone

Die Behandlung der einfachen Form der Präseptalen Zellulitis besteht aus der Verordnung eines Breitbandantibiotikums. Besteht das Risiko einer Ausbreitung, kann es angezeigt sein, Antibiotika zur schnelleren und effektiveren Therapie auch intravenös zu verabreichen.

Orbitalphlegmone ist immer ein Notfall, bei der die Einweisung ins Spital erforderlich sein kann.

Bei hartnäckigen Infektionen, an denen mehrere Bakterienstämme oder Pilze beteiligt sind, ist eine auf die individuellen Auslöser zugeschnittene Therapie notwendig. Der genaue Behandlungsplan kann nach dem Vorliegen der Laboruntersuchungen von Augensekreten, Blut und Nasenabstrichen erfolgen.

Nur in sehr schweren Fällen besteht der nächste Schritt aus einem operativen Eingriff, in dessen Rahmen ein Abfluss für Flüssigkeit aus den Nebenhöhlen oder der infizierten Augenhöhle geschaffen wird, um das weitere Ausbreiten der Infektion in der Orbita zu verhindern.

Zusammenfassung

Bei der Präseptablen Zellulitis und der Orbitalphlegmone handelt es sich um zumeist bakterielle Infektionen des Auges und der umgebenden Weichteile vor (präseptal) oder hinter (orbital) der Augenhöhlenscheidewand.

Die Präseptale Zellulitis ist leichter zu therapieren und weniger gefährlich. Wandert die Infektion bei der orbitalen Form in die Augenhöhle, drohen schlimmstenfalls weitere Infekte, die auch das Gehirn betreffen können. Beide Formen der Augenentzündung müssen umgehend von einem Augenarzt begutachtet und zügig behandelt werden.

Zögern Sie bei Symptomen, die auf eine Präseptale Zellulitis oder Orbitalphlegmone hinweisen, bitte nicht, unverzüglich Kontakt zu unseren Augenärzten in Opfikon aufzunehmen.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 107-110.
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