Abduzensparese: Ursachen und Therapie

Abduzensparese: Ursachen und Therapie

Kategorien: SehproblemeVeröffentlicht am: 15. April 2019Von 7,1 min LesezeitAktualisiert: 14. Dezember 2023

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Inhaltsverzeichnis

Abduzensparese-links

Einführung

Die Abduzensparese geht mit Symptome einer Lähmung des sechsten Hirnnervs einher, welche zu horizontalen Doppelbildern führt, bei gleichzeitigem Blick auf die Seite des paretischen Auges. Die Lähmung des Nervus abducens kann einseitig oder beidseitig auftreten. 
Eine Behandlung ist davon abhängig, wodurch diese Lähmung des Hirnnervs resultiert. Wurde sie zum Beispiel durch eine Läsion hervorgerufen?

Typische Symptome sind das Sehen von Doppelbildern oder Schielen. Diese Erkrankung kann auch angeboren sein oder als Nebenerkrankung entstehen.

Was ist eine Abduzensparese?

Unter einer Abduzensparese versteht man in der Augenheilkunde eine Lähmung des Nervus abducens.

Bei dem Fachbegriff Abduzensparese handelt es sich um zwei zusammengefügte Wörter, und zwar „Abducens“ und „Parese“. Beide Wörter entstammten den lateinischen. Ersteres bedeutet so viel wie „wegbewegen“ und Zweites ist allgemeiner Terminus für „Lähmung“.

Gemeint sind damit die Nervus abducens und Musculus rectus lateralis (seitlicher gerade Muskel), welche die zwei Bestandteile des Gehirns sind, die für das Seitwärtsdrehen der Augen über Muskeln verantwortlich sind.

Wie jeder Nerv kann auch der sechste Hirnnerv von einer Lähmung betroffen sein. Verantwortlich ist hierfür eine lokale Kompression des Nervs bei Entzündungen im Bereich der Schädelbasis. Hierdurch werden die notwenigen Reize zur Bewegung des Augapfels nicht mehr weitergegeben. Sollte dieser Nervus eingeklemmt oder beschädigt sein, dann kommt es zwangsläufig zu einer Störung und einer Augenmuskellähmung. Die Lähmung führt zu einer eingeschränkter Abduktion und horizontaler Diplopie.

Eine Lähmungserscheinung kann im inneren und äusseren Augenmuskel auftreten und wird als Ophthalmologie bezeichnet.

Was sind die Ursachen einer Abduzensparese?

Es gibt verschiedene mögliche Gründe für eine Lähmung des sechsten Hirnnervs, zu denen auch Schäden an den kleinen Blutgefäßen durch Diabetes gehören. Wenn der Hirnstamm betroffen ist, geht eine Abduzenslähmung üblicherweise mit einer Schädigung weiterer Hirnnerven einher.
Eine lokale Weitung durch Aussackungen von Arterien (Aneurysma) kann diese Beschwerden bei Hirnnerven und Muskel hervorrufen. Die Aussackungen treten im Bereich des Gehirns auf und sind raumfordernd, dabei können sie den sechsten Hirnnerv beeinträchtigen. Der Nerv erleidet einen Druck, was zur Folge hat, dass er den seitlichen Muskel nicht mehr mit den Reizen versorgt. Man spricht hier auch von einem Hirndruck (idiopathische intrakranielle Hypertension)

Zu einer Abduzensparese kann es auch durch Nervenentzündungen an der Schädelbasis kommen, wobei auch Fisteln, Hämorrhoiden und Thrombosen und dessen Konsequenzen zu einer Parese führen können. Ausgelöst werden diese Erkrankungen durch Infektionen, so zum Beispiel durch Syphilis und Borreliose.

Wenn der Krankheitsverlauf unbemerkt erfolgt, dann wird es zu Durchblutungsstörungen im Gehirn kommen. Dies wird zu neurologischen Störungen und Schädigungen führen, hierzu zählt auch die Abduzensparese. Zudem gibt es auch noch die Sarkoidose, eine Erkrankung, welche überwiegend Lymphknoten und Lunge betrifft.  Es bilden sich dabei kleinste Granulome, die durch das lymphatische System bis in die Schädelbasis – und damit zu den Nerven – vordringen können.

Hier angelangt werden sie die Funktion des sechsten Gehirnnervs beeinträchtigen. Ausserdem sind Tumore, Verletzungen und Amnesie aufgrund von Alkoholmissbrauch ebenfalls Ursachen für eine Abduzensparese.

Ergänzend lässt sich eine Vielzahl an unterschiedlichen Syndromen nennen, die oftmals von einer Lähmung des 6. Hirnnervs begleitet werden, wie zum Beispiel Sinus cavernosus Syndrom, Garcin-Syndrom, Foville-Syndrom, Moebius-Syndrom, Millard-Gubler-Syndrom.
Auch die Multiple Sklerose ist eine häufige Ursache der Erkrankung. 

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Abduzensparese genetisch bedingt ist oder durch einen Unfall verursacht werden kann. Darüber hinaus lassen sich zahlreiche Grunderkrankungen als potentielle Auslöser der Symptomatik benennen. Hinzu kommen mit dem natürlichen Alterungsprozess einhergehende Beschwerden. Tritt die Abduzenslähmung bei Kindern auf, so spielen in einem Grossteil der Fälle genetische Faktoren eine Rolle. Auch hier herrscht unmittelbarer Handlungsbedarf in Form einer eingehenden Untersuchung und einer dauerhaften Korrektur, da es sonst neben einer Beeinträchtigung der allgemeinen Entwicklung auch zu bleibenden Bewegungsstörungen der Augen kommen kann, wenn es nicht zum Eingriff kommt. Eine Klärung der Ursache bei einem Spezialisten ist unabdingbar.

Welche Symptome entstehen bei einer Abduzensparese?

Auf das Wahrnehmen von ungekreuzten Doppelbildern (Diplopie) als Symptomatik wurde bereits hingewiesen. Verstärkt wird dieses Symptom, wenn der Beim Blick in die Ferne oder zur Seite, wird dieses Symptom verstärkt. Eine typische Reaktion des Patienten ist eine zwanghafte Kopfhaltung, die dem Ziel dient, die Einschränkung in der Augenbewegung auszugleichen. Konkret erfolgt dies durch eine Drehung des Kopfes zur betroffenen Seite.

Ein weiteres unverkennbares Symptom der Abduzensparese ist ein plötzlich auftretendes einseitiges oder beidseitiges Schielen. Das bereits erwähnte Einwärtsschielen entsteht durch die deutliche Stellung der Augen in Richtung Nase. Die tiefer liegenden Ursachen dieser Symptomatik sind in einer Einschränkung oder einem vollständigen Ausfall des Musculus rectus lateralis durch die Lähmung des ihn versorgenden Nervus abducens zu finden. Diese Entwicklung führt automatisch dazu, dass der Musculus rectus medialis, der als Antagonist (ipsilateralen) des Musculus rectus lateralis fungiert, nunmehr das „Spielfeld“ kontrolliert. Konkret schlägt sich dies in einer überzogenen Aktivität des letztgenannten Muskels wider, die wiederum für das für eine Abduzensparese so typische Einwärtsschielen verantwortlich ist.

Ein weiteres unverkennbares Merkmal ist die Veränderung der Grösse des Schielwinkels je nach Blickrichtung. Ebenfalls bezeichnend ist, dass der Primärwinkel des betroffenen Auges kleiner als der Sekundärwinkel ist.

Wie findet eine Diagnose statt?

Als Augenarzt führe ich zuerst eine Anamnese und Untersuchung durch, dabei Frage ich bezüglich der Erkrankung den Patienten verschiedenes ab. Hierdurch kann ich einschätzen, ob eine Abduzensparese vorliegt. Auf Basis des klinischen Bildes muss nun festgestellt werden, wodurch die Erkrankung resultiert.

Zur Ermittlung wird eine Schichtaufnahme des Gehirns durch Computertomografie oder Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt. Teilweise wird auch auf die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) zurückgegriffen. Durch diese Bilder werden die Gründe für die Lähmung offensichtlich.

Bei älteren Patienten könnte eine Abduzensparese auf die Zuckerkrankheit (Diabetes-Erkrankung) hindeuten, hierbei wird die Diagnose mit einem Internisten erfolgen. Sollte ein Facharzt die Diagnose „Zuckerkrankheit“ stellen, dann sind weitere Untersuchungen nicht erforderlich. Während die Grunderkrankung behandelt wird, wird die Lähmung beim Patienten zurückgehen.

Wie erfolgt Behandlung und Therapie?

Die Behandlung erfolgt, indem die Ursache ermittelt und therapiert wird. Sollte der Auslöser der Abduzensparese eine Entzündung sein, dann erfolgt die Behandlung durch Medikamente. Eine raumfordernde Veränderung im Gehirn wird operativ entfernt, meistens ist dafür eine Läsion, ein Blutgerinnsel oder ein Tumor verantwortlich. Wichtig ist, dass Nervus abducens und Musculus rectus lateralis am Ende wieder effektiv arbeiten können und es zu keiner permanenten Schädigung des Muskels, des Hirnnervs oder des Auges kommt. 

Wichtig ist hierbei, dass die Behandlung so früh wie möglich geschieht, denn dann sind die Aussichten auf völlige Heilung möglich. Der Hirnnerv wird fortan wieder ohne Einschränkungen arbeiten. Sollte der Druck bereits seit Monaten bestehen, dann könnte es bereits zu irreparablen Schäden am Nerv oder am Auge gekommen sein.

Als Augenarzt habe ich auch die Möglichkeit, dass Doppeltsehen mit einer Prismenfolie in Form einer Sofortbehandlung zu unterbinden. Beim Geradeaussehen werden fortan keine Doppelbilder mehr ausgegeben. Eine solche Sofortmassnahme sind Prismengläser, das Abkleben des Brillenglases oder das Tragen einer Augenklappe. Diese Behandlungsmethode wird erfolgreich bei Säuglingen und Kindern angewendet, sobald festgestellt wird, dass diese das Schielen beginnen.

Wenn es möglich ist, die Beweglichkeit des Auges bis zur Mittellinie zu erreichen, könnte eine kombinierte Operation in Betracht gezogen werden. Dabei wird der betroffene äußere Augenmuskel gestärkt und gleichzeitig der innere Augenmuskel geschwächt.

Sollte die Abduzensparese angeboren sein, dann wird diese bei früher Diagnose vollständig ausheilen. Eine zu spät begonnene Therapie wird jedoch zum dauerhaften Verlust der gesunden Sehkraft führen. Sollte die Lähmung nach einem Jahr in Behandlung nicht zurückgehen, wird womöglich ein eingriff in Form einer Schieloperation nötig sein.

Lässt sich die Lähmung des sechsten Hirnnervs vorbeugen?

Es gibt keine aktiven Massnahmen, um eine Lähmung der Muskeln dieser Art vorzubeugen. In jedem Fall sind eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wichtig. Besonders auf Kleinkindern und Säuglinge ist zu achten, denn sollte das Doppeltsehen oder Schielen auftreten, dann sollte ein Facharzt aufgesucht werden. Gerne können Sie bei unserem Augenarzt in Opfikon Online oder telefonisch einen Termin vereinbaren.

Quellen

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