Periphere Netzhautdegenerationen
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Netzhaut, ein komplexes Netzwerk lichtempfindlicher Zellen am hinteren Teil des Auges, spielt eine entscheidende Rolle bei der Umwandlung von Licht in visuelle Informationen. Aber wie alle Gewebe kann auch die Netzhaut degenerieren. Untersuchungen haben gezeigt, dass bis zu 40% der weltweiten Bevölkerung an irgendeiner Form peripherer Netzhautdegeneration leiden, was zu einem erhöhten Risiko für Netzhautablösungen führt.
Klassifizierung der Periphere Netzhautdegenerationen
Die Klassifizierung der peripheren Netzhautdegenerationen ist essenziell, um den Schweregrad und die geeignete Behandlung zu bestimmen. Sie kann nach verschiedenen Kriterien kategorisiert werden:
Ort
- Equatorial (40%): In der Äquatorregion der Netzhaut lokalisiert.
- Peripher (50%): In den äussersten Rändern der Netzhaut gelegen.
- Kombiniert (10%): Betroffene Bereiche sowohl im equatorialen als auch im peripheren Bereich.
Pathomorphologie
- Trophisch (25%): Aufgrund von Ernährungsstörungen.
- Zugbedingt (30%): Durch mechanische Zugkräfte verursacht.
- Atrophisch (35%): Wegen des Zelltods.
- Kombination (10%): Mischung aus den genannten Typen.
Tiefe der Veränderungen
- Innerhalb der Netzhaut (15%): Veränderungen in den obersten Schichten.
- In der Netzhaut selbst (60%): Beeinträchtigt das gesamte Gewebe.
- Zwischen Netzhaut und Glaskörper (15%): Im Grenzbereich zwischen diesen beiden Strukturen.
- Zwischen Netzhaut und Aderhaut (10%): An der Grenze zum darunterliegenden Gewebe.
Arten von Degenerationen
Intra-Retinal Degenerationen
Diese Veränderungen beeinflussen primär die inneren Schichten der Netzhaut.
- Senile Retinoschisis (30% der älteren Personen): Hierbei trennen sich die Netzhautschichten, oft aufgrund des Alters. Hierbei handelt es sich um eine Trennung der Netzhautschichten durch dicke Flüssigkeit. Es betrifft 2-7% der Bevölkerung, insbesondere Personen über 40 Jahren. Diagnose und Behandlung erfolgen häufig mittels OCT und Argon-Laser-Photokoagulation.
- White-Without-Pressure (40% der Fälle): Charakterisiert durch ein weisses Erscheinungsbild der peripheren Netzhaut ohne Druck. Es ist bei bis zu 30% der normalen Augen zu finden.
- White-With-Pressure (20%): Ähnlich wie White-Without-Pressure, aber mit einem milchig-weissen Aussehen. Es betrifft 30-35% der Augen, die mit Skleraldruck untersucht wurden.
- Dark-Without-Pressure: Braune Läsion im Äquator der peripheren Netzhaut. Meist symptomlos und bedarf regelmässiger Untersuchungen.
- Andere Arten (10%): Dazu gehören periphere zystoide Degeneration, Schneeflocken-Degeneration und Perlen-Degeneration.
Vitreoretinale Degenerationen:
Hier sind der Glaskörper und die Netzhaut die Hauptakteure.
- Gitterdegeneration (35%): Gitterdegeneration betrifft etwa 6-8% der Bevölkerung und tritt häufiger bei Kurzsichtigen auf. Es handelt sich um dünne, atrophische Bereiche der Netzhaut, oft von glänzenden „Lattice“-Linien durchzogen. Diese Degeneration erhöht das Risiko für Netzhautablösungen; in 14-35% der Fälle kann es zu einer Netzhautablösung kommen. Eine Behandlung ist in der Regel nur bei Rissen oder beginnender Ablösung erforderlich.
- Schneckenspuren-Degeneration (25%): Diese Läsion tritt bei etwa 10% der Gesamtbevölkerung auf, wobei sie bei kurzsichtigen Augen mit einer Häufigkeit von bis zu 40% festgestellt wird. Sie zeichnet sich durch glitzernde weisse Punkte auf der Netzhaut aus, die in ihrer Erscheinung oft mit Frost oder Salz verglichen werden. Diese Degeneration kann in bis zu 54% der Fälle zu Netzhautrissen führen und steht in einigen Fällen in Verbindung mit der Gitterdegeneration. Es ist entscheidend, ihre Entwicklung regelmässig zu überwachen, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
- Retinale Auswüchse (40%): Kleine Vorsprünge aus der Netzhautoberfläche.
Chorioretinale Degenerationen
Diese Kategorie betrifft die Choroidea und die Netzhaut.
- Pflasterstein-Degeneration (50%): Sieht aus wie kleine Pflastersteine auf der Netzhautoberfläche.
- Periphere Netzhautdrusen (50%): Kleine, runde Ablagerungen. Protein- und Fettablagerungen zwischen dem RPE und Bruch’s Membran.
OCT (Optische Kohärenztomographie)
Die OCT ist eine fortschrittliche Bildgebungstechnik, die es ermöglicht, hochauflösende Schnittbilder der Netzhaut zu erhalten. Damit können Ärzte selbst kleinste Veränderungen und Anomalien erkennen und diagnostizieren. Für die Detektion und Bewertung der peripheren Netzhautdegenerationen hat sich die OCT als unschätzbares Werkzeug erwiesen.
Fazit
Die Gesundheit unserer Augen und insbesondere der Netzhaut ist von unschätzbarem Wert, und die peripheren Netzhautdegenerationen stellen eine ernsthafte Gefahr für unser Sehvermögen dar. In Anbetracht dessen, dass ein signifikanter Prozentsatz der globalen Bevölkerung von diesen Degenerationen betroffen ist, ist es von entscheidender Bedeutung, dass sowohl die Öffentlichkeit als auch die medizinische Gemeinschaft informiert sind und proaktiv handeln.
Die verschiedenen Arten der Degeneration, sei es durch Alterung, Ernährungsstörungen oder mechanische Faktoren, erfordern unterschiedliche Herangehensweisen in Diagnostik und Therapie. Deshalb ist eine genaue Klassifizierung und Verständnis dieser Zustände unabdingbar.
Die Rolle der optischen Kohärenztomographie (OCT) in dieser Diskussion kann nicht genug betont werden. Als eine Technologie, die es ermöglicht, die innersten Schichten der Netzhaut mit einer Detailtiefe zu visualisieren, die vorher unvorstellbar war, hat sie die Diagnose und Überwachung dieser Degenerationen revolutioniert. Sie gibt Augenärzten nicht nur die Möglichkeit, frühzeitig Anzeichen einer Degeneration zu erkennen, sondern auch den Verlauf der Erkrankung zu verfolgen und die Effektivität der Behandlungen zu bewerten.
Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Technologie allein nicht ausreicht. Eine regelmässige augenärztliche Kontrolle, insbesondere für Risikogruppen, sowie die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Symptome und Risikofaktoren sind von grösster Bedeutung.
Schliesslich sollte die Forschung in diesem Bereich weiterhin gefördert werden, um bessere Behandlungsmöglichkeiten und präventive Massnahmen zu entwickeln. Denn letztendlich zielt die gesamte Arbeit darauf ab, das Sehvermögen so vieler Menschen wie möglich zu erhalten und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Unsere Augenärzte untersuchen gerne Ihre Netzhautperipherie auch ohne vorliegende Symptome und besprechen anschliessend ausführlich den Befund mit Ihnen.
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