Retinopathia centralis serosa (RCS)
Inhaltsverzeichnis
- Retinopathia centralis serosa – nachhaltige Netzhautschädigung vorwiegend bei Männern
- Die Netzhaut – innere Augenhaut als mehrschichtiges Nervengewebe
- Ursachen für Retinopathia centralis serosa
- Symptome der Retinopathia centralis serosa
- Diagnosestellung bei RCS
- Differenzialdiagnostik
- Therapie der Retinopathia centralis serosa
- Prognose
- Zusammenfassung
Retinopathia centralis serosa (RCS)
Retinopathia centralis serosa – nachhaltige Netzhautschädigung vorwiegend bei Männern
RCS ist eine Abkürzung für die Augenerkrankung Retinopathia centralis serosa. Alternativ wird sie Morbus Kitahara oder Chorioretinopathia centralis serosa genannt.
Bei RCS handelt es sich um eine häufig bei Männern auftretende Netzhauterkrankung. In der Aderhaut der Netzhaut bilden sich kleine Löcher und Risse, aus denen die Augenflüssigkeit austritt. Dadurch löst sich das Pigmentepithel von der Netzhaut, und in der Folge davon die Netzhaut selbst aus ihrer festen Verankerung. In dem so entstehenden Spaltraum bildet sich ein Ödem als interstitielle Flüssigkeitsansammlung im Auge. Dadurch wird die Netzhaut vermehrt nach vorne in Richtung der Augenlinse gepresst; daraus ergibt sich ein örtlicher Ablöseprozess der Netzhaut, eine sogenannte Netzhautabhebung.
Doch was ist die Netzhaut überhaupt?
Die Netzhaut – innere Augenhaut als mehrschichtiges Nervengewebe
Sie kleidet die Innenseite des Auges mit einem mehrschichtigen Nervengewebe vollständig aus. Bildlich gesprochen ist die Netzhaut vergleichbar mit einer Projektionsfläche zur Abbildung der visuell wahrnehmbaren Umgebung. Die durch Lichtreize hervorgerufenen Erregungen werden an die Hirnregionen weitergeleitet.
Stäbchen und Zapfen als Fotorezeptoren registriert und in elektrische Impulse umgewandelt. Sie werden ihrerseits über andere Nervenzellen der Netzhaut an den Sehnerv und dann an das Sehzentrum im Gehirn weitergeleitet. Im hinteren Bereich der Netzhaut befinden sich die Stelle des schärfsten Sehens, die Fovea im Zentrum des gelben Fleckens Macula lutea sowie die Austrittsstelle des Sehnervs.
Ursachen für Retinopathia centralis serosa
Für das medizinische Krankheitsbild Retinopathia centralis serosa lässt sich keine eindeutige Anamnese mit Auslösefaktor erstellen. Auch heute noch ist die eigentliche Ursache weder bekannt noch abschliessend erforscht.
In zahlreichen wissenschaftlichen Studien hat sich erwiesen, dass Retinopathia centralis serosa als Netzhauterkrankung im direkten Zusammenhang mit Stress auftritt. Stress in diesem Sinne ist gleichbedeutend mit einer ständigen bis hin zu erhöhten Alarmbereitschaft des menschlichen Organismus – Stichwort Dauerstress.
Jeder Mensch und jeder Körper verarbeitet Stress ganz individuell. Viele, aber keineswegs alle erkranken stressbedingt an RCS. Als eine weitere Ursache wird von einer genetischen Veranlagung zu Retinopathia centralis serosa ausgegangen.
Symptome der Retinopathia centralis serosa
Die Patienten klagen in der Regel über folgende Symptome:
- Verschlechterung der Sehschärfe
- Gesichtsfeld Einschränkungen
- Grauer Fleck im Zentrum des Gesichtsfeldes
- Verzerrtes Bild (Metamorphopsie)
- Die Gegenstände erscheinen kleiner, als in der Realität
Die Patienten haben das Gefühl, dass ihre Sehkraft sich nach heller Beleuchtung langsam erholt (als hätte er/sie in die Sonne geschaut).
Augenschmerzen begleiten diese Erkrankung in der Regel nicht. Farbwahrnehmungsstörungen und Kontrastverlust kommen bei vielen Patienten vor.
Diagnosestellung bei RCS
Die Diagnose der Retinopathia centralis serosa wird mit der Spaltlampenuntersuchung der Netzhaut und der opthischen Koherenztomographie (OCT) gestellt. In der diagnostischen OCT-Aufnahme zeigt sich das typische Bild der abgehobenen sensorischen Netzhaut in der Makula.
Mittels Gesichtsfelduntersuchung kann das Ausmass des zentralen Gesichtsfelddefektes bestimmt werden.
Darüber hinaus werden die Sehschärfe sowie das Kontrast- und Farbensehen geprüft.
Letztendlich wird dem Patienten Farbstoff in eine Armvene gespritzt und die Verteilung des Farbstoffes in den Gefässen der Netz- und Aderhaut der Augen geprüft. In der Regel wird eine undichte Stelle gefunden, aus der die Flüssigkeit unter die Netzhaut sickert.
Differenzialdiagnostik
Der Augenarzt muss die RCS von anderen, ähnlich aussehenden Netzhautkrankheiten unterscheiden.
In erster Linie müssen wir die RCS von der altersbedingten Makuladegeneration, der idiopatischen polypoidalen Vaskulopathie, der Grubenpapille, dem Aderhauttumor, der rissbedingten Netzhautablösung und diversen Aderhautentzündungen unterscheiden.
Die OCT- und Fluoreszenzangiographie-Bilder, das biomikroskopische Bild an der Spaltlampe und die typischen Symptome des Patienten bestimmen die Diagnose eindeutig.
Therapie der Retinopathia centralis serosa
Eine Therapie erübrigt sich oftmals, weil sich die vorhandenen Ödeme von selbst zurückbilden. Ca 85-90% der Fälle heilen innerhalb von 3-4 Monaten spontan, ohne Behandlung ab. Deswegen ist es wichtig, alle Patienten mit RCS nach spätestens 3 Monaten erneut zu untersuchen.
Anderenfalls empfiehlt sich eine Laserbehandlung. Die undichte Stelle wird in der Aderhaut verödet, sodass die Netzhaut wieder an ihrem Untergrund im Auge anhaftet. Die Folgen sind leichte narbige, jedoch problemlose Veränderungen. Bei einem erneuten Auftreten von Retinopathia centralis serosa wird es deutlich ernster. Die dann stärker ausgeprägten Verödungsnarben können durchaus das Sehvermögen beeinträchtigen.
Ist die Makula als der Ort des schärfsten Sehens betroffen, kommt die photodynamische Therapie zum Einsatz. Dem Patienten wird ein lichtempfindliches Medikament in die Armvene gespritzt. Das verteilt sich im gesamten Körper. Durch die gezielte Laserbehandlung wird das Medikament an punktgenau der undichten Netzhautstelle aktiviert.
Der Mikropulslaser (Unterschwellen-Laser) kann beim Verschliessen der Leckage in chronischen Fällen helfen.
In den letzten Jahren wurden verschiedene Medikamente ausprobiert, welche den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können. Aldosteron-Antagonisten, Ketokonazol (Pilzmedikament) und Charboanhydrasehemmer können die Resorption der Flüssigkeitsansammlung in der Netzhaut beschleunigen.
Prognose
Als direkte Ursachenbekämpfung sollte das Stressausmass dauerhaft gesenkt werden. In diesem Fall sind die Heilungsaussichten ausgesprochen positiv. Als Faustregel gilt, dass innerhalb der nächsten zehn bis zwölf Monate RCS erneut auftritt, wenn der Patient seinen Stress nicht deutlich reduziert.
Erfahrungsgemäss bildet sich RCS innerhalb von drei bis vier Monaten nach der Behandlung zurück. Mögliche, keineswegs aber wahrscheinliche bleibende Dauerschäden sind Einschränkungen in der Sehfähigkeit oder in der Farbenwahrnehmung.
Zusammenfassung
RCS ist eine Erkrankung, bei deren Heilungsprozess der Betroffene gefragt ist und selbst einiges tun kann – indem er die Ursache Stress bekämpft oder anders gesagt in den Griff bekommt. An diesem Punkt sind Entspannungs- oder auch Stressbewältigungstechniken hilfreich bis notwendig.
Schafft das der Erkrankte, ist er dauerhaft geheilt und, wie man sagt, mit einem blauen Auge davongekommen. Wenn nicht, dann kommt er langfristig an einigen bis hin zu bis gravierenden Einschränkungen seines Sehvermögens nicht vorbei.
Wenn Sie die oben beschriebenen Symptome haben und eine fachärztliche Beurteilung wünschen, können Sie gerne bei unserem Augenarzt in Opfikon neben Zürich Oerlikon einen Termin vereinbaren. Unsere Augenärzte sind auf Diagnostik und Behandlung dieser Art spezialisiert.
Quellen
- Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 553-556.
- Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 305-307.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Retinopathia_centralis_serosa
- https://eyewiki.aao.org/Central_Serous_Chorioretinopathy
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