Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Kategorien: SehproblemeVeröffentlicht am: 18. März 2019Von 8,9 min LesezeitAktualisiert: 16. Februar 2024

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Inhaltsverzeichnis

Alterssichtigkeit-Presbyopie

Die altersbedingte Weitsichtigkeit ist ein ganz natürliches Phänomen

Ab dem 40. Lebensjahr verschlechtert sich das Sehen und die ersten Symptome der Alterssichtigkeit beginnen. Viele Menschen beginnen Mitte 40, in der Nähe nicht mehr so gut zu sehen. Sie halten ihre Zeitung, Briefe oder Bücher weit von sich, um die darauf befindlichen Informationen lesen zu können.

Dieses als Altersweitsichtigkeit bezeichnete Phänomen ist keine Augenerkrankung und auch keine Fehlsichtigkeit im engeren Sinne. 

Sie ist vielmehr eine ganz normale Alterserscheinung und auf einen natürlichen Verschleiss des Augenapparates zurückzuführen. Fachärzte sprechen hier von einer sogenannten Presbyopie.

Wenn Sie über 40 sind und unscharf in die Nähe sehen und möchten dies abklären lassen, dann können Sie gerne einen Untersuchungstermin bei unserem Augenarzt in Zürich Opfikon vereinbaren.

Die Ursache für die Alterssichtigkeit (Presbyopie)

Bei einer Altersssichtigkeit, auch Presbyopie genannt, ist die Fähigkeit des scharfe Sehens im Nahbereich beeinträchtigt. Die Alterssichtigkeit tritt mit zunehmendem Alter auf. Fachärzte sagen auch, dass die sogenannte Akkomodation (= Anpassungsfähigkeit des Auges für das Sehen in der Nähe oder Ferne) zunehmend eingeschränkt ist. 

Zurückzuführen ist diese Einschränkung auf den Alterungsprozess des Augenapparates. Für ein scharfes Sehen beim Lesen beträgt der Abstand zum Schriftstück bei Normalsichtigen durchschnittlich 35 Zentimeter.

Für dieses Nahsehen ist eine Wölbung der Linse, die zu etwa 25 Prozent an der Brechkraft des Auges beteiligt ist, erforderlich. Die Linse wölbt sich, indem der die Linse umschliessende Ringmuskel (= Ziliarmuskel bzw. Corpus ciliare) kontrahiert.

Dies führt zu einer Entspannung des Aufhängeapparates der Linse, die dadurch kugelförmig wird. Die Augenlinse ist bei der Geburt noch sehr flexibel und kann dynamisch durch die Bewegung des Ziliarmuskels gestreckt oder gestaucht werden.

Aber bereits in jungen Jahren verdichtet sich (sklerosiert) das Linsengewebe, sodass die Linse nach und nach dicker wird und weniger Elastizität hat. So kann ein zweijähriges Kind noch in 5 Zentimetern Entfernung ein kleines Bild und ein siebenjähriges Kind in 7 Zentimetern Entfernung Buchstaben scharf erkennen.

Ein Zwanzigjähriger kann diese Buchstaben dagegen nur noch aus 10, ein Vierzigjähriger aus 25, ein Fünfzigjähriger aus 50 und ein Fünfundsechszigjähriger bereits nur noch aus zwei Metern Entfernung erkennen.

Bei jungen Menschen ist der Ziliarmuskel, der die Akkommodationsfähigkeit des Auges reguliert, noch weitgehend flexibel und kann die entstandenen Brechungsfehler ausgleichen.

Im Alter verliert der Ziliarmuskel an Kraft und damit an seiner Kompensationsfähigkeit. In der Folge bündelt das Auge die einfallenden Lichtstrahlen von nahen Objekten nicht mehr richtig und Gegenstände im Nahbereich können nur noch verschwommen wahrgenommen werden.

Die Symptome einer Alterssichtigkeit (Presbyopie):

Durch die zunehmend geschwächte Akkommodationsfähigkeit bzw. Scharfstellung rückt der sogenannte Nahpunkt (Punctum proximum) – die Entfernung, bei welcher ein Gegenstand noch scharf gesehen werden kann – im Alter immer weiter vom Auge weg. Objekte in der Nähe können nicht mehr scharf gesehen werden. Dies liegt am Alterungsprozess der Augen. 

Zu Beginn einer Presbyopie zeigt sich dies vorrangig bei Müdigkeit und Schummerlicht. Bei ungünstigen Lichtverhältnissen und für müde Augen ist das Lesen anstrengend.

Es kommt zu einem verschwommen Sehen sowie einem dumpfen Druckgefühl im Bereich von Augen und/oder Stirn. Ab wann letztendlich die mit einer Presbyopie einhergehenden Symptome als störend empfunden werden, hängt auch stark davon ab, ob eine Asthenopie vorliegt.

So hat die zunehmende Einschränkung der Akkommodation beispielsweise auf kurzsichtige Menschen zunächst einen geringeren Einfluss als auf weitsichtige Personen:

Presbyopie bei normalsichtigen Personen 

Normalsichtige Menschen bemerken eine Alterssichtigkeit in aller Regel ab dem 42. Lebensjahr.

Presbyopie bei kurzsichtigen Personen

Bei einer Kurzsichtigkeit werden die einfallenden Lichtstrahlen aufgrund eines Brechungsfehlers zu stark gebündelt. Der Brennpunkt liegt daher nicht auf, sondern vor der Netzhaut. 

Es entsteht in der Ferne ein unscharfes Bild. Mit Einsetzen der Alterssichtigkeit wird diese Kurzsichtigkeit zunächst kompensiert. Daher zeigen sich die Symptome hier erst ab dem 50. Lebensjahr.

Eine Lesebrille ist oftmals zunächst nicht erforderlich. Zum Lesen muss lediglich die Brille zur Korrektur der Myopie abgenommen werden.

Presbyopie bei weitsichtigen Personen

Bei einer Weitsichtigkeit werden die einfallenden Lichtstrahlen aufgrund eines Brechungsfehlers in Linse oder Hornhaut hinter die Netzhaut projiziert. Betroffene haben die Möglichkeit Objekte scharf zu sehen, die weiter weg sind, in der Nähe dagegen nicht. Hier kann der Ziliarmuskel häufig den vorhandenen Brechungsfehler zunächst kompensieren.

Mit zunehmender Einschränkung der Linsenflexibilität und der Ziliarmuskelfunktion können die Betroffenen zunächst in der Nähe, anschliessend auch in der Ferne nicht mehr scharf sehen.

Dabei beschleunigt eine Hyperopie additiv die durch eine Alterssichtigkeit bedingten Einschränkungen in der Nahsicht. Die Alterssichtigkeit äussert sich bei weitsichtigen Personen daher bereits zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr.

Diagnosestellung

Der Augenarzt ode Augenoptiker stellt mithilfe verschiedener Testverfahren fest, ob die Alterssichtigkeit soweit fortgeschritten ist, dass die Augen durch eine Sehhilfe, Wie eine Brille oder Kontaktlinsen unterstützt werden müssen.

Augenärzte empfehlen, ab dem 40. Lebensjahr Brechkraft und Akkommodationsfähigkeit regelmässig augenärztlich kontrollieren zu lassen. Mithilfe von Sehprobentafeln wird zunächst die vorhandene Sehschärfe festgestellt.

In einem zweiten Durchlauf wird die bestmögliche Sehschärfe für das Nah- und Fernsehen determiniert. Die Sehprobentafeln werden hierbei durch ein spezielles Gerät (Phoropter) oder eine Messbrille mit verschiedenen Korrekturgläsern erneut angeschaut. 

Mithilfe der bestmöglichen Sehschärfe für alle Entfernungen kann schliesslich der Dioptrienwert für eine Sehhilfe bestimmt werden. Ein sogenannter Refraktometer bestimmt die Lichtbrechung im Auge. 

Hierzu sendet das Gerät Lichtstrahlen in das Auge und errechnet die für die Nah- und Fernsicht optimale Lichtbrechung.

Die Behandlung der Alterssichtigkeit

Da das Sehen in der Ferne bei einer Alterssichtigkeit unbeeinträchtigt ist, halten viele Betroffene beim Lesen das zu entziffernde Schriftstück immer weiter in die Ferne – weiter vom Auge weg.

Mit zunehmendem Verlust der Akkomodationsfähigkeit verschiebt sich der Nahpunkt allerdings immer weiter vom Auge weg, bis schliesslich die Armlänge nicht mehr für ein scharfes Sehen genügt.

In diesem Stadium ist das Lesen ohne Sehhilfe (Lesebrille oder Kontaktlinsen) nicht mehr möglich.

Lesebrille und Kontaktlinsen bei Alterssichtigkeit

Das scharfe Sehen nimmt mit zunehmenden Alter stetig ab. Dank einer Gleitsichtbrille lässt sich die Alterssichtigkeit korrigieren. So kann diese und andere bestehende Fehlsichtigkeiten mit nur einer Brille korrigiert werden und scharfes Sehen ist auf verschiedene Entfernungen möglich. Um die beeinträchtigte Naheinstellung bzw. Brechkraft bei einer Presbyopie auszugleichen, kann auch eine Lesebrille mit konvexen (nach aussen gewölbten) Gläsern zur Anwendung kommen.

Die Stärke der konvex gewölbten Brillengläser wird mit Dioptrien im positiven Bereich angegeben. So benötigt beispielsweise ein normalsichtiger 45-Jähriger etwa +0,75 Dioptrien, um bei einem Normalabstand von 35 Zentimetern lesen zu können.

Dieser Wert erhöht sich mit dem Alterungsprozess, durchschnittlich alle 5 Jahre um etwa +0,75 Dioptrien. Liegt eine Kurz- oder Weitsichtigkeit vor, müssen die Werte addiert werden.

Benötigt eine weitsichtige Person beispielsweise zur Korrektur der Weitsichtigkeit +2,0 Dioptrien und zur Korrektur der Alterssichtigkeit +1,5 Dioptrien, ist eine Lesebrille von insgesamt +3,5 Dioptrien erforderlich.

Die meisten Menschen benötigen allerdings eine Sehhilfe für das Fern- und Nahsehen. Um das lästige Wechseln zwischen zwei Brillen zu vermeiden, können Bifokal- oder Gleichtsichtbrillen eingesetzt werden:

  • Bifokalbrille (Zweistärkenbrille): Die Gläser sind im oberen Bereich für die Fernsicht, im unteren Bereich für die Nahsicht geschliffen. Die Bereiche werden zumeist durch eine sichtbare Kante getrennt, die von einigen Personen als störend empfunden wird.
  • Gleichsichtbrillen: Hier gehen die beiden Bereiche für die Nah- und Fernsicht gleitend ineinander über. Ein abrupter Übergang wird hier entsprechend vermieden. Zudem existiert ein Bereich für eine scharfe Mittelsicht, die für die Bildschirmarbeit erforderlich ist. Nachteilig ist die Eingewöhnungszeit, die für einige Menschen mit Schwindel und Kopfschmerzen einhergeht.

Alternativ zur Brille können auch Kontaktlinsen Abhilfe schaffen. Erhältlich sind hier neben Bifokal- und Gleitsichtlinsen, die genauso wie ihre jeweiligen Brillenpendants funktionieren, auch folgende Korrekturprinzipien zur Verbesserung der Nahsicht:

  • Monovision: Die meisten Menschen verfügen über ein sogenanntes Führungsauge (= dominantes Auge). Dieses erhält eine Kontaktlinse für die Fernsicht, das andere eine für die Nahsicht. Das Gehirn verarbeitet die Informationen aus beiden Augen so, dass sowohl in der Ferne als auch in der Nähe scharf gesehen wird. Monovision schränkt allerdings das räumliche Sehen ein, was unter anderem zu Problemen beim Autofahren führen kann.
  • Simultan-Linsen: Simultan-Linsen erzeugen mithilfe von um den Mittelpunkt konzentrisch angelegten Ringen gleichzeitig zwei Bilder auf der Netzhaut. Das Gehirn muss aus diesen Doppelbildern ein scharfes Bild für die Nah- und Fernsicht „berechnen“. Da dieses zur Umstellung etwas Zeit benötigt, gestaltet sich die Eingewöhnung für viele als schwierig.

Chirurgische Verfahren bei Alterssichtigkeit

Nicht selten kommt es im Alter neben einer Altersweitsichtigkeit, Presbyopie, zusätzlich zu einer Linsentrübung (Grauer Star/Katarakt). Im Rahmen einer Star-Operation wird eine neue Linse eingesetzt, die auch die Alterssichtigkeit kompensieren kann. 

Mögliche Linsenimplantate sind:

  • starre Multifokallinsen: Auf die Oberfläche der multifokalen Linsen aus festen Kunststoff sind mehrere Ringe mit verschiedener Brechkraft eingearbeitet, die ein scharfes Sehen in der Ferne und Nähe ermöglichen und somit starr. Im dazwischen liegenden Bereich ist das Bild dagegen nicht scharf. Daher eignen sich diese Linsen unter anderem nicht für die Bildschirmarbeit.
  • flexible bzw. akkomodierende Interokularlinsen: Diese Linsenimplantate sind verformbar und ändern hinter der Pupille ihre Position. Sie passen ihre Brechkraft entsprechend der noch vorhandenen Aktivität des Ziliarmuskels an und ermöglichen so eine scharfe Nah- und Fernsicht.

Die Alterssichtigkeit kann auch ohne das Vorhandensein eines Grauen Stars operativ korrigiert werden. In diesem Fall haben sich zwei Möglichkeiten etabliert: Monovision und Multifokallinsen. 

Durch einen operativen Eingriff (refraktive Chirurgie: refraktäre Lasertechnik) kann die oben beschriebene Monovision ebenfalls realisiert werden. Dabei wird ein Sehorgan so gelasert, dass eine scharfes Bild im Leseabstand möglich ist, während das andere Auge für die Fernsicht eingestellt wird. Da der Eingriff irreversibel ist, sollten die Vor- und Nachteile im Vorfeld genau geklärt werden. Das erwartete Ergebnis kann hierzu mithilfe von Kontaktlinsen oder einer Probebrille simuliert werden. Monovision kann auch mit Linsenimplantaten verwirklicht werden. Dies ist eher für Patienten empfohlen, die über 50 sind.

Vorbeugung

Die für die Altersweitsichtigkeit verantwortliche verschleissbedingte Linsenverhärtung kann nicht aufgehalten werden. Sie betrifft ausnahmslos alle Menschen und kann auch durch Augentrainings oder andere Massnahmen nicht verhindert werden. Ob ein Augentraining den Beginn des Elastizitätsverlusts der Linse hinauszögern kann, ist bislang ebenfalls nicht eindeutig geklärt.

Quellen

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