Amsler-Gitter-Test

Amsler-Gitter-Test

Kategorien: UncategorizedVeröffentlicht am: 1. Juli 2024Von 5,7 min LesezeitAktualisiert: 2. Juli 2024

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Inhaltsverzeichnis

Dame mit grauem Haar hält sich rechtes Auge mit der Hand zu und schaut mit dem linken Auge Auf das Amsler-Gitter

Einleitung

Der Amsler-Gitter-Test zur Früherkennung von AMD ist ein diagnostisches Instrument, das zur Beurteilung des zentralen Gesichtsfeldes und zur Erkennung von Netzhauterkrankungen, insbesondere der altersbedingten Makuladegeneration, verwendet wird. Entwickelt von dem Schweizer Augenarzt Marc Amsler in den 1940er Jahren, hat sich dieser Test als einfaches, aber äusserst wirksames Werkzeug erwiesen, um frühzeitige Anzeichen von Netzhauterkrankungen zu identifizieren. Wenn das Amsler-Gitter verzerrt wirkt, Linien verbogen oder verschwommen erscheinen oder gar unterbrochen sind bzw. fehlen, kann dies ein erstes Anzeichen für eine altersbedingte Makuladegeneration (AMD) sein, bei der die Makula beschädigt wird. Netzhauterkrankungen können schleichend verlaufen und oft erst bemerkt werden, wenn bereits ein signifikanter Sehverlust eingetreten ist. Daher ist die frühzeitige Erkennung entscheidend, um geeignete Behandlungsmassnahmen einleiten und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen zu können. Der Funktionstest ermöglicht es Patienten und Augenärzten, Veränderungen im zentralen Gesichtsfeld schnell und unkompliziert festzustellen.

Aufbau und Funktionsweise des Amsler-Gitter-Tests

Beschreibung des Tests

Der Amsler-Gitter-Test besteht aus einem quadratischen Gittermuster, das in der Regel auf ein weisses Papier gedruckt ist. Das Gitter ist in viele kleine Quadrate unterteilt, die gleichmässig verteilt sind, wodurch ein regelmässiges Raster entsteht. In der Mitte des Gitters befindet sich ein dunkler, meist schwarzer Punkt, auf den der Patient seinen Blick richten soll. Diese zentrale Fixierung ist entscheidend, um die periphere Wahrnehmung von Verzerrungen oder Auslassungen zu ermöglichen. Das Gitter selbst ist so gestaltet, dass es alle Bereiche des zentralen Gesichtsfeldes abdeckt, welches für das scharfe Sehen und das Erkennen von Details verantwortlich ist. Der Test wird wie folgt durchgeführt: Ein Auge abdecken und mit dem anderen Auge den Punkt in der Mitte in einem normalen Leseabstand von 30 bis 40 cm fixieren. Anschließend führen Sie den Test mit dem anderen Auge durch. Sie können das Gitter auch als PDF ausdrucken und zuhause einen Selbsttest durchführen.

Durchführung des Tests

  • Vorbereitung: Der Test sollte in einem gut beleuchteten Raum durchgeführt werden, wobei der Patient seine normale Lesebrille tragen sollte, falls erforderlich. Eine gute Beleuchtung ist wichtig, um sicherzustellen, dass der Patient das Gitter deutlich sehen kann und keine durch schlechte Lichtverhältnisse bedingten Verzerrungen auftreten.
  • Fixierung des Blicks: Der Patient wird gebeten, ein Auge zu schliessen und mit dem offenen Auge auf den schwarzen Punkt in der Mitte des Gitters zu schauen. Durch die Fixierung auf diesen Punkt wird sichergestellt, dass eventuelle Veränderungen im zentralen Gesichtsfeld nicht übersehen werden.
  • Beobachtung des Amsler Gitters: Während der Patient auf den zentralen Punkt fixiert, sollte er darauf achten, ob die Linien des Gitters gerade und gleichmässig erscheinen oder ob es Verzerrungen, Lücken oder verschwommene Bereiche gibt. Diese Beobachtung erfordert eine genaue und aufmerksame Betrachtung des gesamten Gitters.
  • Wiederholung: Der Überprüfung wird mit dem anderen Auge wiederholt. Dieser Schritt ist notwendig, da Netzhauterkrankungen oft ein Auge stärker betreffen können als das andere.

Interpretation der Ergebnisse

Normales Ergebnis

Bei einem normalen Ergebnis erscheinen die Linien des Gitters gerade und gleichmässig, ohne Verzerrungen oder Auslassungen. Der Patient sollte alle Quadrate klar und deutlich sehen können. Dies bedeutet, dass die Netzhaut in einem gesunden Zustand ist und keine signifikanten Veränderungen im zentralen Gesichtsfeld vorliegen. Ein normales Testergebnis ist ein gutes Zeichen für eine intakte Makula, das zentrale Areal der Netzhaut, welches für das scharfe Sehen verantwortlich ist.

Abnormales Ergebnis

Ein abnormales Ergebnis kann verschiedene Formen annehmen, darunter:

  • Verzerrungen (Metamorphopsie): Die Linien des Gitters erscheinen wellig oder gebogen. Dies kann auf Schwellungen oder Veränderungen in der Struktur der Netzhaut hinweisen.
  • Auslassungen (Skotome): Bestimmte Bereiche des Gitters sind verschwommen oder fehlen ganz. Solche Auslassungen deuten auf Bereiche hin, in denen die Netzhaut nicht mehr richtig funktioniert.
  • Verschwommene Bereiche: Teile des Gitters erscheinen unscharf oder undeutlich. Dies kann auf Flüssigkeitsansammlungen oder andere Anomalien in der Netzhaut hinweisen.

Diese Anomalien sind Anzeichen für potenzielle Netzhauterkrankungen, die weiter untersucht und behandelt werden müssen. Ein abnormales Ergebnis sollte immer Anlass für eine sofortige Konsultation eines Augenarztes sein.

Bedeutung und Anwendung des Amsler-Gitter-Tests

Früherkennung von Netzhauterkrankungen

Der Amsler-Gitter-Test ist besonders nützlich bei der Früherkennung von Erkrankungen wie der altersbedingten Makuladegeneration (AMD), einer der häufigsten Ursachen für Erblindung bei älteren Menschen. Er kann auch bei der Diagnose anderer Netzhauterkrankungen wie der diabetischen Retinopathie oder der Netzhautablösung hilfreich sein. Die frühe Diagnose dieser Erkrankungen ist entscheidend, da frühzeitige therapeutische Massnahmen das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder sogar aufhalten können. Bei der AMD beispielsweise kann eine frühe Behandlung mit Medikamenten, die die Gefässneubildung hemmen, den Sehverlust erheblich verlangsamen.

Regelmässige Selbstüberprüfung

Patienten mit einem erhöhten Risiko für Netzhauterkrankungen wird oft empfohlen, den Funktionstest regelmässig selbst durchzuführen. Dies ermöglicht eine frühzeitige Erkennung von Veränderungen im zentralen Gesichtsfeld, was eine rechtzeitige medizinische Intervention erleichtert. Die regelmässige Selbstüberprüfung gibt den Patienten auch die Sicherheit, dass sie ihre Sehkraft aktiv überwachen können und bei ersten Anzeichen einer Verschlechterung sofort handeln können. Besonders bei bekannten Vorerkrankungen oder familiärer Vorbelastung kann dies entscheidend sein.

Einschränkungen und Genauigkeit des Tests

Subjektivität der Ergebnisse

Da der Test auf der subjektiven Wahrnehmung des Patienten beruht, können die Ergebnisse variieren. Unterschiede in der Interpretation der Linien und Quadrate können durch individuelle Unterschiede in der Sehschärfe und der Wahrnehmung verursacht werden. Ein Patient könnte beispielsweise leichte Verzerrungen oder Auslassungen übersehen oder nicht genau berichten. Diese Subjektivität kann die Genauigkeit des Tests beeinflussen, weshalb die Ergebnisse immer in Kombination mit professionellen augenärztlichen Untersuchungen bewertet werden sollten.

Notwendigkeit weiterer Untersuchungen

Ein abnormales Ergebnis beim Amsler-Gitter Test weist auf eine mögliche Netzhauterkrankung hin, sollte jedoch durch eine gründliche augenärztliche Untersuchung ergänzt werden. Weitere diagnostische Tests wie die optische Kohärenztomographie (OCT) oder die Fluoreszenzangiographie können erforderlich sein, um die Diagnose zu bestätigen und den Schweregrad der Erkrankung zu bestimmen. Diese ergänzenden Untersuchungen der Augenheilkunde ermöglichen eine detaillierte Betrachtung der Netzhautstruktur und die Erkennung von Veränderungen, die mit dem blossen Auge oder einfachen Tests nicht sichtbar sind.

Fazit zum Amsler-Gitter-Test

Der Amsler-Gitter-Test ist ein einfaches, aber äusserst effektiver Funktionstest zur Überwachung und testen der Netzhautgesundheit, insbesondere zur Früherkennung der altersbedingten Makuladegeneration. Trotz seiner Einschränkungen bietet er wertvolle Hinweise auf mögliche Netzhauterkrankungen und ermöglicht eine frühzeitige medizinische Intervention. Regelmässige Selbsttests und augenärztliche Untersuchungen sind entscheidend für die Aufrechterhaltung der Sehkraft und die Vermeidung schwerwiegender Sehverluste. Die Kombination aus Selbstüberwachung und professioneller Diagnostik stellt sicher, dass Veränderungen im Sehvermögen frühzeitig erkannt und behandelt werden können, um die bestmögliche Lebensqualität für die Patienten zu gewährleisten. Vereinbaren Sie gerne einen augenärztlichen Termin in unserer Augenarztpraxis.

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