Augenentfernung (Enukleation)

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Augenentfernung (Enukleation)

Kategorien: BehandlungenVeröffentlicht am: 20. April 2022Von 7,2 min LesezeitAktualisiert: 2. Oktober 2023
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Inhaltsverzeichnis

augenentfernung

Einige Erkrankungen des Auges können so schwerwiegend sein, dass Ärzte und Betroffene eine Augenentfernung in Betracht ziehen. Zur Verhinderung der Ausbreitung eines Tumors ist dies oft die einzig sinnvolle Massnahme. Doch auch die Befreiung von Schmerzen in einem ohnehin blinden Auge kann durch die sogenannte Enukleation erreicht werden. Nach der Entfernung des Auges bestehen gute Aussichten auf ein Leben ohne Beschwerden. Dennoch sollte der irreversible Schritt wohldurchdacht sein.

Was ist eine Augenentfernung?

Bei der Entfernung des Auges handelt es sich um einen operativen Eingriff mit dem Ziel, den Augapfel durch ein Implantat oder eine Augenprothese zu ersetzen. Dies geht einher mit dem Verlust des Augenlichts und daher mit der Verkleinerung des Gesichtsfeldes. Da der Eingriff irreversibel ist, dient er dazu, Betroffene von einem dauerhaften Leiden zu befreien. Häufige Gründe für die Enukleation sind Tumore und anhaltende Augenschmerzen. Doch auch aus kosmetischen Gründen entscheiden sich Patienten mitunter für eine Entfernung des Augapfels. Füllt das Implantat das fehlende Volumen nicht auf treten nach einiger Zeit anatomische Veränderungen der Augenhöhle und der Augenlider, sowie Gewebe auf.

Die Augenentfernung wird unter Vollnarkose durchgeführt und dauert wenige Stunden. Am Ende der Behandlung erhält der Patient das sogenannte Glasauge, eine Augenprothese, als Ersatz, das optisch nur aus nächster Nähe als solches zu erkennen ist. Durchführbar ist die Entfernung des Auges schon im Säuglings- und Kleinkindalter. Doch auch für Erwachsene ist sie oftmals der einzig sinnvolle Schritt, um wieder ein unbeschwertes Leben führen zu können. Nach der Entfernung des Auges ist anders als bei Katzen kein räumliches Sehen mehr möglich.

Warum sich Betroffene für eine Enukleation entscheiden

Zu den häufigsten Gründen, die für eine Entfernung des Auges ausschlaggebend sind, zählen Tumore. Melanome und Karzinome können das Auge und das umgebende Gewebe, wie Augenlider, nachhaltig schädigen und womöglich streuen. Sie wachsen entweder direkt im Auge oder befallen es durch Metastasen. Bösartige Tumore werden im Auge oftmals nur spät erkannt. Wenn erste bemerkbare Schmerzen und Sehprobleme auftreten, ist das Wachstum dann schon so weit fortgeschritten, dass die Entfernung des Augapfels die sicherste Methode zur Befreiung vom Tumor darstellt.

Enukleationen, die im Kindesalter durchgeführt werden, können das Resultat eines Retinoblastoms sein. Dabei handelt es sich um eine seltene Form der Krebserkrankung des Auges. Sie tritt vornehmlich bei Säuglingen und Kleinkindern auf und kann sich aufgrund einer erblichen Veranlagung, aber auch ohne besondere Ursachen entwickeln.

Schwere Augenerkrankungen, die mit starken Schmerzen einhergehen, sind ebenfalls Gründe für die operative Entfernung des Auges. Im Normalfall wird diese jedoch nur durchgeführt, wenn das betroffene Auge ohnehin schon erblindet ist. Diabetes mellitus und Blutgefässverschlüsse der Netzhaut können Auslöser für eine vermehrte Neubildung von Gefässen sein. Diese löst Blindheit sowie eine schmerzhafte Erhöhung des Augeninnendrucks aus. Doch auch Infektionen oder Verletzungen können eine Entfernung des Auges notwendig machen.

Unfälle oder Hornhautentzündungen gelten zudem als häufige Auslöser für ein Schrumpfen des Augapfels. In diesem Fall entscheiden sich einige Betroffene aus kosmetischen Gründen für den operativen Eingriff. Die Prothese befreit Patienten von einer möglichen psychischen Belastung und ermöglicht – wenn das Auge ohnehin irreversibel beschädigt ist – ein den Umständen entsprechendes normales Leben.

So läuft die operative Augenentfernung ab

Vor der Operation findet eine gründliche Untersuchung des Auges statt. So soll unter anderem ausgeschlossen werden, dass das gesunde Auge durch den Eingriff in Mitleidenschaft gezogen wird. Auch das Ausmass eines möglichen Tumors stellen die Ärzte so fest. Wenn sämtliche konventionellen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft wurden und der Patient über alle Folgen aufgeklärt wurde, wird die Operation in Betracht gezogen.

Der Eingriff nimmt etwa zwei Stunden in Anspruch und wird unter Vollnarkose durchgeführt. Dabei trennt der Arzt zunächst die Bindehaut vom Augapfel. Im nächsten Schritt werden auch Sehnerv und Augenmuskeln durchgeschnitten. An die Stelle des nun entnommenen Augapfels tritt ein Implantat, das beispielsweise aus Silikon oder Acryl besteht. Durch das Vernähen der Augenmuskeln und der Bindehaut erhält es eine gewisse Beweglichkeit. Damit endet die Operation vorerst, wobei kurz nach dem Eingriff Schmerzen und Blutergüsse, seltener aber auch Infektionen auftreten können. Mitunter leiden Patienten nach der Operation unter Kopfschmerzen und Übelkeit, was mit einfachen Medikamenten jedoch behandelt werden kann. Die meisten Patienten dürfen die Klinik nach zwei bis drei Tagen allerdings wieder verlassen.

Begleitet wird der Prozess der Heilung von regelmässigen Kontrolluntersuchungen und Verbandswechseln durch den Augenarzt. Nach etwa vier bis acht Wochen wird, nach der vollständigen Abheilung, die endgültige Prothese durch einen Ocularisten angefertigt. Dieser passt das Kunstauge optisch an das gesunde Auge an. Schliesslich ist die Prothese bereit zum Einsetzen und ersetzt so das Provisorium, das kurz nach dem Eingriff genutzt wird. Ähnlich wie bei Kontaktlinsen ist eine tägliche Pflege des Kunstauges notwendig, die mit warmem Wasser durchgeführt wird. Nach circa einem Jahr wird das Polieren oder bereits der Austausch des Kunstauges durch den Spezialisten notwendig.

Die Alternativen zur Enukleation

Die Augenentfernung ist ein unwiderruflicher Eingriff, der nicht selten auch mit einer enormen psychischen Belastung einhergeht. Sie dient somit als Ultima Ratio, wenn alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Diverse Alternativen bieten sich in manchen Fällen an.

Ist ein Tumor der Anlass für eine in Betracht gezogene Augenentfernung, kann eine Bestrahlung oder Chemotherapie den gewünschten Erfolg bringen. Jedoch ist das Tumorwachstum oft schon weit fortgeschritten, bevor Betroffene erste Symptome bemerken.

Eine Alternative zur Enukleation ist die Eviszeration, die zwar auch zum Verlust der Sehkraft im Auge führt, jedoch Vorteile im Vergleich zur vollständigen Entfernung des Augapfels mit sich bringt. Bei der Eviszeration entfernt der Arzt lediglich die Hornhaut und das Augeninnere. In den leeren Augapfel wird nun ein Implantat eingesetzt, sodass keine anatomischen Veränderungen an den Lidern und der Augenhöhle auftreten. Dieses verfügt über eine höhere Beweglichkeit als nach der vollständigen Entfernung des Augapfels. Die Eviszeration ist jedoch nicht in allen Fällen möglich.

Mitunter ist die blosse Augenentfernung nicht ausreichend. Dann kann eine Exenteration notwendig werden. Hierbei entfernt der Chirurg nicht nur den Augapfel, sondern auch sämtliche Weichteile in der Augenhöhle. Durchgeführt wird eine Exenteration vor allem bei Tumoren in der Augenhöhle.

Bevor eine Enukleation aufgrund starker Schmerzen im blinden Auge durchgeführt wird, können Medikamente, entzündungshemmende Salben oder auch Augentropfen angewandt werden. Dagegen kann die Augapfelschrumpfung (Phthisis bulbi) nicht mithilfe von konventionellen Therapiemethoden bekämpft werden. Zur optischen Wiederherstellung des Augapfels ist dann die Enukleation in Kombination mit dem Einsetzen eines Kunstauges notwendig. Falls der Eingriff nicht medizinisch notwendig ist, sollten Betroffene den Schritt jedoch genau durchdenken. Eine spätere Korrektur der Operation inklusive der Rückerlangung des Augenlichts ist nicht möglich.

Ist nach der Operation auch eine andere Therapie notwendig?

Insofern die Operation und der Heilungsprozess komplikationsfrei ablaufen, ist nach dem Ende der Behandlung keine weiterführende Therapie notwendig. Anhand einer feingeweblichen Untersuchung wird festgestellt, ob eventuelle Tumore komplett entfernt wurden oder sich über die Grenze des Auges ausgedehnt haben. Ist dies der Fall, folgt im Anschluss an die Behandlung ein weiterer Eingriff zur endgültigen Entfernung des Tumorgewebes, zum Beispiel per Chemotherapie.

Sollten jedoch keine Auffälligkeiten im entnommenen Augengewebe vorliegen, können Patienten nach dem Abheilen und dem Einsetzen des Kunstauges ein weitgehend normales Leben führen. Komplikationen wie Nachblutungen oder das Abstossen des Implantats treten selten auf. Die Sehfähigkeit besteht nun jedoch nur noch auf einem Auge. Damit geht eine Verkleinerung des Gesichtsfelds einher, an die sich Betroffene erst gewöhnen müssen. Der Prozess der Anpassung stellt oftmals eine enorme psychische Belastung dar. Die Unterstützung durch einen Psychologen sowie das Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe hilft vielen Betroffenen.

Regelmässige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt sowie Massnahmen zur Instandhaltung des Kunstauges sind nach der erfolgreich abgeschlossenen Behandlung obligatorisch.

Zusammenfassung

Die Augenentfernung ist ein unwiderruflicher operativer Eingriff, dem eine gründliche Beratung vorhergeht. Dennoch kann der Schritt sinnvoll sein, auch wenn er den endgültigen Verlust der Sehkraft auf dem betroffenen Auge bedeutet. Tumore, starke Schmerzen, aber auch eine enorme optische Beeinträchtigung können mit der Entfernung des Augapfels und dem Ersatz durch ein Implantat wirksam bekämpft werden. Nicht selten bedeutet der Verlust des Auges jedoch eine starke seelische Belastung – besonders dann, wenn die Sehkraft vorher nicht oder kaum beeinträchtigt war. Betroffene sollten den Schritt somit genau durchdenken und eventuell Alternativen in Betracht ziehen.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 131.
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