Blepharospasmus (Lidkrampf)
Inhaltsverzeichnis
- Was tun, wenn sich die Muskeln der Augenlider verkrampfen?
- Blepharospasmus: eine einführende Begriffserläuterung
- Die verschiedenen Formen von Blepharospasmus
- Wie die Nadel im Heuhaufen: Stichwort Ursachenfindung
- Die Symptomatik in ihrer gesamten Vielfalt und unterschiedlichen Ausprägung
- Empfehlung: frühzeitiger Arztbesuch & Diagnosestellung
- Botulinumtoxin & andere wirkungsvolle therapeutische Massnahmen im Diskurs
- Krankheitsverlauf & Prognose: das Wesentliche in aller Kürze
- Vom Sinn & Unsinn präventiver Massnahmen: ein Fazit
Was tun, wenn sich die Muskeln der Augenlider verkrampfen?
Als Blepharospasmus werden sämtliche Varianten von Muskelkrämpfen, die das Augenlid betreffen, bezeichnet. In der Regel treten diese beidseitig auf.
Ein erstes Symptom eines sogenannten Lidkrampfes ist ein unfreiwilliges häufiges Blinzeln, das letztendlich in sich wiederholenden, oftmals lang andauernden Kontraktionen der Augenlider resultiert.
Dass ein Blepharospasmus sozusagen ohne Vorwarnung auftritt und verständlicherweise von den Betroffenen als sehr unangenehm empfunden wird, sind nur einige der Aspekte, die die Frage nach einer schnellstmöglichen effektiven Behandlung aufkommen lassen.
Worin diese besteht erfahren Sie neben anderen wichtigen Informationen rund um das Krankheitsbild Blepharospasmus bzw. Lidkrampf in den folgenden Abschnitten.
Blepharospasmus: eine einführende Begriffserläuterung
Der aus dem griechischen stammende Begriff Blepharospasmus steht wie bereits angedeutet für einen beidseitigen Muskelkrampf im Augenlid.
Ausgelöst wird dieser durch unwillkürliche Kontraktionen des sogenannten Musculus orbicularis oculi, sprich des Augenringmuskels, der eine essentielle Rolle für den Lidschlussreflex sowie den Lidspaltenschluss spielt.
Neben der Bezeichnung Lidkrampf stösst man gelegentlich auch auf die weitaus seltener benutzten Synonyme Blepharismus bzw. Blinzelkrampf.
In der Medizin wird der Blepharospasmus der Gruppe von im Gehirn verursachten Bewegungsstörungen, im Fachjargon fokale Dystonien genannt, zugeordnet. Weitere Dystonien sind Beschäftigungsdystonien, spasmodische Dystonie, oromandibuläre Dystonie und Meige-Syndrom. Das Meige-Syndrom ist eine Kombination aus Blepharospasmus (Lidkrampf) und oromandibulärer Dystonie.
Ein wesentliches Merkmal der Dystonien besteht darin, dass sie mit der Zeit an Intensität zunehmen und letztendlich zu einem dauerhaften Verharren der jeweils betroffenen Muskulatur in einer starren Position führen.
Von der Erkrankung betroffen sind im europäischen Raum etwa drei bis vier von insgesamt 100.000 Personen. Zur besonderen Risikogruppe gehören Frauen ab dem mittleren Lebensjahr.
Die verschiedenen Formen von Blepharospasmus
Der Lidkrampf ist der zweithäufigste Form der fokalen Dystonie. In der medizinischen Fachwelt wird zwischen drei Varianten von Lidkrämpfen unterschieden, die im Folgenden etwas genauer beleuchtet werden sollen.
Der klassische Blepharospasmus
Typisch für diese Variante sind relativ kurze, wiederholt auftretende (klonische) Spasmen des Ringmuskels, die auf die Muskeln an Nase und Stirn übergreifen können.
Tonischer Blepharospasmus
Diese Lidkrampf-Form unterscheidet sich von der erstgenannten Variante durch das Auftreten vergleichsweise langanhaltender, gleichmässiger Spasmen des Ringmuskels. Zu den schwerwiegenden Folgen der Dauerkontraktion zählt eine anhaltende Verengung des Lidspaltes.
Der Lidöffnungsinhibitionstyp
Diese Form von Lidkrampf lässt sich nur schwer diagnostizieren und tritt glücklicherweise nur sehr selten auf. Ein wesentliches Charakteristikum ist, dass die Betroffenen ihre Augen nach dem Lidschluss nur mit grosser Anstrengung oder gar nicht mehr öffnen können.
Im Gegensatz zu den oben genannten Formen sind für diesen Effekt nicht die Kontraktionen des Ringmuskels verantwortlich. Vielmehr liegt die Ursache in einer unzureichenden Aktivität des Musculus levator palpebrae, der für das Anheben des Oberlides zuständig ist.
Um diesen Missstand auszugleichen, kommt der Musculus frontalis (Stirnmuskel bzw. Augenbrauenheber) zum Einsatz.
Weitere Bezeichnungen für diese Untergruppe in der Kategorie der „Lidkrämpfe“ sind prätarsaler oder palpebraler Blepharospasmus sowie Lidöffnungsapraxie.
Hinweis: Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem zuletzt beschriebenen Lidöffnungsinhibitionstyp und den beiden anderen Varianten ist rein optischer Natur.
Während sich sowohl beim klassischen als auch beim tonischen Blepharospasmus um das Auge herum radiäre Falten bilden, weist der Lidöffnungsinhibitionstyp horizontale Stirnfalten auf.
Wie die Nadel im Heuhaufen: Stichwort Ursachenfindung
Die Betitelung dieses Absatzes lässt es bereits vermuten: In Sachen Ursachensuche stellt der Blepharospasmus eine Herausforderung der ganz besonderen Art dar.
Entsprechend bleiben die zugrundeliegenden Auslöser auch oftmals ungeklärt. In der Medizin bezeichnet man diese Gruppe, der der Lidkrampf zweifellos zuzurechnen ist, als idiopathische Erkrankungen, sprich Krankheitsbilder, die ohne erkennbare Ursache und unabhängig von anderen Krankheiten entstanden sind.
Wie es zu einem Blepharospasmus kommt, wurde bereits angesprochen: Verantwortlich ist eine kurzweilige oder aber länger anhaltende unwillkürliche Kontraktion des Augenringmuskels (Musculus orbicularis oculi) oder anderer rund um das Auge angesiedelter Muskeln.
Ein Forschungsansatz geht davon aus, dass die Ursachen für Lidkrämpfe im zentralen Nervensystem, genauer in den hier befindlichen Basalganglien liegen. Eindeutig wissenschaftlich belegt werden konnte diese Theorie jedoch bis dato noch nicht.
Grundsätzlich werden Lidkrämpfe mit Blick auf ihre Ursache zwei Kategorien zugeordnet: dem essentiellen sowie dem symptomatischen Blepharospasmus. Die beiden Varianten lassen sich anhand der folgenden Merkmale unterscheiden:
- Essentieller Blepharospasmus: Diese Art des unwillkürlichen Lidkrampfes, die ohne erkennbare Ursache auftritt, wird auch als primäre Form bezeichnet.
- Symptomatischer Blepharospasmus: Als Ursache der sogenannten sekundären Form werden eine Schädigung des Zentralnervensystems, eine Augen- oder Nervenerkrankung angesehen.
Abschliessend ist hier festzuhalten, dass die primäre Form des unwillkürlichen Lidkrampfes, auch unter dem Begriff essentieller Blepharospasmus weitaus häufiger auftritt als die sekundäre Variante.
Entsprechend lassen sich bei einem Grossteil der Betroffenen keine genauen Ursachen für ihre Beschwerden benennen. Jedoch gibt es Berichte, die darauf hindeuten, dass gewisse Faktoren die Symptome eines Lidkrampfes verstärken können.
Dazu zählen unter anderem helles Licht, Stress, emotionale Belastung und Zugluft. Auch Bewegung sowie Tätigkeiten, bei denen die Augen beispielsweise wie beim Lesen besonders gefordert sind, intensivieren nach Angaben von Patienten den Lidkrampf.
Handelt es sich bei äusseren Reizen wie Fremdkörpern nachweislich um die Verursacher des Lidkrampfes, so liegt eine sekundäre Form des symptomatischen Blepharospasmus vor.
Als potentielle Auslöser in dieser Rubrik können ausserdem Nebenwirkungen von Arzneimitteln sowie bestimmte Krankheitsbilder genannt werden.
Beispiele sind unter anderem das sogenannte trockene Auge (Keratoconjunctivitis sicca), andere Formen von Entzündungen und Irritationen am Auge wie die Lidrandentzündung (Blepharitis) sowie systemische neurologische Kranheitsbilder, die mit Spasmen einhergehen, allen voran Parkinson.
Die Symptomatik in ihrer gesamten Vielfalt und unterschiedlichen Ausprägung
Lidkrämpfe können sich bei jedem Patienten in anderer Form äussern. Grundsätzlich werden beide Augen von den unkontrollierbaren Kontraktionen in Mitleidenschaft gezogen.
In Bezug auf die Intensität und Art der Krämpfe kann es von Patient zu Patient jedoch gravierende Unterschiede geben. Eine Rolle spielen hier unter anderem die Dauer sowie das Ausmass der Beschwerden.
Kommt es beispielsweise über einen längeren Zeitraum hinweg zu Lidverschlüssen, so resultiert dies nicht nur in einer starken Minderung des Sehvermögens bis hin zur funktionellen Blindheit, sondern auch in einer deutlich entstellten Mimik.
Auf eines der ersten Warnzeichen, die einen Lidkrampf ankündigen, wurde bereits eingegangen. Betroffene verspüren ein Fremdkörpergefühl im Auge und reagieren darauf reflexartig mit einem vermehrten Blinzeln.
Auch mögliche Einflussfaktoren wurden bereits benannt: Treppensteigen, Autofahren, Fernsehen, Gehen und Lesen können die Symptomatik ebenso wie Wind, Licht und ein Übermass an Stress auf nicht unerhebliche Weise verstärken.
Studien zeigten ausserdem, dass die Krankheitszeichen in der Nacht weniger ausgeprägt sind als beispielsweise am Morgen.
Hält der Lidkrampf über einen längeren Zeitraum hinweg an, so kommt es zu der gleichermassen bereits angesprochenen Faltenbildung in den Partien, die um die Augen herum liegen, oder, weitaus seltener, auf der Stirn der Betroffenen.
Empfehlung: frühzeitiger Arztbesuch & Diagnosestellung
Schon fast als rhetorisch kann die Frage, wann der optimale Zeitpunkt für die Konsultation eines Augenarztes ist, betrachtet werden.
Denn grundsätzlich bedürfen alle hier aufgeführten Beschwerden, darunter das beschriebene Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben, häufiges Blinzeln und natürlich jede Form von Lidkrampf einer sofortigen augenärztlichen Abklärung.
Die Diagnosefindung beginnt zumeist mit der sogenannten Anamnese. Diese dient dem Augenarzt als Leitfaden für die anschliessenden Untersuchungen, da im Rahmen der Patientenbefragung bereits andere potentielle Krankheitsbilder bzw. Störungen von Lidschluss und Lidöffnung ausgeschlossen werden können.
Die Gefahr einer Verwechslung mit ähnlichen Störungen besteht beispielsweise bei der sogenannten Tic-Störung sowie dem einseitigen Gesichtsmuskelkrampf, in der medizinischen Fachsprache auch Spasmus hemifacialis genannt.
Diese Krankheitsbilder rufen jedoch zumeist ein einseitiges Zucken der Augen hervor und lassen sich daher von der beidseitigen Kontraktion der Augenlider, wie sie mit einem Blepharospasmus einhergeht, abgrenzen.
Im Rahmen einer sorgfältigen Differentialdiagnose erfolgt der Ausschluss weiterer Krankheiten, die von einer vergleichbaren Symptomatik begleitet werden.
Aufschluss, ob beispielsweise eine Entzündung von Hornhaut oder Bindehaut oder aber ein Fremdkörper für die Beschwerden verantwortlich ist, liefert in erster Linie die Untersuchung mit einer Spaltlampe.
Weitere Verfahren, die in Verbindung mit einer Diagnosestellung zum Einsatz kommen, sind die Elektromyografie, kurz EMG genannt, mit der die Muskelaktivität gemessen werden kann, sowie die MRT, sprich die Magnetresonanztomografie, die im Idealfall Informationen zu möglichen Verursachern im Nervensystem liefert.
Auch der Abgleich der Blinzel-Frequenz beim Patienten mit den Normalwerten ist ein essentieller Schritt bei der Bestimmung des jeweils vorliegenden Krankheitsbildes.
Botulinumtoxin & andere wirkungsvolle therapeutische Massnahmen im Diskurs
Während bei einem symptomatischen Blepharosphasmus die Ursachen therapiert werden müssen, ist ein essentieller Blepharospasmus nicht heilbar.
Lediglich für einen kurzen Zeitraum, um genauer zu sein für rund drei Monate kann das Auftreten eines erneuten Lidkrampfes mit einer sukutanen Injektion mit Botulinumtoxin Typ A, allgemein unter dem Begriff Botox bekannt, verhindert werden. Der Lidkrampf hört nach der Injektion nicht spontan auf. Er verringert sich erst nach einigen Tagen.
Für die zwar temporäre, jedoch ausgesprochen gute Wirkung des Nervengifts ist das Bakterium Clostridium botulinum verantwortlich. Wird die Behandlung vom Arzt alle drei Monate wiederholt, so bleiben die Patienten im Idealfall beschwerdefrei.
Eine Alternative zur Botox-Therapie bieten operative Eingriffe wie die partielle oder aber die vollständige Entfernung der für die Störung verantwortlichen Muskeln sowie sogenannte Suspensions-OPs.
Auch Arzneimittel wie Benzodiazepine, die die Muskelentspannung fördern, haben sich im Rahmen der Therapie von Lidkrämpfen bewährt.
Als Ergänzungstherapie ist hier ausserdem auf die Akupunktur zu verweisen.
Darüber hinaus können alle Mittel und Massnahmen hilfreich sein, die die genannten Einflussfaktoren reduzieren und die Entspannung fördern.
Vermieden werden sollten folglich psychische und physische Belastungen, viele Stunden am Computer, intensive Sonneneinstrahlung sowie Hektik und Stress.
Empfohlen wird stattdessen das Erlernen von Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Meditation und Yoga, die sich beruhigend und harmonisierend auf Körper, Seele und Geist auswirken.
Auch therapeutische Massnahmen wie Biofeedback, Hypnose und Psychotherapie können sich zusätzlich zur augenärztlichen Behandlung als positiv, da beschwerdelindernd erweisen.
Im Zweifelsfall steht Ihnen natürlich immer gerne Ihr Augenarzt in Zürich Opfikon zur Verfügung.
Ob es nun um Vorsorgeuntersuchungen, eine fundierte Beratung bezüglich der Behandlungsmöglichkeiten bestehender Augenbeschwerden, professionelle Tests oder allgemeine Tipps zum Umgang mit Lidkrämpfen geht: Im Luxaugenzentrum treffen Sie garantiert auf engagierte, kompetente und einfühlsame Ansprechpartner.
Krankheitsverlauf & Prognose: das Wesentliche in aller Kürze
Im Anfangsstadium, sprich, wenn sich ein Fremdkörpergefühl bemerkbar macht und schon bald um ein übermässig starkes Blinzeln ergänzt wird, haben sich einige Verhaltensweisen als hilfreich bewährt.
So lässt sich der bevorstehende Lidkrampf im Idealfall unter anderem durch kräftiges Gähnen oder Kaugummi kauen abwenden.
Handelt es sich bereits um ein fortgeschritteneres Stadium, so verkrampfen sich die Augenlider in immer kürzeren Abständen. Auch die Dauer jedes Krampfes verlängert sich kontinuierlich.
In Zahlen ausgedrückt kann dies bedeuten, dass es alle 15 bis 20 Sekunden zu einem Krampf der Augenlider kommt, der bis zu mehreren Minuten lang anhalten kann.
Wird ein Lidkrampf rechtzeitig erkannt, so können die genannten augenärztlichen Behandlungsmethoden rasche Linderung verschaffen und eine Eskalation verhindern.
Bei ausbleibender Diagnose und Therapie durch den Augenarzt verschlechtert sich die Prognose. Nicht heilbar sind Lidkrämpfe, deren Ursache unbekannt ist. Hier kann eine medizinische Behandlung lediglich für eine begrenzte Zeit eine Beschwerdefreiheit bewirken.
Vom Sinn & Unsinn präventiver Massnahmen: ein Fazit
Krämpfen der Augenlider effektiv vorzubeugen, ist allein aufgrund der Fülle an potentiellen Ursachen so gut wie unmöglich. Jedoch können die angesprochenen alternativen Massnahmen zur Linderung der Beschwerden häufig einen ernsten Krankheitsverlauf verhindern.
Wer beispielsweise Entspannungsübungen beherrscht, vermag im Bedarfsfall umgehend darauf zurückzugreifen und den Kontraktionen entgegenzuwirken.
Auch ein gesunder Lebensstil, der regelmässige Ruhephasen integriert, kann im besten Fall bewirken, dass Lidkrämpfe nicht so heftig ausfallen. Verhindert werden können sie auf diese Weise jedoch nicht.
Quellen
- Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 60-62.
- Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 137-138.
- http://www.neurologie.uni-goettingen.de/blepharospasmus.html
Kategorien
Allgemein
Augenärzte
Augenentzündungen
Augeninformationen
Augenliderkrankungen
Augennotfälle
Augenschmerzen
Behandlungen
Bindehautentzündung
Diagnostische Behandlung
Fremdkörper im Auge
Gesichtsfeldausfall - Skotom
Grüner Star - Glaukom
Hornhautprobleme
Netzhautprobleme
Sehprobleme
Syndrome & Augenerkrankungen