Fremdkörper im Auge

Fremdkörper im Auge

Kategorien: Fremdkörper im AugeVeröffentlicht am: 25. Juli 2022Von 7,8 min LesezeitAktualisiert: 2. Oktober 2023

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Inhaltsverzeichnis

fremdkoerper im auge

Was versteht man unter einem Fremdkörper im Auge?

Fusseln, Wimpern und kleine Insekten, aber auch Sandkörner und Schleifpartikel von Holz und Metall sowie Pflanzendorne zählen zu den Fremdkörpern im Auge. Sie können sich neben oder hinter dem Augapfel oder zwischen Augapfel und Lid befinden, auf der Hornhaut schwimmen oder schlimmstenfalls darin oder auf der Augenoberfläche feststecken. Fremdkörper in der Bindehaut, im Oberlid oder Unterlid des Auges kommen ebenfalls häufig vor. Auch Flüssigkeiten wie Chemikalien oder Reinigungsmittel, die ins Auge geraten sind, zählen zu den Fremdkörpern. Da die Hornhaut über sehr viele Nervenfasern verfügt, löst ein Fremdkörper im Auge stets ein unbehagliches Gefühl, mitunter auch Schmerzen aus. Zudem können Fremdkörper Augenverletzungen, Reizungen und Entzündungen hervorrufen.

Zu unterscheiden ist der Fremdkörper vom Fremdkörpergefühl. Das Fremdkörpergefühl kann als Zeichen eines vorhandenen Fremdkörpers oder einer damit verbundenen Hornhautverletzung auftreten, jedoch auch andere Ursachen haben. Dazu zählen Entzündungen oder Reizungen der Bindehaut oder Hornhaut, ein Gerstenkorn oder Lidrandabszess sowie Überanstrengung und trockene Augen.

Wie gelangen Fremdkörper in die Augen?

Im Normalfall schützt die Kombination aus Wimpern und Lidschlussreflex (Blinzeln) vor einem Fremdkörper im Auge. Das gelingt jedoch nicht immer. Fremdkörper können beispielsweise beim Sport oder Spielen, bei der Gartenarbeit, beim Schleifen von Holz und Metall oder durch einen übersehenen Zweig beim Waldspaziergang ins Auge geraten. Auch kleine Insekten sind mitunter schneller als der Lidschlussreflex von Oberlid und Unterlid des Auges.

Was man bei einem Fremdkörper im Auge unbedingt vermeiden sollte

Ein Fremdkörper im Auge löst das spontane Bedürfnis aus, das Auge zu reiben. Doch genau das wäre die falsche Reaktion. Je nach Beschaffenheit des Fremdkörpers kann er durch Augenreiben in die Hornhaut oder Bindehaut dringen und eine Verletzung oder stärkere Reizung hervorrufen. Vor allem Kratzer auf der Hornhaut sollte man dringenst vermeiden. Das käme einer an sich vermeidbaren Verschlimmerung der Situation gleich. Selbst wenn der Fremdkörper bereits in der Hornhaut steckt, weitet Augenreiben die Verletzung und die Gefahr für Kratzer auf der Augenoberfläche aus.

Symptome bei einem Fremdkörper im Auge

Wenn ein Fremdkörper ins Auge gelangt ist, reagiert der Körper mit einer reflexhaften Abwehrreaktion: Das Auge beginnt zu tränen und blinzeln. Insbesondere bei harmlosen Fremdkörpern wie Fusseln oder einer Wimper genügt das meist, um den Störenfried wieder loszuwerden. Neben dem Tränenfluss kann es zu einer erheblichen Rötung des Auges bzw. der Bindehaut kommen. Auch ein krampfhafter Lidschluss ist möglich. Dann ist eine Behandlung durch den Arzt notwendig. 

Hat der Fremdkörper wie Sandkörner oder Splitter bereits Schaden angerichtet und die Hornhaut an der Augenoberfläche zerkratzt (Hornhauterosion) oder steckt in ihr fest, so verursacht diese Verletzung neben Tränen und vermehrtes Blinzeln sowie Fremdkörpergefühl oftmals zusätzlich Schmerzen und eine Lidschwellung. Daneben kann es zu Lichtempfindlichkeit, verschwommenem Sehen oder zur Abnahme bis hin zum Verlust der Sehkraft kommen. Eine langanhaltende schmerzempfindliche Hornhaut oder Bindehaut ist ein Anzeichen für eine ernste Augenverletzung. Bei einer ernsten Augenverletzung sollten Sie unbedingt Untersuchungen beim Arzt vornehmen lassen.

Was kann man selbst tun, wenn ein Fremdkörper ins Auge geraten ist?

Kleine Fremdkörper zu entfernen, wie ein Sandkorn ist nicht immer leicht. Es ist ratsam, den natürlich einsetzenden Tränenfluss durch vermehrtes Blinzeln (Lidschlag) zu unterstützen. Dadurch wandert der Fremdkörper (wie zum Beispiel Sandkörner) mit etwas Glück zum inneren Augenwinkel. Von dort kann er mit einem weichen Taschentuch vom Auge vorsichtig entfernt werden. Nachdem der Fremdkörper entfernt wurde kann für einige Zeit ein Fremdkörpergefühl im Auge verbleiben, da die Hornhaut oder Bindehaut des Auges gereizt ist. 

Auch wenn sich der Fremdkörper auf der Hornhaut befindet, kann man versuchen, den Fremdkörper mit einem sauberen Tuch – ohne zu reiben, sondern allenfalls mit einer sehr leichten Wischbewegung zur Nase hin aus dem Auge zu entfernen. Dabei sind ein Vergrösserungsspiegel und gute Lichtverhältnisse hilfreich. Ausserdem ist es empfehlenswert, die Hände vor dem Hantieren am Auge zu desinfizieren, um Infektionen durch versehentliche Berührungen zu vermeiden.

Ist ein Fremdkörper im Auge Eingedrungen und steckt klar ersichtlich im Auge fest, sollten Sie allerdings auf keinen Fall versuchen diesen selbst zu entfernen. Dies gilt vor allem für Glassplitter oder scharfkantige Fremdkörper. Dies kann die Bindehaut des Auges verletzen und zu Entzündungen führen. Stattdessen sollten Sie das Auge nicht mehr berühren und sofort einen Arzt kontaktieren oder in ein Krankenhaus fahren um dort den Fremdkörper entfernen zu lassen und Komplikationen zu vermeiden. Je nach schwere der Verletzung ist meist ein chirurgischer Eingriff nötig. 

Sollte eine Chemikalie ins Auge geraten sein, sollten Sie das betroffene Auge ausgiebig mit klarem Wasser ausspülen. Das klappt am besten, wenn man sich auf den Boden legt und den Kopf zur Seite neigt – ist das rechte Auge betroffen, wird der Kopf nach rechts geneigt, bei einer linksseitigen Verletzung nach links. Nun vom inneren Augenwinkel aus Wasser über das Auge giessen. Dabei möglichst behutsam vorgehen: Das gesunde Auge sollte nicht versehentlich in den Spülvorgang einbezogen werden.

Vorsicht! Das Ausspülen mit Wasser ist zwar bei Chemikalien generell die richtige Reaktion, jedoch nicht bei einer Kontamination mit ätzendem Kalk im Auge. In diesem Fall das betroffene Auge vorsichtig abdecken mit einer sterilen Kompresse und den Notarzt rufen oder einen Augenarzt aufsuchen.

Wann zum Augenarzt?

Im Zusammenhang mit einem Fremdkörper in der Hornhaut gibt es drei Gründe, umgehend den Augenarzt oder den Notdienst einer Augenklinik aufzusuchen

  • Es handelt sich um einen Splitter aus Glas oder Metall, um einen Pflanzendorn oder um Kalk. Diese Fremdkörper dürfen aufgrund der möglichen Folgeschäden nicht in Eigenregie entfernt werden. Stattdessen das Auge bitte steril abdecken, notfalls mit der hohlen Hand schützen und umgehend den Arzt einer Notfall-Praxis aufsuchen bzw. den Notarzt rufen, welcher erste Hilfe leisten kann.
  • Der Fremdkörper lässt sich nicht durch Tränenfluss, Spülen mit Wasser oder das Aufnehmen mittels einem sauberen Tuch vom Unterlid entfernen. Das weist darauf hin, dass er in der Hornhaut steckt. Unabhängig von seiner Beschaffenheit sollte ein feststeckender Fremdkörper ausschliesslich von einer augenärztlichen Fachkraft entfernt werden. So kann der Arzt unter dem sogenannten Spaltlampenmikroskop den Fremdkörper entfernen. 
  • Auch nach Verschwinden eines Fremdkörpers durch Spülung oder vorsichtiges Aufnehmen verbleiben Beschwerden oder verschlimmern sich, indem z.B. das Auge schmerzt Dazu gehören Schmerzen, Blutungen oder andere Sekretionen aus dem Auge sowie Augenveränderungen wie eine Eintrübung der Hornhaut oder sichtbare Einblutungen. In diesem Fall sollten Sie auch einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen.

Unsere Notfall Augenärzte in Zürich Opfikon können Ihnen bei einer Fremdkörperverletzung sechs Tage die Woche (von Montag bis Samstag) helfen.

Wie untersucht der Arzt das verletzte Auge?

Nach der Anamnese untersucht der Arzt das Auge mittels Spaltlampe und fluoreszierenden Augentropfen. Damit kann der Augenarzt Hornhauterosionen, Fremdkörper und eventuell verbliebene Reste erkennen.

Zusätzliche Untersuchungen geben Aufschluss über die Stellung und Beweglichkeit der Augen, die Reichweite des Gesichtsfelds sowie über die Funktionsfähigkeit von Pupille und Augenlidern. Auch ein Test des Augeninnendrucks und der Sehschärfe durch den Augenarzt ist möglich.

Die weiteren Untersuchungsschritte richten sich nach den ersten Erkenntnissen. Bei einer Einblutung wird das Auge in der Regel mittels Ultraschall genauer untersucht, beim Verdacht auf eine schwere Verletzung wird deren Ausmass durch Computertomografie oder MRT überprüft.

Fremdkörper im Auge – so läuft die Behandlung ab

Oberflächlich festsitzende Fremdkörper sowie Reste davon werden nach Verabreichung von Augentropfen zur örtlichen Betäubung durch vorsichtiges Herausziehen entfernt. Je nach Position des Fremdkörpers wird dazu das Augenlid nach aussen geklappt.

Hat der Fremdkörper im Auge grösseren Schaden angerichtet bzw. sitzt sehr tief, wird er durch eine ambulante Operation entfernt. Auch hier sind Augentropfen zur örtlichen Betäubung meist ausreichend. Eine Vollnarkose ist nur dann notwendig, wenn es sich um eine sehr schwerwiegende Verletzung handelt. Dann kann es nötig sein, die Linse durch eine Kunstlinse zu ersetzen und/oder den Glaskörper teilweise oder ganz zu entfernen. Hat der Fremdkörper die Netzhaut im hinteren Bereich des Augapfels verletzt, wird mittels Lasertechnik behandelt.

Hat der Fremdkörper das Auge verletzt, wie eine leichte Hornhautverletzung, so kann eine Augensalbe erst nach dem entfernen des Fremdkörpers
Linderung verschaffen. Das Auge zu bewegen kann noch leichte Schmerzen verursachen. Diese klingen aber meist nach 2 bis 3 Tagen ab.

Kann einer Augenverletzung durch einen Fremdkörper vorgebeugt werden?

Verletzungen durch Fremdkörper im Auge können in vielen Fällen durch das Tragen einer Schutzbrille vermieden werden. Insbesondere bei Schleif- und Schweissarbeiten sowie beim Umgang mit Chemikalien sind rundum abschliessende Schutzbrillen empfehlenswert (und im beruflichen Umfeld nicht grundlos vorgeschrieben). Doch auch im privaten Bereich, etwa bei der Gartenarbeit oder beim Waldspaziergang, ist eine Schutzbrille, zumindest eine Sonnenbrille sinnvoll.

Auch etwas Sorgfalt im Umgang mit kleinen Pannen kann dabei helfen, Fremdkörper im Auge zu vermeiden. Beispielsweise ist es nicht empfehlenswert, nach dem Aufkehren von Glassplittern mit den Händen die Augen zu berühren – winzig kleine Glaspartikel könnten dadurch ins Auge gelangen und zu Verletzungen führen. So können Sie Verletzungen im Auge vorbeugen.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 16-17.
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