Hornhauttransplantation

Hornhauttransplantation

Kategorien: HornhautproblemeVeröffentlicht am: 17. Mai 2022Von 6,1 min LesezeitAktualisiert: 2. Oktober 2023

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Inhaltsverzeichnis

Hornhauttransplantation

Was ist eine Hornhauttransplantation?

Bei der Hornhauttransplantation, wissenschaftlich Keratoplastik genannt, ersetzt der Chirurg kranke Hornhaut durch gesundes Gewebe und stellt so das Sehvermögen wieder her. Er entfernt den beschädigten Teil der Hornhaut und setzt dafür Spendergewebe ein. Die Hornhautverpflanzung ist oft die einzige Chance, das Augenlicht zu retten. Je nach Operationsart geschieht dies entweder in Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung.

Bei welchen Hornhautproblemen ist eine Transplantation sinnvoll?

Eine Hornhauttransplantation stellt die Sehfähigkeit wieder her, wenn das Auge schwer verletzt oder aufgrund von Krankheit stark getrübt ist. Auch ein Schwund der Hornhaut oder Wölbungsanomalien sind häufige Gründe für eine solche Operation. In diesen Fällen ist die Funktion der Hornhaut extrem gestört. Das betrifft zum Beispiel die Festigkeit oder Durchsichtigkeit. Schlagen die üblichen Therapien nicht an, dann hilft oft nur noch die Verpflanzung einer gesunden menschlichen Hornhaut. Bei folgenden Problemen ist eine Hornhauttransplantation ratsam:

  • schwere Hornhautverletzungen, Entzündungen und irreversible Schäden
  • Vernarbungen infolge von Verletzungen, Entzündungen und Infektionen
  • Wölbungsanomalie oder Verformung sowie Ausdünnung der Hornhaut (Keratokonus)
  • sackartige Vorwölbung nach Gewebeschädigung
  • Untergang des Gewebes beziehungsweise Hornhautdystrophie
  • fortschreitende Augeninfektionen
  • Wassereinlagerungen in der Endothelzellschicht (Fuchs-Endotheldystrophie)
  • Kalkeinlagerungen in der Endothelzellschicht (bullöse Keratopathie)
  • gittrige oder bröckelige Einlagerungen in der Epithelschicht

Die häufigsten Gründe für eine Hornhautverpflanzung sind Wölbungsanomalien und Eintrübungen infolge von Narben oder Quellung. Verantwortlich für die Quellung ist oft eine erblich bedingte Hornhautdystrophie. In diesem Fall ist das Hornhautdothel geschädigt. Dabei handelt es sich um eine dünne Zellschicht, die die hintere, innere Oberfläche der Hornhaut auskleidet. Narben entstehen durch Verätzungen, Verbrennungen, Geschwüre, Infektionen und Verletzungen.

Manchmal basiert die Eintrübung auch auf einer Stoffwechselstörung oder einer Erbkrankheit. Es gibt zudem Infektionen und Krankheiten, die das Hornhautgewebe deutlich reduzieren. Auch nicht heilende Defekte sind möglich. In diesem Fall handelt es sich oft um einen Notfall, der eine sofortige Operation notwendig macht.

Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für die Hornhauttransplantation?

Um eine Hornhauttransplantation durchführen zu können, benötigt man Gewebe von einem Organspender. In Deutschland gibt es knapp 30 Hornhautbanken, die in ihrer Region die Aufgabe haben, Spender zu finden. In der Hornhautbank wird das dem Verstorbenen entnommene Auge für die Hornhauttransplantation in einer Augenklinik aufbereitet. Die durchschnittliche Wartezeit auf ein Transplantat beträgt in Deutschland ca. 1 Jahr. Vor der Verwendung erfolgt eine gründliche Prüfung und Untersuchung des gespendeten Materials auf Infektionskrankheiten. Ist die Hornhautspende in Ordnung, dann wird sie speziell aufbereitet. Neben dem Vorhandensein von Spendermaterial gehört der gute Zustand des Empfängerauges zu den weiteren Voraussetzungen. Das Auge muss mit Ausnahme der Hornhaut weitestgehend gesund sein. Wichtig sind ein normaler Augeninnendruck, eine intakte Netzhaut und eine gute Tränenproduktion.

Operation und Operationsarten: perforierende Keratoplastik, lamelläre Keratoplastik

Es gibt verschiedene Arten der Hornhauttransplantation. Bei der perforierenden oder durchgreifenden Keratoplastik (PKP) erfolgt der Ersatz des Gewebes in voller Dicke. Bei der lamellären Keratoplastik (DMEK, DSAEK, DALK) ersetzt der Chirurg lediglich Teilschichten, sogenannte Lamellen. Im Rahmen der perforierenden Keratoplastik schneidet der Arzt eine kreisrunde Scheibe aus der kranken Hornhaut und setzt ein gleich grosses Stück Spenderhornhaut wieder ein. Das Einnähen geschieht mithilfe sehr feiner Nähte und mit Nylonfäden, die viel dünner als ein Haar sind. Manchmal geht die Operation mit dem Austausch einer Linse, dem Lösen von Narben oder einer Glaskörperentfernung einher.

Bei der lamellären Keratoplastik (DMEK, DSAEK, DALK) behandelt der Operateur spezielle Hornhautschichten. Er erhält die gesunden Schichten und widmet sich nur dem krankhaften Gewebe. Diese Methode kommt zum Einsatz, wenn sich die Veränderungen lediglich in der hinteren (DMEK, DSAEK) oder vorderen Hornhautschicht (DALK) befinden. Man unterscheidet deshalb zwischen der vorderen Aussenschicht- und der hinteren Innenschichttransplantation. Bei der lamellären Keratoplastik ist das Abstossungsrisiko gering und zumeist heilt das Auge auch schnell. Bei der Innenschichttransplantation, der sogenannten hinteren lamellären Keratoplastik (DMEK, DSAEK), entfernt der Chirurg die schadhafte Endothelschicht. Die zusammengerollte Spenderhornhaut führt er anschliessend über einen kleinen, seitlichen Schnitt ein.

Das Spendermaterial entfaltet sich im Auge. Mithilfe einer Luftblase wird das Teil an den exakten Ort gepresst. Nähte sind bei dieser Methode nicht nötig. Der Patient liegt 24 Stunden nach der OP auf dem Rücken und kann zumeist nach etwa drei Monaten wieder gut sehen. Bei der Aussenschichttransplantation fixiert der Operateur das Spendergewebe mit Nähten. Der Arzt trennt die übrigen Hornhautschichten von der Endothelschicht und der Descemet-Membran. Da die ursprüngliche Endothelschicht erhalten bleibt, minimiert sich das Abstossungsrisiko.

Nachsorge

Nach dem Eingriff begibt sich der Patient in Bettruhe. Je nach Operationsmethode liegt er vorerst bis zu 24 Stunden auf dem Rücken. Den Verband, der nach der OP das Auge schützt, nehmen die Krankenpfleger in der Regel am nächsten Tag ab. Wichtig ist die Gabe von Augentropfen über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten. Manchmal benötigen die Patienten die Augentropfen mehrere Jahre. Je nach Ursache der Transplantation ist auch die Einnahme von antiviralen oder immununterdrückenden Medikamenten erforderlich. Darüber hinaus finden nach der OP regelmässige Kontrolltermine beim Augenarzt statt.

Vorsichtshalber meidet der Patient nach der Transplantation verletzungsträchtige Sportarten wie Boxen und Ballspiele, insofern er keine Schutzbrille trägt. Die Arbeitsunfähigkeit nach der OP erstreckt sich in der Regel über zwei Wochen. Nach rund sechs bis acht Wochen darf der Patient auch wieder ins Schwimmbad. Eine wasserdichte Schwimmbrille bringt Vorteile. Bis das Sehvermögen hergestellt ist, vergehen oft Wochen und Monate, denn die Spenderhornhaut muss erst gut einheilen. Die Fäden entfernt der Arzt nach einigen Monaten oder Jahren.

Mögliche Komplikationen bei der Hornhauttransplantation

Wie jede OP birgt auch die Hornhautverpflanzung Risiken. Da es sich beim Spendermaterial um Gewebe eines anderen Menschen handelt, sind leichte Abstoßungsreaktionen häufig. Die Abstoßung lässt sich in den meisten Fällen erfolgreich mit kortikosteroidhaltigen Augentropfen behandeln. Das körpereigene Abwehrsystem bekämpft die fremde Hornhaut, was wiederum eine Trübung mit sich bringt. Eine solche Reaktion tritt in der Regel nur in den ersten fünf Jahren nach der OP auf. Die Augen des Patienten röten sich dann und tränen. Auch kann sich das Sehvermögen verschlechtern.

Möglich ist zudem ein chronischer Endothelverlust nach einer perforierenden Keratoplastik. Die Zelldichte nimmt hier immer weiter ab. Infolgedessen kann rund 15 bis 20 Jahre nach der OP eine weitere Transplantation nötig sein. Auch bei einer erneuten Erkrankung mit Eintrübung kommt es zu einer abermaligen Verpflanzung. Allgemein ist das Abstossungsrisiko bei einer Hornhautverpflanzung jedoch sehr viel geringer als bei anderen Organtransplantationen.

Hohe Erfolgsrate

Bei der Hornhauttransplantation handelt es sich um die älteste, am häufigsten angewendete und erfolgreichste Art der Gewebeübertragung. Die Erfolgsrate ist dementsprechend hoch. Bei rund 90 Prozent aller Operierten heilt das Transplantat klar ein. Für viele Menschen gibt es gar keine andere Alternative als die Hornhauttransplantation, um die Sehfähigkeit zu erhalten oder wieder herzustellen. Wichtig für den Erfolg sind vor allem auch die Nachsorge und die regelmässige Kontrolle durch den Augenarzt.

Fazit

Für viele Menschen ist die Hornhauttransplantation die einzige Chance, wieder klar zu sehen. Es handelt sich somit um eine alternativlose und vielfach erprobte Operationsmethode mit relativ geringem Risiko und guten Erfolgsaussichten. Betroffene müssen sich rechtzeitig in einer Augenklinik behandeln lassen.

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