Mikroinvasive Glaukomchirurgie (MIGS)

Mikroinvasive Glaukomchirurgie (MIGS)

Kategorien: Grüner Star - GlaukomVeröffentlicht am: 23. August 2022Von 6,1 min LesezeitAktualisiert: 23. August 2022

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Inhaltsverzeichnis

mikroinvasive glaukomchirurgie

Grüner Star und Mikroinvasive Glaukomchirurgie

Das Glaukom, unter Patienten eher als Grüner Star bekannt, ist eine weit verbreitete Augenerkrankung. Sie hat verschiedene Ursachen – alle mit dem Ergebnis eines erhöhten bis deutlich zu hohen Augeninnendruckes. Die daraus resultierenden Gesundheitsschäden können erheblich bis irreversibel sein.

Eine Therapiemöglichkeit bietet neben der medikamentösen Behandlung des Glaukoms die mikroinvasive Glaukomchirurgie, abgekürzt MIGS.

Das Ziel: die deutliche dauerhafte Drucksenkung des Augeninnendruckes als einen der grössten Risikofaktoren von Augenerkrankungen, schlimmstenfalls bis hin zur Erblindung. Augeninnendruck, der fachsprachliche intraokulare Druck, abgekürzt IOD, ist eine der häufigsten Ursachen für spätere Sehunfähigkeit. Gemessen wird der IOD mit jeweils einem Punkt an der mm Hg-Quecksilbersäule.

Eine alternative Bezeichnung für MIGS ist die mikroinzisionale Glaukomchirurgie.

MIGS Kurzerklärung für Patienten

Neben der inzwischen etablierten Kanaloplastik gibt es eine Reihe von neuen, hoffnungsvollen Verfahren mit Mikro-Stents und Laser: Die sogenannte Mikroinvasive Glaukomchirurgie (MIGS). Bei Kanaloplastik wird der Schlemm’sche Kanal, der natürliche Abflussweg des Kammerwassers, mit einem ganz feinen Katheter über 360 Grad erweitert. Eine Drucksenkung des Augeninnendruckes lässt sich durch den verbesserten Abfluss des Kammerwassers als einer klaren Körperflüssigkeit aus der vorderen sowie der hinteren Augenkammer erreichen.

Dafür bieten sich heutzutage mit der mikroinvasiven Glaukomchirurgie mehrere bewährte Möglichkeiten an. Für den erfahrenen und bestenfalls mehr- bis langjährig praktizierenden Augenarzt ist die MIGS ein Routineeingriff.

Vorteile der mikroinvasiven Glaukomchirurgie

  • ein deutlich verkürzter Heilprozess
  • spürbar weniger Beschwerden gegenüber einer konventionellen Glaukom-OP
  • die Durchführung der MIGS ambulant im Augenzentrum

Mit einem Satz gesagt: die mikroinvasive Glaukomchirurgie ist eine in vielerlei Hinsicht schonende OP-Methode des Grünen Stars. Das Ziel der Senkung des Augeninnendruckes um mehrere mm Hg wird in den allermeisten Fällen problemlos und zeitnah erreicht.

Mikroinvasive Glaukomchirurgie und ihre Methoden

Trabekulär (iStent und Hydrus Microstent)

Der Begriff trabekulär ist abgeleitet von Trabekel als einem strangartigen Bündel von Gewebe- respektive Muskelfasern. Bei der trabekulären MIGS wird mit einem Stent, einem iStent als dem kleinsten Implantat überhaupt in der Medizin, einem iStent inject oder mit einem Hydrus Microstent die Verbindung durch das zwischen der Augenvorderkammer und dem Schlemmschen Kanal als dem natürlichen Abflussweg liegende Trabekelmaschenwerk geschaffen. Als geeignet für einen Stent gelten Glaukompatienten mit einer klaren Hornhaut, tiefer Vorderkammer, offenem sowie gut differenziertem Kammerwinkel.

Diese MIGS ermöglicht ein besseres Abfliessen des Augenkammerwassers die unmittelbare Folge ist eine Senkung des Augeninnendruckes.

Das Einsetzen des Hydrus Microstents in den Schlemm’schen Kanal ermöglicht dessen Stützung sowie Erweiterung. Wie bereits erwähnt, wird bei der Kanaloplastik der Schlemm’sche Kanal, der natürliche Abflussweg des Kammerwassers, mit einem ganz feinen Katheter über 360 Grad erweitert.

Stent, iStent und iStent inject sind Bezeichnungen für die einzelnen Generationen beziehungsweise Entwicklungsstadien von Stents in der mikroinvasiven Glaukomchirurgie.

Uveoskleral (CyPass, MINInject)

Bei dieser MIGS Methode wird das Augenkammerwasser mit Implantaten in die Blutgefässe der Aderhaut als dem grössten Abschnitt der mittleren Augenhaut, und von dort weiter über deren Venen aus dem Auge abgeleitet.

Für diese mikroinvasive Glaukomchirurgie wird das MINIject Implantat verwendet. Es ist an die Stelle des vor einigen Jahren ausgelaufenen Implantates CyPass getreten. Für den Erfolg von MIGS mit Implantaten sind entscheidend die richtige Indikationsstellung sowie eine postoperative Qualitätsbewertung der Implantation.

Subkonjunktival (XEN-Gel-Implantat, PRESSERFLO MicroShunt und MINInject)

Diese OP-Methode der MIGS wird unterhalb der Bindehaut durchgeführt. Seine Wirkung ist der einer klassischen Trabekulektomie (Filteroperation) vergleichbar. Konjunktiva ist die Fachbezeichnung für Bindehaut. Mit dem XEN-Implantat wird eine Abflussmöglichkeit des Augenkammerwassers unter die Bindehaut gelegt. Das geschieht von aussen – im Gegensatz zur trabekulären mikroinvasiven Glaukomchirurgie mit der inneren Abflussmöglichkeit.

Das XEN-Gel-Implantat wird unter die Bindehaut implantiert und sorgt dort für den reibungslosen Abfluss des Augenkammerwassers.

Ein Implantat PRESSERFLO MicroShunt wird bei dieser MIGS Methode in solchen Fällen subkonjunktival eingesetzt, in denen das Glaukom bereits fortgeschritten ist der Augeninnendruck muss möglichst bald und erfolgreich gesenkt werden.

MINIject ist ein schwammartiges Implantat aus dem Material Silikon. Der Stent ist markiert, was eine ebenso sichere wie optimale Platzierung im Auge gewährleistet. Implantiert wird mit einem dafür vorgesehenen speziellen Instrument, und die Kontrolle geschieht per kleinem Rädchen. Die Eigenschaften des MINIject Implantates sind entzündungs- und vernarbungshemmend. Der Stent ist als Implantat 4 mm lang und aus dem Material Titan kombiniert mit Polyethersulfon.

MIGS und Kahook Dual Blade ohne Implantat

Das Kahook Dual Blade, kurz KDB, ist ein chirurgisches Instrument zur Öffnung des Schlemmkanals danach ist diese alternative Methode der mikroinvasiven Glaukomchirurgie benannt.

Bei dieser MIGS wird kein Implantat eingesetzt. Anstelle dessen wird mit dem KDB als doppelschneidigem Mikromesser ein ganz feiner Streifen aus dem Trabekelmaschenwerk herausgeschnitten. Dadurch werden die Kollektorkanäle für das Augenkammerwasser freigelegt und in der Folge davon der Abflusswiderstand des Trabekelmaschenwerkes verringert – der Augeninnendruck sinkt.

KDB und MIGS ohne Implantat bieten gegenüber der mikroinvasiven Glaukomchirurgie mit Implantat diese Vorteile:

  • im Auge selbst bleiben keine Rückstände wie Implantat und Fäden
  • umliegendes gesundes Gewebe wird in keiner Weise tangiert
  • ein mögliches Komplikationsrisiko ist auf das absolute Minimum reduziert
  • eine Vernarbung ist ausgeschlossen, weil nicht inzisiert wird
  • die nachhaltige Augendrucksenkung geht mit einer deutlich reduzierten Medikamentenabhängigkeit einher

Therapieergebnisse der Mikroinvasiven Glaukomchirurgie

Als Ziel des Augeninnendruckes nach der MIGS wird ein Therapieergebnis von durchschnittlich 15 mm Hg angestrebt. Naturgemäss ist jeder Mensch ein Individuum, und jeder Körper reagiert individuell. Insofern lässt sich nicht im Voraus anhand von Zahlen und Daten festlegen, welche Reduktion des Augeninnendruckes mit der mikroinvasiven Glaukomchirurgie bei dem jeweiligen Patienten tatsächlich erreicht wird.

Das Therapieergebnis ist im Einzelfall auch davon abhängig, welche Möglichkeit einer mikroinvasiven Glaukomchirurgie der behandelnde Augenarzt dem Patienten empfiehlt Stichwort: mit oder ohne Implantat.

Mögliche Komplikationen und Risiken infolge von MIGS

Die mikroinvasive Glaukomchirurgie reduziert das Komplikationsrisiko während und nach der ambulanten Operation auf ein absolutes Minimum. Dasselbe gilt für Nachsorge und Nachbehandlung. Ein gelegentliches Blutaustreten in der vorderen Augenkammer wird erfahrungsgemäss binnen weniger Tage wieder resorbiert, anders gesagt über die Haut aufgenommen.

Ansonsten belegen Langzeitstudien sowie aktuelle Aus- und Bewertungen, dass MIGS grundsätzlich weitgehend frei von jeglichen Risiken und Komplikationen ist.

Geradezu verlockend für den Patienten sind mit MIGS deutlich schnellere Genesung sowie weniger häufige sowie weniger schwere Nebenwirkungen. Und – der Stent bewirkt ein nachhaltiges Abfliessen des Augenkammerwassers sowie die damit verbundene Senkung des Augeninnendruckes – ganz gewiss.

Zusammenfassung zu MIGS

  • Um den Abfluss von Augenkammerwasser über einen möglichst langen Zeitraum zu sichern, werden in aller Regel zwei Stents implantiert
  • Mit der MIGS ist die Therapie üblicherweise beendet. Nur wenige Patienten müssen eine anschliessende Behandlung mit Augentropfen fortsetze
  • Langzeitstudien mit dazugehörigen Ergebnissen rund um MIGS liegen zu Beginn der 2020er-Jahre noch nicht vor auch bedingt durch die überaus moderne und neue Behandlungsmethode MIGS

Sofern Sie noch nicht Patient in unserem Augenzentrum sind, empfehlen wir Ihnen, schon beim geringsten Verdacht auf Glaukom einen ersten Beratungstermin zu vereinbaren wahlweise telefonisch, online oder persönlich, wenn Sie hier in Opfikon und Umgebung wohnen. Unsere Augenärzte in Opfikon beraten Sie kompetent sowie professionell zu Chancen und Risiken rund um das Thema MIGS.

Sie können auch gerne in unsere regelmässige Samstag-Sprechstunde kommen!

Quellen

Nach oben