Neurofibromatose und Augen

Neurofibromatose und Augen

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenVeröffentlicht am: 21. September 2022Von 5,4 min LesezeitAktualisiert: 2. Oktober 2023

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Inhaltsverzeichnis

neurofibromatose

Einführung

Die Neurofibromatose beeinflusst als Störung des Nervensystems negativ die Entwicklung des Nervenzellgewebes und der Nerven und muss behandelt werden. Ohne Behandlung kann sie gefährlich bis lebensbedrohlich sein. Es gibt Therapien gegen die Neurofibromatose, allerdings ist eine echte Heilung nicht möglich, weshalb die Erkrankung viele Jahre und sogar lebenslänglich andauern kann. Die Diagnose der Neurofibromatose erfolgt mit Labortests und/oder bildgebenden Verfahren. Das erste Auftreten der Erkrankung wird bei einer bestimmten Variante oft schon vor dem fünften Lebensjahr festgestellt. Bei der genetischen Erkrankung der Neurofibromatose treten sogenannte Wucherungen oder auch Knötchen von verändertem Nervengewebe auf. Diese Knötchen sind meist unter der Haut und werden als Neurofibrome bezeichnet.

Was ist eine Neurofibromatose?

Der Begriff Neurofibromatose beschreibt eine Gruppe von Erbkrankheiten, von denen vor allem zwei bedeutsam sind (siehe nächster Abschnitt). Diese Krankheiten verursachen unter anderem Neurofibrome, die durch Mutationen im Neurofibromin 1 Gen entstehen. Diese Neurofibrome sind bestimmte Nerventumore (Plexiforme), welche die typischen Symptome wie Flecken und Beulen, einen ungewöhnlich grossen Kopf, möglicherweise eine Lernbehinderung und weitere Beeinträchtigungen verursachen. Auf der Haut entstehen oft flache Flecken, die farblich an Milchkaffee erinnern (und deshalb auch manchmal Cafe-au-lait-Flecken genannt werden). Manchmal kommt es auch zu Gliome, dies sind primäre Tumore des zentralen Nervensystems. Gliome treten meistens im Gehirn auf.

Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant und somit geschlechtsunabhängig, weil das vererbende Gen zu keinem Geschlechts-Chromosom gehört. Es ist ein sogenanntes Allel mutiert, also ein Gen eines Chromomensatzes aus insgesamt zwei Genen. Die Krankheit kann also gleichermassen von der Mutter oder vom Vater kommen.

Typen der Neurofibromatose

Man kann medizinisch acht verschiedene Arten der Neurofibromatose unterscheiden. Zwei davon erzeugen Krankheitsbilder mit klinischer Bedeutung:

  • NF1 (Neurofibromatose Typ 1 mit den Krankheitsbildern Morbus Recklinghausen und periphere Neurofibromatose)
  • NF2 (Neurofibromatose Typ 2, auch als zentrale Neurofibromatose bekannt)

Die Schwannomatose (SWN) rechnen viele Mediziner seit den frühen 2000er Jahren den auf Neurofibromatose basierenden Spektrumerkrankungen zu. Um sie zu diagnostizieren, bedarf es der histologischen Sicherung von mindestens zwei nicht intradermalen Schwannomen. Ob diese Zuordnung korrekt ist, steht mit Stand 2022 immer noch in der Diskussion. Eine SWN weicht in wesentlichen Punkten von der klassischen Neurofibromatose ab.

Unter anderem sind die betroffenen Patienten meistens älter als 30 Jahre, es gibt kein Vestibularisschwannom und auch keine NF2-Mutation. Die betroffenen Patienten klagen häufig über chronische Schmerzen bei dieser Erkrankung. Sinnvoller erscheint es mit gegenwärtigem Erkenntnisstand, auf die beiden Hauptvarianten der Neurofibromatose NF1 und NF2 zu fokussieren.

Ursachen der Neurofibromatose

Die Ursache der Erkrankung der Neurofibromatose ist eine genetische Mutation, die in der Regel vererbt wird. Nach jüngeren Erkenntnissen kann aber das betroffene Gen auch spontan mutieren, was die These stützen würde, dass die später im Leben auftretende Schwannomatose auch eine echte Neurofibromatose ist. Die Mutationen der beiden anerkannten Hauptvarianten NF1 und NF2 sowie ihre Auswirkungen sind bekannt:

  • Mutationen im NF1-Gen erzeugen ein abnormales Neurofibromin-Protein.
  • Mutationen im NF2-Gen führen zum Verlust eines Proteins namens Merlin.

Beide genannten Proteine regulieren das Zellwachstum. Daher bilden sich Tumore, wenn sie sich abnormal verhalten (NF1) oder ganz verschwinden (NF2).

Neurofibromatose: Symptome

Die Symptome der Neurofibromatose unterscheiden sich je nach Variante.

Symptome bei NF1 (Auftreten schon vor dem fünften Lebensjahr bei Kindern, aber auch später):

  • flache, hellbraune Hautflecken (Cafe-au-lait-Flecken)
  • Sommersprossen in den Achselhöhlen oder in der Leistengegend
  • Veränderungen der Iris, die wie winzige Beulen erscheinen
  • weiche Beulen unter oder auf der Haut
  • Deformitäten der Knochen
  • Sehschwäche durch einen Tumor am Sehnerv (Optikusgliom)
  • Kleinwüchsigkeit
  • überdurchschnittliche Kopfgrösse
  • Lernbehinderungen

Symptome bei NF2 (erstes Auftreten etwa ab dem 12. Lebensjahr)

  • Klingeln in den Ohren und allmählicher Hörverlust
  • permanente Kopfschmerzen
  • grössere Gedächtnislücken
  • Schwäche und Taubheit in den Extremitäten
  • Sehstörungen und Sehverschlechterung durch den grauen Star
  • eingefallenes Gesicht

Das Hauptsymptom einer Schwannomatose sind die chronischen Schmerzen, die überall im Körper auftreten. Auch fühlen sich verschiedene Körperteile häufig taub an. Ein einsetzender Muskelverlust führt zu allgemeiner Schwäche und weiteren Komplikationen bei der Erkrankung.

Diagnose einer Neurofibromatose

Um das Syndrom Neurofibromatose sicher zu diagnostizieren, sind Tests nötig. Im Rahmen der Anamnese werden die Patient*innen auch befragt, doch gerade beim Typ NF1 sind die betroffenen kleinen Kinder meistens noch nicht sehr auskunftsfähig. Ein Teil der Diagnostik beinhaltet das Erfassen der Familiengeschichte, um herauszufinden, ob es Vorfahren mit dem Krankheitsbild gab oder gibt. Von den Knochen lässt der Arzt Röntgenbilder anfertigen, um festzustellen, ob die Neurofibromatose zu Knochenanomalien oder anderen Komplikationen geführt hat. Diese und Tumore im Gehirn oder im Rückenmark werden auch per CT und MRT ermittelt. Gerade Letzteres liefert sehr viele Details um das Syndrom der Neurofibromatose zu bestimmen.

Üblich ist bei der Diagnostik einer Neurofibromatose auch ein Gentest, um detaillierte Informationen über das Vorliegen von NF1- oder NF2-Genen zu erhalten. Eine Biopsie dient der Überprüfung, ob die Neurofibromatose zur Vorstufe einer Krebserkrankung geführt hat. Bei allen Informationen, welche die Diagnostik liefert, ist leider keine Prävention möglich, weil die Neurofibromatose genetisch bedingt ist.

Sie kann zu verschiedenen Komplikationen führen. Der Typ NF1 führt zu neurologischen Ausfällen, Sehstörungen, Problemen mit dem Skelett, Herz-Kreislauf-Belastungen und Hypertonie, Kleinwüchsigkeit, Neurofibrome, einem zu grossen Kopf, Atemproblemen und möglicherweise Krebs, wobei die häufigste Variante ein gutartiger Nebennierentumor ist.

NF2 kann eine teilweise bis vollständige Ertaubung verursachen, des Weiteren Schäden der Gesichtsnerven, Sehstörungen, kleinere gutartige Hauttumore, Taubheit und Schwäche in den Extremitäten sowie multiple gutartige Tumore unter anderem in der Wirbelsäule. Die Schwannomatose löst chronische Schmerzen aus.

Neurofibromatose: Behandlung

Die Therapie der Neurofibromatose zielt auf die Linderung der Symptome ab, weil die Krankheit selbst nicht heilbar ist. Bei Vorliegen von Tumoren kommen Operationen und eine Chemotherapie infrage. Die medikamentöse Behandlung erfolgt mit Antikonvulsiva, welche die Nerven beruhigen und Nervenschmerzen lindern. Neuropathische Schmerzen, die eine häufige Begleiterscheinung der Neurofibromatose sind, lassen sich mit trizyklischen Antidepressiva sowie mit Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmern (SNRIs) lindern. Mithilfe der Neurochirurgie können Tumore entfernt werden, die sich als Folge der Neurofibromatose gebildet haben.

Zusammenfassung

Die Neurofibromatose ist genetisch bedingt und wird von einem Elternteil vererbt. Sie zeigt sich in unterschiedlichen Varianten, deren Symptome sich teilweise voneinander unterscheiden. Die Therapie der nicht heilbaren Neurofibromatose zielt auf die Linderung dieser Symptome ab.

Beim Verdacht auf Neurofibromatose mit Augenbeteiligung können Sie gerne unsere Augenärzte in Opfikon kontaktieren. Sehr gerne unterstützen wir Sie bei der Abklärung.

Quellen

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