Schieloperation

Schieloperation

Kategorien: BehandlungenVeröffentlicht am: 9. Juni 2022Von 6,7 min LesezeitAktualisiert: 6. Dezember 2023

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Fachärztin für Augenheilkunde

Mehr über mich und meine Karriere finden Sie auf meiner Profilseite

Teilen Sie diesen Artikel!

Inhaltsverzeichnis

schieloperation

Wenn nur Schieloperationen helfen

Das Schielen ist als medizinische Indikation die Gleichgewichtsstörung der Muskeln – mit der Folge einer Fehlstellung beider Augen zueinander. Diese Augenkrankheit wird in Anlehnung an das griechische Herkunftswort strabismós auch Strabismus genannt. Schielen bewirkt, dass beim Betrachten, anders gesagt beim Fixieren eines Gegenstandes die Richtung der Gesichtslinien temporär oder dauerhaft voneinander abweicht.

Entscheidend für die Diagnose nebst der sich daraus ergebenden Behandlung ist der Schielwinkel – er lässt sich mit mehreren Methoden sehr genau messen. Mit der Schieloperation wird bezweckt, die Stellung des Augapfels so zu verändern, dass
keine Doppelbilder entstehen
das optisch-kosmetische Problem der etwas verdreht erscheinenden Augen behoben wird

Eine Augenmuskeloperation bzw. Schieloperation kann schon im Kindesalter notwendig bis unumgänglich sein. Kinder blenden das schielende Auge rasch bis unbewusst aus, um das Sehen von Doppelbildern zu vermeiden. Das hat eine oftmals lebenslange Sehschwäche, die Amblyopie zur Folge. Bei Erwachsenen kann ein plötzlich auftretendes Lähmungsschielen zur Wahrnehmung von Doppelbildern führen. Bleibt eine Korrektur mit Prismengläsern wirkungslos, dann ist auch in diesen Fällen eine Schiel-OP die einzig nachhaltig wirksame Lösung.

Eine aktuelle Statistik zeigt, dass bei gut der Hälfte aller schielenden Kinder die Fehlstellung schon im kleinen oder jungen Alter durch eine Schieloperation behoben werden muss. Zunächst wird abgewartet, bis das Kind durchgängig eine Brille trägt und mit beiden Augen weitgehend gleichgut sehen kann. Bis hierher wird das gesunde Auge abgedeckt – gesehen werden muss gezwungenermassen mit dem erkrankten Auge. In diesem Stadium entscheidet der behandelnde Augenarzt über den richtigen Zeitpunkt des jetzt unaufschiebbaren operativen Eingriffs.

Sogenannte Spätschieler sind Mädchen und Jungen, bei denen sich diese Augenfehlstellung erst im Laufe der Kinderjahre zeigt. In diesen Fällen sollte respektive darf die Schieloperation nicht länger aufgeschoben werden.

Der richtige Zeitpunkt für eine Schieloperation

Die Augenmuskeloperation kommt spätestens dann in Betracht, wenn der Schielwinkel so gross ist, dass eine Entwicklung oder Aufrechterhaltung der Binokular-Funktion als dem beidäugigem Sehen nicht gegeben oder eine zentrale Fixation nicht möglich ist. Abhängig von Zeitpunkt und Anlass der Diagnose sollte dann mit einer Schiel-OP nicht mehr allzu lange gewartet werden.

Für angeborenes sowie für das frühkindliche Begleitschielen empfiehlt sich die Schieloperation innerhalb der ersten zwei bis drei, spätestens fünf bis sechs Lebensjahre. Zum Zeitpunkt der Einschulung sollte die Schieloperation auf jeden Fall durchgeführt und ausgeheilt sein.

Vorbereitung der Schieloperationen

In bestimmten Fällen wird das Nervengift Botulinumtoxin zur präoperativen Diagnostik oder als Alternative zu einer Schieloperation, insbesondere beim Lähmungsschielen verwendetIm. Im Rahmen der orthoptischen Voruntersuchung in der Sehschule werden das beidäugige Sehen sowie die ganz allgemeine Augenbeweglichkeit aufs Genaueste analysiert. Die Orthoptik ist ein eigenes Fachgebiet innerhalb der Schielheilkunde – sie befasst sich mit allen Stadien des beidäugigen Sehens.

Darüber hinaus werden der Schielwinkel zu verschiedenen Richtungen ausgemessen und die erwartbare Verträglichkeit des Patienten nach dem Schielwinkelausgleich geprüft. Ein ergänzender Prismentest gibt verlässliche Aussagen darüber, wie die einzelnen Augenmuskeln für die Augenmuskeloperation gestärkt respektive geschwächt werden müssen.

Das temporäre Absetzen einer Dauermedikation wird vorab mit dem Augenarzt abgestimmt. Alle Fragen des Anästhesisten sollten ohne jede Einschränkung wahrheitsgemäss beantwortet werden.

Schieloperation der Ablauf Schritt für Schritt

Betäubung

Allen Patienten gleich welchen Alters wird die Augenmuskeloperation unter Vollnarkose angeboten. Bei Kindern und Heranwachsenden ist sie die Regel, während Erwachsene zwischen Vollnarkose und örtlicher Betäubung auswählen können. Mit der Leitungsanästhesie werden ganz gezielt ausgewählte Nerven und Nervenstränge betäubt.

Jede OP-Form wird ambulant im Augenzentrum durchgeführt. Hier stehen sowohl die Gerätschaften als auch das Personal mit Augenärzten und medizinischer Assistenz zur Verfügung. Die Betäubung, sei es mit einer Vollnarkose oder lokal, unterdrückt den natürlichen Schutzreflex des Auges – es bleibt absolut schmerz- und bewegungslos.

Was wird wie operiert?

Zu jedem Auge gehören an den Seiten des Augapfels sechs Muskel. Durch sie wird das Auge in die verschiedenen Richtungen gelenkt. Mit der Schieloperation werden die Augen durch das Verkürzen oder Versetzen bestimmter Muskel wieder parallel gestellt, sodass Doppelbilder nicht mehr möglich sind. Dem einzelnen OP-Vorgang zum Versetzen von Augenmuskeln sind Grenzen gesetzt. Demzufolge können mehrere Schiel-OPs nacheinander durchaus notwendig werden. Umgangssprachlich handelt es sich dann um eine Schiel-OP-Wiederholung.

Die Bindehaut wird für den Zugang zur Aussenseite des Augapfels geöffnet, wo sich die Augenmuskeln befinden. Anschliessend werden die einzelnen infrage kommenden Augenmuskeln je nach Art des Schielens so weit verkürzt oder verlagert, bis das Gleichgewicht wiederhergestellt ist.

Beim Einwärtsschielen beispielsweise sind die beiden geraden Augenmuskeln betroffen. Der nach innen ziehende und zur Nase gerichtete Muskel wird rückgelagert, während der seitlich gerade verlaufende Augenmuskel verkürzt wird. Betroffen sind die beiden Musculus rectus medialis und lateralis. Rücklagerung heisst in diesem Sinne, dass der Ansatz des betreffenden Muskels weiter nach hinten in Richtung der Muskelzugrichtung verlegt wird. Das vermindert die Spannung des Augenmuskels nach innen und erhöht sie mit Wirkung nach aussen. Beim Auswärtsschielen ist das Verfahren genau umgekehrt.

Anschliessend wird die Bindehaut mit feinen Nähten verschlossen.

Zeitdauer der Schieloperation

Naturgemäss lässt sich eine Schieloperation nicht auf die Minute genau bestimmen. Massgeblich für die OP-Dauer ist die Zahl derjenigen Augenmuskeln, die operiert werden. Erfahrungsgemäss dauert sie etwa eine Stunde plus minus. Die Narkose- beziehungsweise Betäubungswirkung ist ein weiterer individueller und nicht exakt zu bestimmender Faktor.

Zusammen mit der OP-Vorbereitung zuzüglich der anschliessenden OP-Nachsorge sollte somit ein mehrstündiger Aufenthalt im Augenzentrum eingeplant werden. Begleitpersonen können sich währenddessen im Wartebereich aufhalten – oder sie werden telefonisch informiert, wenn der Patient wieder transportfähig ist.

Nachsorge der Schieloperation

Sie erfolgt medikamentös mit Tropfen und Salben nach individueller Vorgabe des behandelnden Augenarztes. Im Anschluss an die Schiel-OP wird der Termin für eine erste Kontrolluntersuchung vereinbart.

Erfahrungsgemäss ist das Auge in den meisten Fällen leicht gerötet. Ein subjektiv empfundenes Kratzgefühl wird durch die Fäden der Bindehautnaht verursacht. Für die kommenden ein, zwei oder auch drei Wochen wird vom Augenarzt eine Arbeitsunfähigkeit bescheinigt. Der Patient sollte sich schonen sowie körperliche Anstrengungen wie Arbeit und Sport unterlassen oder auf ein Mindestmass reduzieren. Die anfänglichen Reizungen und Rötungen der operierten Augen lassen in den folgenden Tagen nach.

Der Heilungsfortschritt wird in den kommenden Wochen durch mehrere augenärztliche Kontrolluntersuchungen laufend überprüft. Sollten sich – was nicht üblich ist, aber auch nicht ausgeschlossen werden kann – in den Folgetagen nach der Schiel-OP Fieber oder Schmerzen einstellen, dann darf mit dem Gang zum Augenarzt nicht gewartet werden – Stichwort: Notfallpatient.

Schieloperation und ihre Folgen

OP-Risiken

Heutzutage ist die Schieloperation ein Routineeingriff!

Der Verlauf ist komplikationslos bis komplikationsarm. Zu den wenigen möglichen Folgen gehört eine nicht vorhersehbare Überkorrektur, die sich mit speziellen Augengläsern korrigieren lässt. Die Verletzung des Augapfels ist so gut wie ausgeschlossen. Wie bei jeder anderen Operation besteht das ganz allgemein latente Risiko einer Blutung oder Infektion.

In der Regel ist die Schiel-OP der – wenn auch wesentliche – Bestandteil eines gesamtheitlichen Behandlungskonzeptes. Dazu gehören das Tragen einer Brille sowie regelmässige Untersuchungs- und Kontrolltermine.

Heilungsprognose

Die Erfolgsaussichten sind ausgesprochen gut!

Normale beidäugige Sehfunktion sowie grösseres Gesichtsfeld werden wiederhergestellt, ebenso wie die kosmetische Optik der Augenstellung. Wenn sich das Sehen von Doppelbildern verliert und die OP-Folgen ausgeheilt sind, dann war schon die erste Schiel-OP ein voller Erfolg. Die Narben an der Bindehaut verheilen binnen zwei bis drei Monaten.

Resümee

An einer Schieloperation führt kein Weg vorbei!

Entscheidend ist jetzt, sich für die richtige, anders gesagt für die Augenarztpraxis des Vertrauens entscheidet. Zu den ausschlaggebenden Kriterien für den operativen Eingriff gehören neben der fachlichen Qualifikation des Arztes die technisch-digitale Geräteausstattung, das eingespielte Mitarbeiterteam sowie ein ansprechendes Ambiente in allen Praxisräumen. Unsere Augenärzte in Zürich Opfikon helfen Ihnen bei der Auswahl des Schieloperatuers in Ihrer Nähe.

Quellen

  • Kanski-Bowling: Klinische Ophthalmologie, 7. Auflage, Seite 793-797.
Nach oben