Was ist Orthoptik (Sehschule)?

Was ist Orthoptik (Sehschule)?

Kategorien: AugeninformationenVeröffentlicht am: 25. Dezember 2020Von 6,1 min LesezeitAktualisiert: 18. Januar 2024

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Inhaltsverzeichnis

Sehschule

Was ist eine Orthoptik (Sehschule)?

Der Fachbegriff Orthoptik entstammt zum Teil aus dem Griechischen, denn „orthos“ bedeutet „gerade“ oder „richtig“. Unter dem Begriff Orthoptik ist demnach eine augenärztliche Sehschule definiert und ein Teilgebiet der Augenheilkunde, wodurch Krankheitsbilder diagnostiziert werden können, welche durch Dysfunktionen des binokulare Sehens (Sehen mit zwei Augen) verursacht werden. Darauf basierend können dann Behandlungsmethoden definiert werden. Ein Orthoptist oder eine Orthoptistin ist in dem Fall eine Fachkraft im Bereich der Augenheilkunde, die sich vor allem mit Sehstörungen und Sehschwächen im Zusammenhang mit Augenbewegungen befasst.

Beim binokularen Sehen entstehen zwei voneinander getrennte und somit unterschiedliche Seheindrücke, denn das linke und rechte Auge haben jeweils einen ganz anderen Blickwinkel. Im Gehirn müssen diese Seheindrücke kombiniert werden, wodurch sich ein Gesamtbild fügt. Sollte das nicht möglich sein, können zum Beispiel das schätzen von Tiefen einer Räumlichkeit oder generell das Sehen gestört werden. Das gestörte binokulares Sehen ist häufig angeboren, kann jedoch aber durch eine gezielte Beratung des Orthoptisten mit anschliessender Behandlung korrigiert werden, denn ein Orthopist bzw. eine Orthoptistin verfügt über spezielle Kenntnisse der Früherkennung und Behandlung von Sehschwächen.

Wie kann die Orthoptik behandeln?

Die Orthoptik umfasst ein breites Angebot, auch Sehschule genannt, für Kinder und Jugendliche, denn in diesen Altersgruppen bildet sich zumeist eine solche Dysfunktionen der Sehfunktion zwischen Augen und Gehirn. Auftretende Erkrankungen die hier von Orthoptist/Orthoptistin behandelt werden sind hier zum Beispiel die Schwachsichtigkeit (Amblyopie), Fehlsichtigkeit, Kurzsichtigkeit oder auch die Fehlfunktion des Schielens. Bei der Amblyopie entwickelt sich das Sehen nicht richtig und tritt oft mit Schielen auf. Zusätzlich entsteht durch die Orthoptik eine Fehlstellung der Augen, wodurch zum Beispiel das Schielen (Strabismus) oder eine Dysfunktion der Augenbewegungen resultiert. Relativ selten, aber durchaus möglich, könnte sich auch das Nystagmus (Augenzittern) entwickeln.

Das Strabismus/Schielen selbst passiert in der Regel dadurch, dass sich ein Auge auf ein Objekt fixiert, während das andere Auge abweicht. Es gibt unterschiedliche Arten der Erkrankung, so zum Beispiel das Schielen nach oben (Hyperphorie) oder das Einwärts- und Auswärtsschielen (Esophorie und Exophorie) sowie das Verrollungsschielen (Zyklophorie).

Für gewöhnlich ist das Schielen bereits angeboren und tritt bereits bei kleinen Kindern auf. Die Gefahr, dass sich dadurch eine Ambylopie beim Kind entwickelt, ist sehr gross. Das schielende Auge wird nämlich weniger genutzt.

Ausserdem wird in der Orthoptikauch der Gesichtsfeldausfall behandelt. Bei der sogenannten Hemianopsie wird in beiden Augen nur noch jeweils eine Hälfte des Gesichtsfeldes gesehen. Bei Frühgeborenen, Kindern mit Einschränkungen, Problemen mit Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschiefhaltungen sowie bei müden Augen, Leseschwierigkeiten, Kopfschmerzen, Verschwommensehen oder Verdacht auf eine Sehstörung nach einem Unfall, könnte dies vorliegen. Die Abklärung dessen kann in der Orthoptik/Sehschule passieren und ist durchaus sinnvoll.

Wie wird die Diagnose für die Sehschule gestellt?

Die Diagnose einer Augenerkrankung wird von einem Kinderaugenarzt innerhalb einer augenärztlichen Untersuchung gestellt und anschliessend kann diese in einer Orthoptik/Sehschule behandelt werden. Bei der besagten Untersuchung liegt der Schwerpunkt darin, dass die Prüfung des Gesichtsfeldes sowie die Bewegung und die Stellung der Augen kontrolliert wird. Für diese Untersuchungen gibt es auch spezielle Geräte, wie zum Beispiel den Haploskop, dadurch können Zusammenarbeit beider Augen und das Binokularsehen geprüft werden. Damit kann die Diagnose für die Orthoptik/Sehschule zweifelsfrei gestellt werden.

Folgende Tätigkeitsbereiche finden bei Untersuchung oder Behandlung statt:

  • Sehstörungen beim Lesen, Schreiben, bei Bildschirmarbeiten, …
  • Prävention gegenüber den häufigsten Dysfunktionen
  • Rehabilitation von visuellen Dysfunktionen

Zur Diagnose werden unter anderem folgende Tätigkeiten ausgeführt:

  • Bestimmung des Führungsauges (für Nähe und Ferne)
  • Überprüfung des beidäugigen Sehens (räumliches Sehen)
  • Überprüfung der Augenbewegungen
  • Überprüfung des Fixationsverhaltens
  • Überprüfung auf das Vorliegen einer Kopfzwangshaltung (bei Nähe und Ferne)
  • Prüfung des Gesichtsfeldes
  • Prüfung des Kontrastsehvermögens
  • Überprüfung bei Trennschwierigkeiten
  • Belastungslesen bei Phorien oder optischen Hilfsmitteln
  • Nystagmus-Diagnose oder Nystagmus-Therapie
  • Abklärung von Gefahren durch Doppelbilder-Sehen

Wie wird schlechtes Sehen bei einem Kind erkannt?

In der Regel kommt es bei den Kindern zum Schielen (Strabismus) oder zum Augenzittern (Nystagmus), diese Erkrankungen sind auch von aussen erkennbar. Allerdings können sich auch andere Symptome für Sehschwächen oder Fehlsichtigkeit bilden, welche von den Elternteilen gar nicht bemerkt werden. Das wäre zum Beispiel das Zukneifen eines oder beider Augen beispielsweise beim Lesen oder spielen oder gar das nahe herantreten an Gegenstände.

Weitere Zeichen sind Kopfschiefhaltung, Ungeschicklichkeit oder Stolpern. Später können sich daraus auch Lese- und Rechtschreibprobleme ergeben oder auch unangenehme Symptome wie Brennen an den Augen, Kopfschmerzen, Blendung oder verschwommene Sicht oder Doppelbilder. Auf Augenprobleme können auch Aggressivität, Unruhe und Konzentrationsschwäche hindeuten.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Dei Behandlung von Sehschwächen und Schielen unterscheidet sich je nach Augenerkrankung. Die Orthoptik/Sehschule umfasst ein breites Spektrum an Behandlungsgebieten, so zum Beispiel die Anpassung von Sehhilfen bei einer Brillenverordnung, wenn eine Sehschwäche vorliegt. Je früher der angeborene oder frühkindliche Strabismus behandelt wird, desto mehr kann es zu einer reduzierten Nutzung des schielenden Auges kommen, wodurch sich eine Schwachsichtigkeit entwickelt. Welche Art von Therapie die richtige ist entscheidet der Orthoptist/ die Orthoptistin je nach Sehschwäche oder Fehlsichtigkeit.

Die Therapie und Rehabilitation wird genutzt, um die Sehfähigkeit jenes Auges wieder zu verbessern, dafür wird ein gesundes Auge zum Beispiel abgedeckt, sodass sich das andere verbessert oder eine Brille wird verordnet. Sollte das Schielen plötzlich entstehen, dann kommt es zumeist zu einer Wahrnehmung von Doppelbildern, der sogenannten Diplopie.

Durch eine Korrektur mit Prismen (spezielle Brillengläser die Prismen enthalten) oder einer Schieloperation kann dieses Sehen von Doppelbildern behandelt werden. Sollte ein halbseitiger Gesichtsfeldausfall vorliegen, dann kann ein Lesetraining helfen. In diesem Falle kann jedoch genauso auch eine Prismen-Brille eingesetzt werden, hierdurch wird mithilfe der Prismen das Gesichtsfeld erweitert.

Fazit: Was sollte bei einem Orthoptist getan? – Diagnostik und Therapie

Innerhalb der Orthoptik werden Sehschwächen und Schielen bei Kindern des binokularen Sehens diagnostiziert und anschliessend gezielt behandelt. In den meisten Fällen handelt es sich bei den binokularen Störungen um eine Schielerkrankung. Diese ist weitaus häufiger als man vermuten würde, denn diese Fehlsichtigkeit wird häufig auch vererbt. Besonders Kinder (insbesondere Kleinkinder) sollten daher beobachtet werden und bei Bedarf auch unbedingt augenärztlich untersucht werden.

Verwandte, welche ebenfalls an Strabismus leiden könnten, sollten ebenfalls einen Augenarzt konsultieren, damit Folgeerscheinungen wie beispielsweise eine Schwachsichtigkeit vermieden wird. Sollte es gar zu einem plötzlichen Schielen kommen, dann sollte dies unbedingt abgeklärt werden, denn es könnte eine ernsthafte Ursache haben.

Egal ob Kurzsichtigkeit, Augenzittern oder Doppelbilder – sollten Sie einen Verdacht haben, dass Ihr Kind zum Beispiel kurzsichtig ist, sollten Sie auf jeden Fall so früh wie möglich mit einem Arzt sprechen.

Zu empfehlen ist ausserdem, dass auch unauffällige Kinder bis drei Jahren augenärztlich untersucht werden, damit auch spätere Einschränkungen definitiv ausgeschlossen werden können. Eine Sehschule kann also einige Erkrankungen, welche zum Beispiel durch eine Fehlstellung resultieren, behandeln oder zumindest wesentlich verbessern. Das hebt die Lebensqualität zweifellos.

Sie sind an einer Untersuchung interessiert? Sie können meine Augenarztpraxis jederzeit via E-Mail kontaktieren oder zu unseren Öffnungszeiten telefonisch kontaktieren. Wir haben in unserem Ort auch eine Augenklinik, mit der wir eng zusammenarbeiten.

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