Die verschiedenen Typen der Sehstörungen (inklusive Beispielbilder)

Die verschiedenen Typen der Sehstörungen (inklusive Beispielbilder)

Kategorien: SehproblemeVeröffentlicht am: 26. September 2019Von 8,2 min LesezeitAktualisiert: 20. März 2025

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Inhaltsverzeichnis

Verschwommensehen

Viele Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Sehprobleme genau zu beschreiben. Häufig fallen Sätze wie „Es ist alles etwas verschwommen“ oder „Ich sehe doppelt“. Hinter diesen Wahrnehmungen können jedoch ganz unterschiedliche Ursachen und Diagnosen stecken.

In diesem Beitrag lernen Sie verschiedene Sehstörungen kennen und wie sie von Betroffenen wahrgenommen werden.

Augenflimmern

Beim Augenflimmern nehmen Menschen meist am Rand ihres Sichtfeldes bewegliche, leuchtende Erscheinungen wahr, die an eine flackernde Lichterkette erinnern. Die Symptome können sich unterschiedlich äußern: Von kleinen Lichtpunkten über Zickzacklinien hin zu bogenförmigen Mustern ist alles möglich. Häufig beginnt das Flimmern an einer kleinen Stelle und breitet sich dann im Gesichtsfeld aus. Während manche Menschen nur kurzzeitig betroffen sind, kämpfen andere mit länger anhaltenden Beschwerden.

Das Beunruhigende: Augenflimmern tritt nicht als eigenständige Erkrankung auf, sondern ist ein Symptom, das verschiedene Ursachen haben kann. Oft wird es von weiteren Beschwerden wie Übelkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen begleitet. Obwohl die Erscheinung in vielen Fällen harmlos ist, kann sie auch auf ernsthafte gesundheitliche Probleme hinweisen.

Augenflimmern

Schleier vor den Augen

Wenn sich plötzlich ein Schleier vor die Sicht legt, ist das mehr als nur ein lästiges Phänomen – es ist ein wichtiges Warnsignal unseres Körpers. Das Schleiersehen, eines der häufigsten Symptome in der Augenheilkunde, tritt zwar nicht als eigenständige Krankheit auf, kann aber auf ernsthafte Augenerkrankungen hinweisen.

Die Einschränkungen im Alltag sind erheblich: Autofahren wird zum Risiko, die Arbeit am Computer zur Belastung. Betroffene berichten häufig von Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen und Schwindel, die den Alltag zusätzlich erschweren. Wer einen Schleier vor den Augen bemerkt, sollte daher besondere Vorsicht walten lassen – vor allem beim Führen von Fahrzeugen oder dem Bedienen von Maschinen – und umgehend einen Augenarzt aufsuchen. Denn nur die fachkundige Abklärung kann Klarheit über die Ursachen bringen und den Weg für eine erfolgreiche Behandlung ebnen.

Schleiersehen

Farbsehstörungen

Farbsehstörungen können Menschen von Geburt an begleiten oder im Laufe des Lebens erworben werden. Während angeborene Farbfehlsichtigkeiten zwar bisher nicht heilbar sind, können spezielle Brillen den Betroffenen das Leben erleichtern. Anders verhält es sich bei neu auftretenden Farbsehstörungen – sie können ein Warnsignal für ernsthafte Erkrankungen der Netzhaut oder des Sehnervs sein und erfordern sofortige ärztliche Abklärung.

Ishihara-Test
Augenarzt-Dr.-Nagy-Autor

Lassen Sie uns das gemeinsam angehen

Sie möchten sich bezüglich Ihrer Sehstörung umfassend beraten lassen? Dann zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir beraten Sie gerne.

Doppelbilder

Bei einer Diplopie (Sehen von doppelten Bildern) versagt ein Mechanismus unseres Sehsystems: Normalerweise fügt unser Gehirn die Bilder beider Augen zu einem einzigen, räumlichen Eindruck zusammen. Bei der Diplopie klappt genau das nicht mehr. Stattdessen nehmen Betroffene zwei Bilder wahr, die horizontal, vertikal oder diagonal verschoben sein können. Die Folgen sind gravierend: Alltägliche Aktivitäten werden zur Herausforderung, Schwindel und Gangunsicherheit machen selbst einfache Bewegungen schwierig.

Obwohl Doppeltsehen in manchen Fällen harmlos sein und beispielsweise durch simple Erschöpfung entstehen kann, sollte es nie auf die leichte Schulter genommen werden. Denn hinter der Störung können auch ernsthafte Erkrankungen wie Durchblutungsstörungen, Multiple Sklerose oder Diabetes mellitus stecken.

Doppelbilder-Hand

Hornhautverkrümmung

Eine Hornhautverkrümmung, auch Astigmatismus oder Stabsichtigkeit genannt, gehört zu den häufigsten Fehlsichtigkeiten des menschlichen Auges und steht damit in einer Reihe mit der bekannteren Kurz- und Weitsichtigkeit. Der Grund für diese Sehbeeinträchtigung liegt in der Form der Hornhaut, der durchsichtigen äußeren Schicht des Auges. Während eine gesunde Hornhaut gleichmäßig gewölbt ist wie eine perfekte Kuppel, weist sie beim Astigmatismus Unregelmäßigkeiten auf. Dies führt dazu, dass einfallendes Licht nicht mehr punktgenau auf der Netzhaut gebündelt wird, sondern sich zu einer stabförmigen Linie verzieht – daher auch der Name „Stabsichtigkeit“.

Korrekur-der-Hornhautverkruemmung

Gesichtsfeldausfälle (Skotome)

In jedem Moment nehmen unsere Augen einen erstaunlich weiten Bereich wahr – ohne den Kopf zu bewegen, können wir einen Winkel von etwa 160 Grad zur Seite erfassen, 70 Grad nach oben und sogar 80 Grad nach unten blicken. Dieses natürliche „Panorama“ unseres Sehens nennt man das Gesichtsfeld. Doch was geschieht, wenn plötzlich Teile dieses Sichtbereichs ausfallen?

Ein solcher Gesichtsfeldausfall, in der Medizin als Skotom bezeichnet (vom altgriechischen „skotos“ für Dunkelheit), ist mehr als nur eine kleine Einschränkung des Sehens. Stellen Sie sich vor, Sie betrachten ein Bild, aber bestimmte Bereiche sind wie ausradiert – sie sind weder verschwommen noch dunkel, sondern einfach nicht vorhanden. Während die Sehschärfe an den Rändern unseres Gesichtsfelds naturgemäß abnimmt, ist ein Skotom ein deutlicher Einschnitt in unsere normale Sehfähigkeit.

Grauer Star

Die Augenlinse ist wie eine kristallklare Fensterscheibe, durch die wir die Welt wahrnehmen. Doch beim Grauen Star, medizinisch als Katarakt bezeichnet, trübt sich diese natürliche Linse allmählich ein. Was zunächst wie durch eine beschlagene Scheibe erscheint, kann unbehandelt zur Erblindung führen – tatsächlich ist der Graue Star weltweit die häufigste heilbare Ursache für den Verlust des Augenlichts.

Besonders tückisch ist, dass sich die Erkrankung oft schleichend entwickelt. Ein erstes Warnsignal kann eine zunehmende Kurzsichtigkeit in der zweiten Lebenshälfte sein – wenn die Lesebrille plötzlich zu stark erscheint, könnte dies bereits auf eine beginnende Linsentrübung hinweisen. Im fortgeschrittenen Stadium wird die Trübung sogar von außen sichtbar: Die Pupille erscheint dann gräulich verfärbt, was der Erkrankung ihren Namen gab.

grauer star

Grüner Star

Anders als sein Name vermuten lässt, geht es beim grünen Star nicht um eine Verfärbung, sondern um eine schleichende Schädigung des Sehnervs, unserer wichtigsten Verbindung zwischen Auge und Gehirn.

Die besondere Gefahr des grünen Stars liegt in seiner Unauffälligkeit: Ohne Schmerzen und zunächst kaum merkliche Einschränkungen entwickelt sich die Erkrankung oft über Jahre hinweg. Viele Betroffene bemerken die ersten Anzeichen erst, wenn bereits erhebliche Schäden entstanden sind – wenn zum Beispiel die Ampel am Straßenrand plötzlich aus dem Blickfeld verschwindet. Besonders gefährdet sind Menschen über 40 Jahre, wobei Diabetiker ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko tragen.

Gruener-Star-Glaukom

Netzhautablösung

Stellen Sie sich die Netzhaut wie eine hochempfindliche Fototapete vor, die den Augapfel von innen auskleidet. Auf ihr sitzen Millionen von Sinneszellen – die Stäbchen und Zapfen –, die wie winzige Fotosensoren das einfallende Licht in Signale für unser Gehirn umwandeln.

Eine Netzhautablösung ist zwar mit etwa 8.000 Fällen pro Jahr in Deutschland eine relativ seltene Augenerkrankung, aber sie ist ein absoluter Notfall, der sofortiges Handeln erfordert. Besonders gefährdet sind Menschen zwischen 50 und 70 Jahren sowie Personen mit starker Kurzsichtigkeit (über sechs Dioptrien). Die Tücke dieser Erkrankung liegt darin, dass jede Verzögerung der Behandlung das Risiko einer dauerhaften Erblindung erhöht.

Netzhautabloesung

Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)

Im Herzen unserer Netzhaut liegt die Makula, auch „gelber Fleck“ genannt. Auf einer Fläche von nur einem halben Zentimeter Durchmesser konzentriert sich hier die höchste Dichte an Sehzellen unseres Auges. Diese Region ist unser Zentrum des schärfsten Sehens – hier entstehen die gestochen scharfen Details, die wir beim Lesen, Autofahren oder beim Erkennen von Gesichtern benötigen.

Doch mit zunehmendem Alter kann diese präzise arbeitende Maschinerie Schaden nehmen. Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist die häufigste Augenerkrankung bei Menschen über 60 Jahre. Sie beginnt oft schleichend mit der Bildung von sogenannten Drusen – Ablagerungen unter der Netzhaut, die wie kleine Warnsignale auf eine beginnende AMD hinweisen können. Die Besonderheit dieser Erkrankung liegt in ihrem Verlauf: Anders als der Begriff „Erblindung“ vermuten lässt, führt die AMD nicht zur vollständigen Dunkelheit. Da die Sehzellen am Rand der Netzhaut weiterhin funktionieren, bleiben die Orientierung im Raum und das Sehen in der Dämmerung erhalten.

Altersbedingte-Makuladegeneration

Retinopathia Pigmentosa (Retinitis Pigmentosa)

Bei der Retinitis Pigmentosa (RP), einer seltenen, genetisch bedingten Augenerkrankung, beginnt ein schleichender Prozess des Verlusts der Sehzellen. Die Tücke dieser Erkrankung liegt in ihrem charakteristischen Verlauf: Zunächst sterben die Stäbchen ab, was sich in Form von Nachtblindheit bemerkbar macht – Betroffene haben zunehmend Schwierigkeiten, sich in der Dämmerung oder Dunkelheit zu orientieren. Im weiteren Verlauf verengt sich das Sichtfeld zunehmend, bis nur noch ein tunnelartiger Ausschnitt der Umgebung wahrgenommen werden kann. Wenn später auch die Zapfen betroffen sind, kann dies letztlich zur Erblindung führen.

Obwohl die Retinitis pigmentosa mit weltweit etwa drei Millionen Betroffenen zu den selteneren Augenerkrankungen zählt, ist ihr Einfluss auf das Leben der Betroffenen erheblich. Die Erkrankung kann Menschen jeden Alters und Geschlechts treffen, tritt aber häufig im mittleren Lebensalter in Erscheinung. Besonders herausfordernd ist für viele Patienten die Ungewissheit über den individuellen Krankheitsverlauf, da die genetische Vielfalt dieser Erkrankungsgruppe zu unterschiedlichen Ausprägungen führen kann.

Diabetische Retinopathie

Die diabetische Retinopathie ist eine der schwerwiegendsten Folgen von Diabetes. Der erhöhte Blutzuckerspiegel schädigt allmählich die feinen Blutgefäße in der Netzhaut. Es entstehen kleine Ausbuchtungen in den Gefäßwänden, wie Blasen an einem brüchigen Wasserschlauch. Diese krankhaften Veränderungen können lange Zeit unbemerkt bleiben, da sie anfangs keine Beschwerden verursachen. Doch unentdeckt und unbehandelt können sie zu schweren Sehstörungen und im schlimmsten Fall zur Erblindung führen.

Diabetische-Retinopathie

Visual-Snow-Syndrom

Das Visual Snow Syndrom, auch bekannt als „visueller Schnee“, ist eine seltene neurologische Erkrankung, die durch anhaltende Sehstörungen gekennzeichnet ist. Die Betroffenen sehen ein ständiges Flimmern oder Rauschen im Gesichtsfeld, das dem statischen Bild eines alten Fernsehers ähnelt. Dieses Flimmern ist unabhängig von den äußeren Lichtverhältnissen und bleibt auch bei geschlossenen Augen bestehen. Die Erkrankung wird häufig von weiteren Symptomen begleitet, die den Alltag erheblich beeinträchtigen können.

Das Bild stellt die Sicht einer Person mit Visual-Snow-Syndrom dar.

Fazit

Sehstörungen können sich auf vielfältige Weise äußern und unterschiedliche Ursachen haben – von harmlosen Phänomenen hin zu ernsthaften Erkrankungen. Während einige Sehprobleme, wie die Hornhautverkrümmung, gut korrigierbar sind, erfordern andere, wie die Netzhautablösung oder der Grüne Star, eine schnelle medizinische Intervention. Entscheidend ist, Veränderungen der Sehfähigkeit nicht zu ignorieren.

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