Trochlearisparese: Ursachen und Symptome

Trochlearisparese: Ursachen und Symptome

Kategorien: SehproblemeVeröffentlicht am: 17. April 2019Von 5,4 min LesezeitAktualisiert: 17. April 2019

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Inhaltsverzeichnis

Trochlearisparese-Untersuchung

Einführung

Beide Augen produzieren bei einem gesunden Menschen ein zusammengesetztes Bild, allerdings sehen Patienten mit einer Trochlearisparese oft doppelt, wobei die beiden Bilder nebeneinander liegen oder versetzt dargestellt werden. Es kann aber auch zu anderen Symptomen kommen, wie beispielsweise ein nach innen gedrehtes Auge.

Was ist eine Trochlearisparese?

Eine Trochlearisparese stellt eine Lähmung (Parese) dar, welche sich im oberen Augenmuskel befindet. Der Grund für die Lähmung der Musculus obliquus superior ist zumeist eine Schädigung (Läsion) des dazugehörigen Hirnnerven Nervus trochlearis. Die Hauptaufgabe von diesem Augenmuskel ist es, dass sich das Auge nach unten bewegen kann, dafür zieht sich der Muskel zusammen. Sollte der Muskel Musculus obliquus bewegungsunfähig sein (zum Beispiel durch eine Parese des Hirnnerven Nervus trochlearis), dann entsteht das Schielen und das Sehen von Doppelbildern oder eine Vertikaldeviation, bei der das Auge nach oben driftet, wenn es nicht benutzt wird.

Welche Ursachen kann eine Trochlearisparese haben?

Es wird unterschieden zwischen einer angeborenen Trochlearisparese und einer erworbenen Trochlearisparese, welche sich über Monate oder Jahre hinweg bilden kann. Die Ursachen für eine Trochlearisparese sind umfangreich:

  • Schlaganfall
  • Schädel-Hirn-Verletzungen
  • Läsionen am Musculus obliquus oder Nervus trochlearis
  • Aneurysmen im Gehirn (geschädigte Blutgefässe)
  • Metastasen oder Tumore
  • Diabetes mellitus
  • Multiple Sklerose

Eine weitere Ursache der Lähmung des Musculus obliquus könnten aber auch Krankheiten sein, wie Herpes, Pilzerkrankung oder eine Infektion, welche aufgrund von trockenen Augen (geringe Tränenproduktion) oder Allergien resultiert.

Zudem könnten aber auch weitere Krankheiten eine Lähmungserscheinung an dieser Stelle hervorrufen. Die Ursachen sind bei den betroffenen Patienten nicht immer bekannt und lassen sich auf Grundlage der Untersuchung nicht herausfinden.

Welche Symptome entstehen bei einer Trochlearisparese?

Zuerst wird die Lähmung ein Schielen verursachen, dabei rollt das Auge im Kopf immer wieder in Richtung der Schläfe – Geradeaussehen ist nicht mehr möglich. Als weiteres Symptom setzt dann das Sehen von Doppelbildern ein. Die Bilder könnten sogar horizontal oder vertikal in Schräglage geraten, dies entsteht oft durch einen Höherstand .

Damit die Sicht sich wieder bessert, wird der Kopf in der Regel schräg gehalten und es kommt zu einer Kopfzwangshaltung. Das ruft wiederum andere Probleme hervor, zumal sich die Lebensqualität dadurch generell nicht ändert. Es kommt zu Problemen beim Essen, schreiben, lesen oder Treppensteigen oder durch die Kopfzwangshaltung sind diese Tätigkeiten gar nicht mehr möglich.

Je nach Ursache ist ein anderer Verlauf möglich. Wenn die Trochlearisparese aus einer Infektion hervorgeht, da die Tränenflüssigkeit kaum produziert wurde oder wegen eines Fremdkörpers zwischen Augenoberfläche und Kontaktlinsen, dann bildet sich die Trochlearisparese in einigen Fällen auch wieder zurück.  

Wie geschieht eine Diagnose bei Trochlearisparese?

Eine Diagnose bei Trochlearisparese ist nur bei einem Neurologen möglich, ein Optiker kann dies nicht feststellen. Bei der Behandlung wird der Schielwinkel des Auges gemessen. Anschliessend kommt es zu weiteren Tests, wie dem Bielschowsky-Kopfneigetest. Es könnte neben dem Schielwinkel auch ein MRT des Kopfes oder ein Glukosetoleranztest nötig sein, damit bestimmte Grunderkrankungen ausgeschlossen werden können.

Zu einer Ausnahme kommt es, wenn das Doppeltsehen oder das Schielen bzw. ein Höherstand des Auges plötzlich eintritt, dann sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. In solchen Fällen kommen verschiedene Erkrankungen und Augenkrankheiten infrage und dessen Ursache muss auf jeden Fall so schnell wie möglich (manchmal durch einen Eingriff oder eine Therapie) behandelt werden.

Damit während der Diagnose diverse Krankheiten bereits ausgeschlossen werden können, wird es bei jungen Patienten in der Regel zu einer Untersuchung mit Augentropfen kommen.

Welche Übungen oder Behandlungen helfen bei Trochlearisparese zuverlässig?

Eine Trochlearisparese wird je nach Ausprägung und nach Ursache behandelt, hierfür stehen unterschiedliche Mittel zur Verfügung. Das Schielen kann in der Regel bereits mit Prismengläsern korrigiert werden. Ein Spezialist kann je nach Ausprägung mit einer Operation auch die Kopfzwangshaltung lösen.

Sollte eine Infektion oder eine Bindehautentzündung die Ursache sein, dann werden Medikamente hierfür verschrieben, danach wird sich die Krankheit zurückbilden. Sollte es zu einem operativen Eingriff kommen, dann könnte die körpereigene Tränenflüssigkeit gehemmt sein, dies kann mit Augentropfen jedoch korrigiert werden.

Nach der ersten Operation werden auch Sehtrainings nötig sein, dies kann die Sehstörung verkleinern und das Schielen verbessern. Ein Augenarzt wird Ihnen sämtliche Informationen diesbezüglich bereitstellen, denn die Varianten hierfür unterscheiden sich je nach Auslöser und Ausprägung im Bezug auch den Hirnnerv Nervus trochlearis und den Musculus obliquus. Es gibt zum Beispiel Eingriffe bei denen es zur Vorlagerung oder Faltung des Musculus obliquus superior kommt und den Muskel zu stärken – im Gegenzug dazu gibt es auch die Möglichkeit einer Rücklagerung des M. obliquus inferior. Genaueres zu Faltung oder Rücklagerung sollten Sie jedoch mit Ihrem Augenarzt besprechen.

Mit der Hilfe einer Physiotherapie kann eine mögliche antrainierte Kopfhaltung (festgestellt mit dem Bielschowsky-Kopfneigetest) ebenfalls wieder rückgängig gemacht werden, diese resultiert nämlich häufig durch das Doppeltsehen und die Vertikaldeviation.

Ist die Trochlearisparese vollständig heilbar?

Die Symptome von einer Trochlearisparese werden über verschiedene Wege behandelt, so zum Beispiel auch durch eine Operation am Muskel oder Hirnnerv oder durch Prismengläser. Ob die Trochlearisparese mit den zu Verfügung stehenden Therapien heilbar ist, hängt von diversen Faktoren ab.

Einer der Faktoren ist, dass wenn diese durch Diabetes resultiert ist, dass diese gut eingestellt sein muss – darüber bessert sich die Parese-Symptome. Bei Augenkrankheiten oder Infektionen, die auf den Hirnnerv wirken, hilft ausserdem Virustatika oder Antibiotika. Inwieweit sich dann die Lähmung zurückbildet, ist von den Auslösern abhängig.

Welche Konsequenzen kann eine Trochlearisparese haben?

Schleiersehen, Doppelbilder und Nackenschmerzen aufgrund der Kopfhaltung sind direkte Folgen einer Trochlearisparese. Die Gesundheit ist damit gefährdet, denn es kann leichter zu einem Unfall kommen. Zusätzlich kommt es zu einer psychischen Belastung, woraus dann auch Depressionen entstehen können.

Fazit zur Trochlearisparese

Die Trochlearisparese stellt für Betroffene eine Herausforderung für den Alltag dar und sicherlich fällt es dem Patienten nicht leicht, hiermit umzugehen. Allerdings können die Symptome korrigiert werden und sollte die Trochlearisparese aufgrund einer Grunderkrankung (wie Diabetes) resultiert sein, dann lässt sich die Ausprägung durch das Einstellen definitiv auch verbessern. 

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 685-687.
  • Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 241-243.
  • Brad Bowling: KANSKIs Klinische Ophthalmologie, 8. Auflage, Seite 812-815.
  • https://flexikon.doccheck.com/de/Trochlearisparese
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