Diabetische Retinopathie: Diagnostik und Therapie

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Diabetische Retinopathie: Diagnostik und Therapie

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenVeröffentlicht am: 24. Januar 2019Von 7,1 min LesezeitAktualisiert: 24. Januar 2019

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Inhaltsverzeichnis

Diabetes im Auge

In vielen Fällen führt die Diabetes mellitus zu diversen Folgeerkrankungen, welche sogar stellenweise für Augenkomplikationen und zu Beeinträchtigungen des Sehvermögens sorgen können. Eine der häufigsten Folgeerscheinungen ist die sogenannte diabetische Retinopathie.

Diese Krankheit ist einer der häufigsten Gründe für eine Erblindung bei Erwachsenen. Es kommt zu einer Veränderung der Gefässwände der Netzhaut und es bilden sich kleine Gefässausbuchtungen. Nur eine Früherkennung kann eine schwere Sehstörung und Beeinträchtigungen der Sehschärfe somit vermeiden.

Wie gelingt die Behandlung einer diabetischen Retinopathie?

Diabetische Retinopathie ist eine Zuckerkrankheit Die hohen Blutzuckerwerte beschädigen die feinen Blutgefäße in der Netzhaut, dies ist auch der Grund. Die Sehzellen werden in der Netzhaut entsprechend kaum noch richtig durchblutet und es könnte aus diesen sogar Flüssigkeit austreten. So kann eine deutliche Verschlechterung des Sehvermögens oder sogar eine Erblindung erfolgen.

Nur wenn rechtzeitig eine Behandlung erfolgt, kann eine Erblindung verhindert werden. Eine Heilchance gibt es in Bezug auf die Retinopathie jedoch nicht. Die Behandlung zielt demnach darauf ab, dass weitere Fortschritte der Erkrankung vermieden werden.

Diabetes mellitus zu haben bedeutet aber nicht, dass es irgendwann zu einer Retinopathie kommt. Es gibt noch keine genauen Zahlen, wie verbreitet die Netzhautschäden bei Menschen mit Diabetes, einer Zuckerkrankheit, sind.

Aus einer Studie aus dem Jahr 2016 geht hervor, dass 13 Prozent der (untersuchten) Diabetiker darunter leiden (Quelle: europäische Gutenberg-Studie). Aus einer deutsch-österreicherischen DPV-Studie geht wiederum hervor, dass 8784 Typ-1-Diabetiker zu 27 Prozent eine Retinopathie entwickelt haben.

20 Prozent von 65.784 untersuchte Typ-2-Diabetiker haben wiederum ebenfalls eine Retinopathie erlitten. Dies zeigt, wie häufig die Krankheit auftreten kann. Regelmäßige Kontrolluntersuche sind daher von großer Bedeutung.

Welche Ursachen hat eine diabetische Retinopathie?

Sollte der Blutzucker bei einem Diabetiker schlecht eingestellt sein, dann führt dies zu hohen Werten. Dies ist auch gleich einer der häufigsten Gründe, weshalb es zu einer Schädigung der kleinen Blutgefässe in der Netzhaut kommt.

Die feinen Haargefässe (Kapillaren) werden verschlossen und dies führ zu einer Durchblutungsstörung in der Netzhaut. Es könnte sein, dass weitere Schädigungen wie zum Beispiel in den Nervenzellen zu weiteren Auslösern führen.

Anmerkung: Nicht nur Diabetiker können darunter leiden, eine solche Krankheit kann auch durch einen zu hohen Blutdruck resultieren oder aber auch durch hohe Cholesterinwerte und Rauchen.

Proliferative oder nichtproliferative Retinopathie?

Als Augenarzt wird unter einer proliferativen und eine nichtproliferative Form der Erkrankung Retinopathie unterschieden. Es ist dabei entscheidend, ob es aufgrund von verringerter Durchblutung der Netzhaut zu einer Neubildung (Proliferation) von Zellen und Blutgefässen kommt.

Bei einer nichtproliferativen Retinopathie kann dies wiederum in eine proliferative Retinopathie übergehen. Was dies genau bedeutet, zeigen die nächsten zwei Absätze. Sollten Sie hiervon betroffen sein, würden Sie hierüber selbstverständlich auch in einer Untersuchung vollumfänglich darüber aufgeklärt werden.

Proliferative Retinopathie

Eine proliferative Retinopathie entwickelt sich immer dann, wenn eine Minderdurchblutung in der Netzhaut weiter zunimmt. Es bildet sich als Folge neue (und minderwertige Gefäße). Dies ist eine Körperfunktion, welche dafür sorgen soll, dass die Netzhaut wieder durchblutet wird, dies wird jedoch nicht gelingen.

Die neuen Gefässe verfügen nur über eine schwache Wand, wodurch es leicht zu Blutungen (zum Beispiel Glaskörperblutungen) kommen kann, wenn plötzlich der Blutdruck steigt. Mit der Zeit wird das Gefäss narbig oder schrumpft, wodurch es zur Netzhautablösung kommen wird. Der Überschuss an Zellen nimmt überhand und der Glaskörper wird so getrübt und es kann zur Verminderung der Sehschärfe kommen.

Nichtproliferative Retinopathie

Bei dieser Form bilden sich keine neuen Blutgefässe, aber es kann zu unterschiedlichen Ausprägungen kommen. Unterschieden wird in einer milden, mässigen und schweren Form:

  • Milde Form: Der Augenarzt stellt bei einer Untersuchung eine Ausbuchtung der feinen Haargefässe des Augenhintergrundes fest.
  • Mässige Form: Neben der Ausbuchtung sind diverse Blutungen oder Einblutungen erkennbar, hierbei nehmen die Venen eine perlschnurartige Form an.
  • Schwere Form: Sollten die Veränderungen sich weiter ausprägen, dann geht es in die schwere Form über. Hierbei kommt es zu 20 Einblutungen in der Netzhaut, welche sich allesamt auf vier Quadranten verteilen.

Welche Symptome entstehen bei dieser Krankheit?

Die Erkrankung der diabetische Retinopathie verläuft am Anfang beinahe unbemerkt, später entwickeln sich Sehstörungen und andere Beschwerden in Bezug auf die Augen. In der Regel kommt es hier bereits zu fortgeschrittenen Netzhautschäden, dadurch hat der Betroffene nur eine verschwommene oder eine unscharfe Sicht.

Wenn es zu einer Einblutung im Glaskörper (Glaskörperblutung) des Auges kommt, dann sind auch schwarze Punkte im Gesichtsfeld wahrzunehmen, dies wird als Russregen von Patienten beschrieben. In anderen Fällen aber auch als „schwarze Mücken“. Bei diesen Symptomen ist ein Augenarzt sofort aufzusuchen, damit dieser den Glaskörper untersucht und Schäden am Auge verhindern kann. Dabei wird unteranderem die Netzhaut mit einer Augenspiegelung untersucht. Der Arzt leuchtet bei der Augenspiegelung in das Auge und untersucht die Makula um Anzeichen von einem Makulaödem oder einer Makulopathie zu finden. Eine Makulopathie ist die Erkrankung der Netzhaut.

Notfall: Netzhautablösung

Ein Notfall stellt sich, wenn es zu einer Netzhautablösung kommt. Die Netzhaut löst sich in diesem Schritt von ihrer Unterlage, hierbei kommt es zur Wahrnehmung von Russregen oder Lichtblitzen.

Sollte ein Teil der Netzhaut betroffen sein, dann legt sich dies auf die Makula (Bereich, welcher für scharfes Sehen verantwortlich ist). Der Patient sieht dadurch alles durch einen „dunklen Vorhang“. Die Netzhautablösung sorgt später zur kompletten Erblindung. Daher ist eine sofortige Behandlung zwingend notwendig!

Wie stellt sich eine Diagnose?

Bei Typ-1-Diabetes ist es so, dass ab dem fünften Jahr nach Feststellung dieser Krankheit es empfohlen wird, dass eine augenärztliche Untersuchung in Anspruch genommen wird. Anschließend ist zu empfehlen, dass eine Augenuntersuchung jährlich unterzogen wird.

Der Augenarzt kontrolliert in diesem Fall:

  • Augenhintergrund
  • Vorderen Augenabschnitt
  • Sehstärke

Bei einer Typ-2-Diabetes haben in der Regel die erhöhten Blutzuckerwerte bereits die Netzhaut angegriffen, daher sollte ein Betroffener nach der Diagnose sofort einen Augenarzt aufsuchen, damit (möglicherweise) weitere Schäden vermieden werden. Bei Verdacht auf ein Makulaödem oder Anzeichen einer Makulopathie sollte eine Augenspiegelung durchgeführt werden und auch der Glaskörper untersucht werden.

Wie geschieht eine Behandlung?

Eine Heilung kann leider nicht erfolgen, aber es haben sich bereits effektive Therapiemöglichkeiten entwickelt. Hierbei ist aber zu erwähnen, dass Sehschäden nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Eine Behandlung zielt nur darauf ab, dass das Fortschreiten von einem Augenleiden verhindert wird.

Es ist wichtig, dass ein Patient stets auf stabile Werte in Bezug auf Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin achtet. Bei einer leichten Retinopathie kommt es meistens dazu, dass die Krankheit nicht weiter fortschreitet. Welche Zielwerte erreicht werden sollten, muss ein Arzt entscheiden. Sollte die Krankheit festgestellt werden, dann ist auch das Rauchen sofort aufzuhören.

Lasertherapie

Eine der erfolgreichsten Varianten ist die Lasertherapie, denn diese verhindert das Fortschreiten der Krankheit. In der Fachsprache wird dies auch als „Laserkoagulation“ bezeichnet. Es kommt zu einer Gefässneubildung, welche bei schweren Fällen auch bei einer nicht-proliferativen Retinopathie zum Einsatz kommt.

Es reicht meistens auch, dass mit der Laserkoagulation ein oder zwei Bereiche der Netzhaut gelasert werden, hiermit wird bereits eine Gefässneubildung gestoppt. In den äusseren Bereichen kann dann auch die Netzhaut behandelt werden. Das oberste Ziel einer solchen Behandlung ist, dass die Sehschärfe nicht weiter leidet.

Medikamente

Es gibt keine Medikamente, welche eine solche Krankheit einschränken. Allerdings gibt es eine Medikamenten-Spritze, welche in den Glaskörper injiziert wird. Die sogenannte „intravitreale Therapie“ soll den Botenstoff VEGF hemmen, dieser unterstützt das Wachstum von Blutgefässen. Die Medikamente müssen jedoch in regelmässigen Abständen erneut injiziert werden.

Zusammenfassung

Eine diabetische Retinopathie ist eine Augenerkankung, welche schleichend einsetzt, jedoch aber in einer späten Phase für ernsthafte Komplikationen sorgen kann. In der Anfangsphase ist die Erkrankung sogar symptomlos – regelmässige Vorsorge ist daher sehr wichtig.

Damit die Krankheit verhindert wird, sollten die Blutzuckerwerte stets stimmen. Zudem gilt es, fortan beispielsweise nicht mehr zu rauchen und alle anderen Werte stets stabil zu halten. All das kann eine mögliche Verschlimmerung vorbeugen beziehungsweise eine Entstehung verhindern.

Unsere Augenärzte in Opfikon führen regelmässig Augenuntersuchungen bei Diabetikern durch. Be Fragen können Sie sich an sie wenden.

Quellen

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