Kunstlinsen bei der grauer Star OP

Kunstlinsen bei der grauer Star OP

Kategorien: BehandlungenVeröffentlicht am: 14. September 2021Von 6,2 min LesezeitAktualisiert: 14. September 2021

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Inhaltsverzeichnis

Kunstlinse

Der graue Star (Katarakt) trübt die Augenlinse, wodurch die Sicht über die Zeit hinweg immer schlechter wird. Es ist zu beobachten, dass Patienten damit auf helleres Licht wesentlich empfindlicher wirken.

Weltweit handelt es sich dabei um die häufigste Augenerkrankung, wobei diese lediglich durch Routineuntersuchungen auffällt. Aufgrund des schleichenden Prozesses kriegt der Betroffene nur selten diesen Krankheitsverlauf mit.

Abhilfe schafft jedoch nur eine Operation, wobei die Linse über Laser oder Ultraschall zertrümmert und durch eine Kunstlinse ersetzt wird. Dies wird auch die Lebenserwartung steigern, dies geht zumindest aus einer mehrjährigen US-Studie mit 74.000 Frauen hervor.

Welche Symptome entstehen beim grauen Star?

Neben einer jährlichen Untersuchung sollte auch stets auf diverse Symptome geachtet werden, diese fallen für gewöhnlich nur dann auf, wenn tatsächlich darauf geachtet wird. Die Sehschärfe bleibt anfänglich noch recht gut, verschlechtert sich aber mit der Zeit. Leider gibt es keinen hundertprozentigen Schutz, im Alter an Grauer Star (Katarakt) zu erkranken.

  • Konturen verschwimmen und die Sicht wird zunehmend dunkler.
  • Sehen im Dunklen bei Lichtquellen ist kaum auszuhalten.
  • Fahren bei Dämmerung ist gar nicht mehr möglich.

Es gilt ausserdem, dass zum Beispiel bei Familie und Freunden ebenfalls auf diesen Verlauf zu achten ist. Wenn eine Person mit höherem Lebensalter stürzt, dann könnte auch der graue Star dafür verantwortlich sein.

Bei einem früheren Eingriff kann viel gerettet werden, denn eine Kunstlinste kann die natürliche Linse gut ersetzen. Wer darauf verzichtet sieht zu einem späteren Zeitpunkt sehr schlecht oder gar nicht mehr. Dies wird dann für ein höheren Erkrankungsrisiko für Demenz oder Depressionen sorgen, laut diversen Studien.

Heilungschancen nur mit rechtzeitiger Operation

Die Operation eines grauen Stars ist sinnvoll, wenn die Sicht bessert sich bereits am nächsten Tag und es kommt nur selten zu Komplikationen, weshalb kein Patient Angst vor diesem Eingriff haben muss. Die bessere Sicht wird zu weiteren Nebenwirkungen führen, wie beispielsweise einem geminderten Depressionsrisiko und besseren kognitiven Fähigkeiten.

Wie funktioniert eine Operation mit Laser?

Eine schonende Form einer Operation für eine Kunstlinse ist der Laser. Insbesondere für einen Betroffenen mit einer Hornhautverkrümmung ist diese Art wesentlich besser. Ein Augenarzt setzt dabei die Femtosekundenlaser Speziallinsen ein, diese gleichen sowohl eine Hornhautverkrümmung aus als auch eine Sehschwäche.

Der Laser schneidet einen immer gleichen und exakten Kreis in die Kapsel und zertrümmert in diesem Schritt sofort die getrübte Linse. Die alte Linse wird dann abgesaugt und durch die Speziallinse ersetzt. Die Kosten einer Operation mit Laser muss der Patient in der Regel selbst tragen. Die Kosten können bei einer Untersuchung ermittelt werden.

Wie funktioniert eine Operation mit Ultraschall?

Eine Operation an der Augenlinse gilt als risikoarm, da die Technologien weit fortgeschritten sind. Eine Operation mit Ultraschall wird meistens ambulant durchgeführt und dauert für gewöhnlich bis zu 10 Minuten.

Im ersten Schritt werden die Augen mit Tropfen betäubt, danach wird mithilfe einer Nadel die Linsenkapsel über eine Länge von circa drei Millimetern aufgeschnitten. Der Operateur erhält dadurch den Zugang zur Linse, welche via Ultraschall zertrümmert und anschliessend abgesaugt werden kann. Die Kunstlinse kann direkt eingesetzt werden durch zwei kleine Haken im Auge. Alle modernen Kunstlinsen enthalten übrigens einen UV-Schutz, manche sogar noch einen zusätzlichen Blaulichtfilter.

Gibt es unterschiedliche Kunstlinsen beim grauen Star?

Tatsächlich gibt es viele unterschiedliche Kunstlinsten beim grauen Star, wobei das Budget ausschlaggebend ist, welche davon gekauft werden. In der nachfolgenden Auflistung finden sich verschiedene Varianten.

Standardlinsen: Monofokallinsen

Mit diesen Standardlinsen lässt sich entweder in der Nähe oder in die Ferne scharf sehen. Nach einer Operation mit den Monofokalinsen ist eine Brille notwendig. Hierbei muss vorher entschieden werden, welche Brille für den Lebensstil besser wäre. Wer viel Bildschirmarbeit leistet oder viel liest, sollte eine Brille wählen für die Gerne. Bei diesen Kunstlinsen ist es ausserdem so, dass die Krankenkassen diese Kosten übernehmen.

Premiumlinsen: Multifokallinsen

Die Multifokallinsen funktionieren in etwa so wie eine Gleitsichtbrille. Diese Premiumlinsen ermöglichen ein scharfes Sehen in verschiedenen Entfernungsbereichen und somit muss auch im Vergleich zu den Standardlinsen kein Kompromiss eingegangen werden. Allerdings lassen sich diese Kunstlinsen nicht einsetzen, wenn eine Hornhautverkrümmung vorliegt oder eine gravierende Augenerkrankung.

Ein Nachteil ist jedoch, dass diese Linsen nicht in jeder Entfernung hervorragend funktionieren, denn es kommt zu einer gewissen Schwankung von mindestens 0,5 Dioptrien. Das Sehen muss mit diesen Kunstlinsen neuerlernt werden, hieran hat sich jeder aber schnell gewöhnt.

Bei diesen Linsen ist ausserdem zu bemerken, dass Träger bei Dunkelheit eher empfindlicher auf Licht reagieren. Das liegt daran, dass die Linsen das Licht anders brechen. Für LKW-Fahrer und Piloten ist dies daher keine Option. Die Multifokallinsen werden auch nicht von den Krankenkassen übernommen.

Torische Linsen

Die sogenannte torische Linse dient zur Korrektur der Hornhautverkrümmung. In den meisten fällen ist die torische Linse mit der Korrektur der Kurz- oder Weitsichtigkeit kombiniert. Dadurch entsteht ein scharfes, brillenfreies Sehen in der Ferne. Torische Linsen gibt es seit mehreren Jahren und sie nehmen stets an Beliebtheit zu. Wie bei anderen Premiumlinsen, muss bei der Implantation einer torischen Linse ebenfalls ein Aufpreis bezahlt werden.

Sonderlinsen

Sehr gefragt sind neuerdings auch Sonderlinsen, diese haben gewisse Extras inkludiert. Derzeit gibt es auf dem Markt Sonderlinsen mit Blaufilter, hierdurch soll die Netzhaut vor Sonneneinstrahlung geschützt werden. Der wissenschaftliche Nachweis fehlt hierfür aber noch. In einem anderen Artikel haben wir bereits geschildert, dass die Augenfarbe einen Einfluss darauf hat, wie die Sonneneinstrahlung gefährden könnte.

EDoF-Linsen (Extended Depth of Focus)

Diese neuen Linsen ermöglichen ein scharfes Sehen bei mittlerer und weiter Entfernung. Im Nahbereich ist zwar weiterhin eine (Lese-)Brille notwendig, allerdings gibt es hierbei weniger Kompromisse. Die hierdurch resultierende Schärfe ist insbesondere für Menschen mit viel Bildschirmarbeit vorteilhaft. Noch fehlen bei den EDoF-Linsen aber Langzeitdaten.

Ist der Nachstar eine gängige OP-Nebenwirkung?

Mit dem Einsatz einer Kunstlinse kommt es häufig zu einer OP-Nebenwirkung, welche sich Nachstar nennt. Hierbei handelt es sich um eine leichte Eintrübung oder auch um eine natürliche Vernarbung des Kapselsacks.

Das Sehen verschlechtert sich und der Patient nimmt eine „milchige“ Sicht wahr. Auftreten kann diese Nebenwirkung nicht sofort, sondern erst nach einigen Monaten oder gar Jahren, da die verbleibenden Zellen der Linse im Kapselsack verbleiben und sich dort vermehren.

Der Nachstar kann aber behandelt werden, und zwar durch eine Lasertechnik, hierbei werden kleine Löcher in der hinteren Kapsel erzeugt, dadurch kann das Licht ungehindert in das Auge gelangen. Die Augen werden auch in diesem Fall lokal betäubt, sodass eine Vollnarkose nicht notwendig ist. Die Behandlung ist insgesamt schmerzfrei und innerhalb weniger Minuten vorbei.

Fazit

Patienten können in der Schweiz neben den herkömmlichen monofokalen Kunstlinsen bei einer Grauer Star Operation auch von diversen Premiumlinsen wählen. Diese Linsen können die Funktion der natürlichen Augen-Linse in den jüngeren Lebensjahren nicht komplett wiederherstellen, aber durch ihre zusätzliche Funktion können sie die Lebensqualität verbessern. Bei der Auswahl des richtigen Kunstlinsentypen muss auf mehrere Faktoren geachtet werden und muss mit dem Patienten ausführlich besprochen werden. Mit Kontaktlinsen kann bei noch genügender Sehkraft das Ergebnis ziemlich gut simuliert werden.

Quellen

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