Sehnervinfarkt (Augeninfarkt, Sehsturz)

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Sehnervinfarkt (Augeninfarkt, Sehsturz)

Kategorien: AugennotfälleVeröffentlicht am: 23. Dezember 2018Von 7,5 min LesezeitAktualisiert: 14. August 2023
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Inhaltsverzeichnis

Augeninfarkt-Sehnervinfarkt

Sehnervinfarkt (Augeninfarkt, Sehsturz)

Was ist der Sehnervinfarkt (Augeninfarkt)?

Beim Augeninfarkt – oft auch Sehinfarkt genannt – handelt es sich um eine plötzliche und schmerzlose deutliche Sehverschlechterung, die auf Dauer sogar zur Erblindung führen kann. Bei einem Sehnervinfarkt (wird auch als Augeninfarkt oder Sehsturz bezeichnet) wird der Sehnerv und die Netzhaut nicht mehr ausreichend durchblutet. Das Gewebe kann im Ernstfall absterben. Die mangelnde Durchblutung wird häufig durch ein Blutgerinnsel verursacht. Dabei verstopft die Blutgefäss im Auge. Durch den Verschluss des Gefässes kommt es zum Augeninfarkt. Eine schnelle Behandlung ist nötig. In seltenen Fällen kann es zu einem dauerhaften Sehverlust im betroffenen Auge kommen.

Was ist der Sehnerv?

Mit dem Sehnerv wird das Auge mit dem Sehzentrum verbunden, somit ist der Sehnerv auch der zweite Hirnnerv. Dieser Nerv umfasst etwa 1,2 Millionen Nervenfasern, welche den Ganglienzellen in der Netzhaut entstammen und so Informationen zum Gehirn weiterleiten. Die Informationen werden über eine weite Strecke transportiert, wobei es zu diversen Einschränkungen kommen kann, so zum Beispiel durch eine Entzündung der Nervenfasern. Vorbeugen lässt sich eine Sehnerv-/ Nervenfaser-Schädigung nur über regelmässige Untersuchungen beim Augenarzt.

Welche Ursachen hat eine Sehnerv-Erkrankung?

Die Ursachen für eine Sehnerv-Erkrankung sind vielfältig und dessen Ursprung könnte sogar angeboren sein. Jedoch können auch Tumore, Verletzungen oder Medikamente für eine Schädigung am Sehnerv sorgen. 

Sehnervinfarkt

Der Sehnervenkopf wird über die Blutgefässe versorgt, sollte es zu einem Verschluss der Gefässe kommen, dann spricht man von einem sogenannten Papilleninfarkt. Eine akute Durchblutungsstörung des Sehnervs führt entsprechend zu einer Minderversorgung und einer Schwellung im Bereich der Papille. Diese Erkrankung wird als nichtarteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (N-AION) bezeichnet.

Im Zusammenhang mit dem Verschluss der Gefässe kommt es zu einer plötzlichen Sehverschlechterung, welche jedoch frei von Schmerzen ist. Es kommt schleichend zu Ausfällen im Gesichtsfeld und zum kompletten Sehverlust, weshalb eine schnelle Untersuchung notwendig ist. Ein Augenarzt wird bei einem Sehnervinfarkt Blutungen im Randbereich vorfinden und eine Schwellung des Sehnervenkopfes.

Die Therapie funktioniert darüber, dass die Grunderkrankung behandelt wird. Die Ursache ist nämlich meistens ein verkalktes Blutgefäss oder ein Blutgerinnsel, welche durch eine Erkrankung resultieren. Zu einem Papilleninfarkt kann es auch durch eine immunologisch bedingte Entzündung kommen.

Entzündungen

Meistens lässt sich keine direkte Ursache für eine Sehnervenentzündung finden, aber dies deutet immer eine andere Grunderkrankung an. Bei Erwachsenen ist zu prüfen, ob eine multiple Sklerose vorliegt. Betroffene werden in diesem Zusammenhang über Farbentsättigung, Sehverlust (bis zur Erblindung) oder einem Druckgefühl und Schmerzen bei Augenbewegungen klagen.

Diese Symptome werden sich in den meisten Fällen wieder zurückbilden, sie treten demnach nur temporär auf. Meistens ist der hintere Abschnitt der Nervenfasern des Sehnervs betroffen. Sollte der Augenhintergrund untersucht werden, würde die Entzündung gar nicht auffallen. Der Arzt kann nämlich nicht die Rückseite des Nervs und die dort befindlichen Nervenfasern einsehen.

Kinder können ebenfalls unter eine Sehnerventzündung leiden, diese tritt aber meistens nur durch eine Infektion auf, zumeist durch einen viralen Infekt der oberen Atemwege. Bei einer Netzhautuntersuchung würde eine Papillenschwellung auffallen, da die vorderen Abschnitte betroffen sind. 

In Zeckengebieten wird meistens auch mit einer Borreliose (Zeckenbiss) gerechnet, denn bei Erwachsenen kann diese Entzündung auch in diesem Zusammenhang entstehen.

Arteriitis temporalis

Arteriitis temporalis ist als Morbus Horton bekannt und beschreibt eine Durchblutungsstörung, welche aufgrund von ungeklärten Entzündungen bestimmter Blutgefässe im Auge resultiert. Meistens ist dabei die Schläfenarterie betroffen, welche die Bezeichnung „Arteria temporalis“ trägt, hierdurch wurde auch der Name gewählt.

Durch diese Erkrankung kommt es zwangsläufig zu einem herben Sehverlust mit Tage bis Wochenlangen Kopf-, Nacken- und Kauschmerzen einhergeht. Zudem kommt es zu einem Gewichtsverlust und Fieber. Meistens kommt es dann auch noch dazu, dass das andere Auge ebenfalls betroffen wird und eine Erblindung nach sich zieht.

Diese Art des Sehnervinfarkts nennt sich arteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION).

Achtung: Es handelt sich bei AION einen augenärztlichen Notfall und muss sofort behandelt werden. Der Augenarzt wird gegen AION eine hochdosierte Kortisontherapie einsetzen um die Entzündung zu lindern und so viele Risikofaktoren für die Erblindung auszuschließen.

Glaukom

Eine der häufigsten Ursachen für Schäden am Sehnerv ist der grüne Star (Glaukom), denn es kommt im inneren des Auges zu einem Druckanstieg, welcher dann für Quetschungen und Schädigungen an den Sehnervenfasern sorgen wird. Das Sichtfeld wir im Zuge dessen beeinträchtigt. Es kommt durch die vom Glaukom ausgelösten Schädigungen zu Gesichtsfeldausfällen und möglicherweise auch zur Erblindung. Es handelt sich auch bei dem Glaukom um einen Notfall, der sofort behandelt werden muss. Typische Symptome für einen Glaukomanfall sind ein Druckgefühl im oder hinter dem Auge und starke Schmerzen.

Optikusatrophie

Ein irreversibler Gewebeschwund oder das Absterben des Sehnervs wird als Optikusatrophie bezeichnet. Es ist schwierig hierzu eine Ursache zu finden, denn es spielen viele Faktoren eine Rolle. Zu den möglichen Ursachen dieser Erkrankung zählen:

  • Grüner Star (Glaukom)
  • Angeborene Erkrankung
  • Trauma (beispielsweise nach einem Unfall)
  • Druck auf den Sehnerv (Blutungen, Tumor, oder anderes)
  • Durchblutungsstörungen (NAION durch langjährigen Bluthochdruck)
  • Entzündungen
  • Vergiftungen (Medikamente, Blei, Alkohol und weiteres)

Tumor

Ein Tumor am Sehnerv ist äusserst selten, aber nicht unmöglich. Die gute Nachricht in diesem Zusammenhang ist, dass der Tumor in der Regel gutartig ist. Je nach Ursprungszelle nennt sich dies Optikusscheidenmeningeom oder Optikusgliom. Es entsteht dabei ein Druck auf den Sehnerv, welcher dann auch zur Erblindung führen kann.

Das Problem ist, dass die Sehkraft operativ nicht mehr wiederhergestellt werden kann. Eine OP wird somit nicht durchgeführt, ausser es werden Bereiche des Gehirns oder Bereiche der Sehbahn in Mitleidenschaft gezogen.  

Einen Augenarzt sollten Sie daher konsultieren, wenn folgende Beschwerden auftreten:

  • Gesichtsfeldausfälle (Skotome)
  • Herabgesetzte Sehschärfe
  • Verminderte Farbwahrnehmung
  • Veränderungen oder Störungen in der Pupillenweite

Wie funktioniert eine Untersuchung beim Arzt?

Die Untersuchung auf einen Augeninfarkt bei einem Augenarzt geschieht dadurch, dass der Augenhintergrund der Patientinnen und Patienten kontrolliert wird; dafür wird eine Spaltlampe eingesetzt. Der Augenarzt betrachtet dabei insbesondere die Papille – also die Stelle auf der Netzhaut, an welcher der Sehnerv das Auge verlässt, um dort mögliche Anzeichen für einen Augeninfarkt zu erkennen. 

Je nach Erkrankung zeigen sich meistens typische Veränderungen. Sollte die Papille beispielsweise rot erscheinen und zusätzlich geschwollen sein, dann ist eine Entzündung wahrscheinlich. 

Folgende Untersuchungen werden ausgeführt:

Zusätzlich könnte auch eine OCT-Untersuchung geschehen oder eine Augendruckmessung. Damit eine dauerhafte Schädigung vermieden werden kann, sollten Sie regelmässig eine augenärztliche Untersuchung in Betracht ziehen. Vereinbaren Sie gerne in unserer Augenarztpraxis einen Kontrolltermin.

Sehnervinfarkt im hinteren Teil des Sehnervs: Posteriore (hintere) ischämische Optikusneuropathie

Bei der posterioren ischämischen Optikusneuropathie (PION) kommt es zu einer Minderdurchblutung im hinteren Teil des Sehnerven. Die PION geht mir einer schnellen, schmerzlosen und deutlichen Sehverschlechterung einher. 

Der Sehnervenkopf ist nicht geschwollen und die Verdünnung zeigt sich erst nach mehreren Wochen.

Die PION ist eine Ausschlussdiagnose. Sie erfolgt in 3 Fällen:

  • während einer Operation (Herzoperation, Wirbelsäulenoperation)
  • arteriitische Form bei der Riesenzellarteriitis (Gefässentzündung)
  • nichtarteriitische Form (kardiovaskuläre Risikofaktoren)

Wenn es zu einem Augeninfarkt kommt und dieser sich während einem operativen Eingriff ereignet, können beide Augen betroffen sein und die Sehkraft beider Augen verschlechtern sich deutlich. Blutdruckabfall in den Gefässen, grosser Blutverlust und lange Anästhesie können während der Operation die PION verursachen. Patienten, die keinen chirurgischen Eingriff hatten, müssen einer MRI-Untersuchung für die weiteren Abklärungen unterzogen werden. Sollte sich um eine Riesenzellarteriitis handeln, müssen die oben beschriebenen diagnostischen und Therapiemassnahmen eingeleitet werden. Die Prognose bei der PION ist generell schlecht. Eine Verbesserung der Sehschärfe ist leider nicht zu erwarten.

Zusammenfassung

Ein plötzlicher, schmerzloser Verlust der Sehfähigkeit kann auf einen Sehnervinfarkt (Augeninfarkt) hinweisen. Es gibt mehrere Gründe und Risikofaktoren, denn hinter dem Ereignis kann sich zum Beispiel eine gefährliche autoimmune Erkrankung, eine Gefässentzündung oder vielleicht Blutgerinnsel verbergen. Um einen schweren und dauerhaften Sehverlust zu vermeiden, sollte der Augeninfarkt in einer Augenklinik unbedingt behandelt werden. 

Die Riesenzellarteriitis muss ausgeschlossen oder bestätigt werden (mit Bluttest, Ultraschall und Biopsie) und beim Verdacht auf diese entzündliche Krankheit muss schnell die Therapie mit Kortison gestartet werden um so Risikofaktoren für eine Erblindung zu lindern.

Wenn Sie Fragen bezüglich der oben erwähnten Erkrankungen haben oder Sie einen schnellen Abfall der Sehkraft festgestellt haben, können Sie sich immer an die Augenärzte im Glattpark (Opfikon) wenden.

Quellen

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