Zysten im Auge: sind sie gefährlich?

Zysten im Auge: sind sie gefährlich?

Kategorien: AugeninformationenVeröffentlicht am: 1. Juni 2019Von 10,3 min LesezeitAktualisiert: 16. Januar 2024

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Inhaltsverzeichnis

Zysten-im-Auge

Was ist genau eine Zyste?

Bei einer Zyste handelt es sich um einen mit Flüssigkeit und anderen Substanzen gefüllten Hohlraum, der sich nahezu in jedem Gewebe des menschlichen Körpers bilden kann. 

Seinen Ursprung hat der Begriff im Griechischen, genauer in dem Wort ‹kystis›, das übersetzt ‹Blase› bedeutet. Aus medizinischer Sicht werden Zysten zumeist als harmlos eingestuft. 

Jedoch leiden die Betroffenen an dem als unästhetisch empfundenen Bläschen und damit einhergehende Schwellung, gerade wenn diese an für die Aussenwelt offensichtlichen Stellen wie dem Gesicht auftreten.

Auch im Auge sind Zysten keine Seltenheit. Es gibt unterschiedliche Zysten im Auge, wie zum Beispiel die Bindehautzyste, Iriszyste, oder ein Tumor am Augenlid. Zudem gibt es auch Zysten an Drüsen, wie der Tränendrüsen, der Talgdrüsen oder der Schweissdrüsen. Meistens sind Hautveränderungen am Augen in ihrer Natur harmlos. Dazu gehören beispielsweise Warzen oder Zysten. Das Atherom und Hagelkorn (Chalazion), Blutschwämmchen und Wucherungen, wie Lidwarzen zählen zu den gutartigen Tumoren bzw. Zysten, die zunächst oft nur als unästhetisch wahrgenommen werden. Eine bösartige Veränderung oder Schwellung des Augenlids ist das Basalzellkarzinom oder auch Basaliom genannt. Was es damit genau auf sich hat, welche Formen von Zysten im Auge unterschieden werden und ob bzw. wann Handlungsbedarf besteht, erfahren Sie in den folgenden Absätzen.

Zysten im Auge: eine erste Einordnung

Ähnlich wie in anderen Körperregionen werden Zysten im Auge in der Regel erst behandelt, wenn sie das Sehvermögen und damit unmittelbar zusammenhängende Funktionen beeinträchtigen.

Zuerst sollte abgeklärt werden um welche Art von Zyste es sich handelt, wie einer Bindehautzyste, Iriszyste, oder einem Tumor des Augenlids oder Ähnlichem handelt. Außerdem ist die Einordung wichtig, ob es sich um eine gutartige Zyste, wie einem Hagelkorn oder bösartige Veränderung, einem Basaliom, handelt.

Generell ist zwischen den sogenannten Inklusions- sowie den Retentionszysten zu differenzieren. Wie der aus dem Lateinischen stammende Begriff „Inklusion“, der als „Einschliessung“ übersetzt wird, bereits besagt, kommt es bei der Inklusionszyste zu einem ‹Einschluss› von Gewebe. 

Narben und Verletzungen zählen zu den Faktoren, die die Entstehung dieser Zysten-Variante begünstigen können. Darüber hinaus handelt es sich bei Inklusionszysten häufig um ein angeborenes Phänomen.

Unter einer sogenannten Retention versteht man in der Medizin das Zurückhalten von Flüssigkeiten oder anderen Substanzen. Zumeist ist eine Funktionsstörung dafür verantwortlich, dass die jeweiligen Stoffe nicht auf natürliche Weise abgesondert werden können. 

Die Bildung von Retentionszysten ist entsprechend auf das Aufsaugen von flüssigen Substanzen wie die Tränenflüssigkeit zurückzuführen.

Eine Unterscheidung von Zysten im Auge erfolgt in erster Linie mit Blick auf ihre genaue Positionierung. Die Namensgebung hängt gleichermassen davon ab, ob die Zysten beispielsweise in der Iris, der Bindehaut, am Augenlid oder in der Tränendrüse angesiedelt sind.

Sonderform Bindehaut-Zysten

Die in diesem Abschnitt diskutierte Variante gehört zu den häufig vorkommenden Zysten-Formen im Auge. Die mit einer trüben oder klaren Flüssigkeit gefüllten Bindehautzysten können sich sowohl auf als auch unter der Bindehaut bilden. Es entsteht oftmals eine Lichtempfindlichkeit und ein Fremdkörpergefühl auf dem Auge.

Als Auslöser für ihre Entstehung werden zumeist Verletzungen, Entzündungen und Infektionen benannt. Darüber hinaus können sie angeboren sein oder durch verschiedene Arzneimittel hervorgerufen werden.

Ob Bindehaut-Zysten Beschwerden verursachen, hängt in erster Linie von ihrer Grösse und ihrer Lage ab. Während kleine Zysten häufig nicht wahrgenommen werden, wird ihr grösseres Pendant in nicht nur aus kosmetischer Sicht als störend empfunden. 

Vielmehr können sie auch wichtige Abläufe und Funktionen des Auges wie beispielsweise den Lidschluss stören und langfristig ernste Folgen nach sich ziehen.

In Bezug auf das genannte Beispiel bedeutet dies, dass ein verlangsamter bzw. unvollständiger Lidschluss unweigerlich zu einer Störung des Tränenfilms führt. 

Da dieser eine wichtige Schutzfunktion für das Auge übernimmt, kann eine diesbezügliche Beeinträchtigung zu Beschwerden wie dem sogenannten trockenen Auge sowie einer damit einhergehenden erhöhten Anfälligkeit für Reizungen, darunter Rötungen, Juckreiz, Brennen etc. führen.

Ein therapeutisches Eingreifen wird erst dann erforderlich, wenn die Bindehaut-Zysten unangenehm auffallen. Bei leichteren Beschwerden kommen Befeuchtungstropfen und gegebenenfalls Kortison-Augentropfen zum Einsatz.

Ziehen die Zysten den Sehvorgang in Mitleidenschaft oder werden sie von den Betroffenen selbst als so grosses kosmetisches Problem erachtet, dass sie Minderwertigkeitsgefühle erzeugen, so erweist sich eine operativer Eingriff bzw. eine chirurgische Entfernung als sinnvoll.

Ist dies nicht der Fall und hat die Begutachtung durch einen Augenarzt ergeben, dass es sich bei dem vorliegenden Augenleiden tatsächlich um ein Phänomen ohne ernste Ursachen handelt, so wird häufig auf eine Behandlung verzichtet.

Iris-Zysten: eine weitere Variante der unschönen ‚Blasen‘ im Auge

Wie die Bindehaut-Zysten werden auch in der Iris auftretende Blasen auf Ursachen wie Verletzungen, die Verabreichung bestimmter Arzneimittel sowie genetische Faktoren zurückgeführt. 

Letztere verweisen entsprechend auf ein angeborenes Phänomen, das aufgrund des asymptomatischen Verlaufs jedoch oftmals erst im Erwachsenenalter erkannt wird. Darüber hinaus ist eine sporadische Bildung von Iriszysten denkbar.

Die Diagnose von Iriszysten erfolgt mithilfe der Spaltlampe. Zusätzliche Klarheit verschaffen Ultraschall-Aufnahmen. Betroffen sein können sowohl das Stroma als auch das Pigmentbkatt der Iris.

Während kleinere Iris-Zysten oftmals keinerlei Beschwerden verursachen, kann ihr grösserer Counterpart rasch zu Symptomen wie Augenschmerzen, einer erhöhten Licht- und Blendeempfindlichkeit sowie einer unscharfen Sicht führen. Häufig wird auch ein kleiner Fleck in der Iris wahrgenommen.

Im Rahmen der Diagnosestellung gilt es, Iris-Zysten von anderen Krankheitsbildern und Beschwerden abzugrenzen. Weisen die Zysten eine dunkelbraune bis schwarze Färbung auf, so kann es sich beispielsweise auch um ein Melanom, sprich um schwarzen Hautkrebs handeln. 

Allein aufgrund dieser Möglichkeit, sollten Sie sich umgehend an einen Arzt wenden, wenn Sie einige der hier benannten Symptome feststellen.

Ein weiterer Grund, frühzeitig den Rat eines Experten für Augenheilkunde zu suchen, findet sich in der Fülle an potentiellen Komplikationen, die in Verbindung mit einer Iris-Zyste auftreten können. 

Je nach Art der Zyste, Grösse und Positionierung erhöht sich das Risiko zusätzlicher Beschwerden, die wiederum bleibende Schäden nach sich ziehen können. 

Komplikationen können beispielsweise zu einer Verschiebung der Linse führen, die Entwicklung eines Grauen Stars (Katarakt) bilden oder eines Winkelblock-Glaukoms, Entzündungen sowie das Iris-Dispersions-Syndrom hervorrufen.

Zysten in der Iris müssen in der Regel nur entfernt werden, wenn sie für Beschwerden, wie Schmerzen und ein Druckgefühl und allen voran eine Beeinträchtigung des Sehvermögens, verantwortlich gemacht werden. Dann ist es auch sinnvoll die Zyste entfernen zu lassen.

Infrage kommen dabei mehrere Verfahren, die von einem Punktieren der Zyste mit folgender Injektion eines sklerosierenden Präparates bis hin zur Laser- bzw. Photokoagulation reichen.

Die Prognose von Iris-Zysten ist in der Regel sehr gut.

Dermoid-Zysten: gutartige orbitale Tumore im Diskurs

Als Form einer embryonalen Fehlentwicklung ist auch diese Zysten-Art angeboren und tritt in erhöhtem Masse bei Kindern im ersten Lebensjahrzehnt auf. 

Ist die Dermoid-Zyste oberflächlicher Natur, so zeigt sie sich oftmals in Form einer unempfindlichen, tastbaren Masse im Bereich der seitlichen Augenbraue.

Grössere Dermoid-Zysten können zu einer Erkrankung der mechanischen Ptosis führen. Diese äussert sich durch das vollständige oder auch teilweise Herabhängen eines oder beider Augenlider

Bei besonders tiefen Orbitalzysten können weitere Beschwerden auftreten. Verbreitet ist unter anderem die sogenannte Diplopie, die das gleichzeitige Sehen eines einzigen Objektes in zweifacher Ausführung bzw. in zwei Bildern beschreibt. 

Eine fortschreitende Proptosis, sprich eine Vorwölbung des Augapfels, ist eine weitere mögliche Folgeerscheinung einer tiefen Zyste, die zumeist bei älteren Kindern und Erwachsenen auftritt.

Dermoid-Zysten können entweder asymptomatisch sein oder aber zu drastischen Störungen im Sehvermögen, allen voran einer Einschränkung der extraokularen Bewegungen führen.

Ist die Dermoid-Zyste von oberflächlicher Beschaffenheit, so kann sie von dem geübten Auge eines Augenarztes oftmals auf den ersten Blick erkannt werden. Bei tiefer sitzenden Zysten hingegen ist eine Computertomographie erforderlich.

Handelt es sich um eine Zyste, die Beschwerden verursacht, so verspricht ein chirurgischer Eingriff rasche Linderung. Verläuft dieser reibungslos, so ist die Prognose sehr gut.

Mögliche Komplikationen, die unter anderem bei oder im Anschluss an eine Operation auftreten können, sind Entzündungen. Wird eine Zyste nicht vollständig entfernt, so besteht die Gefahr, dass diese erneut für Probleme sorgt. 

Zudem können sich Abszesse bilden. Orbitokutane Fisteln entstehen oftmals aufgrund von Entzündungen, die durch zurückbleibendes Dermoidgewebe hervorgerufen werden.

Zystenbildung der Tränendrüse (Dakryops) als Sonderform mit Seltenheitswert

Die Anzahl der Patienten, die unter eine Zyste der Tränendrüse, in der Augenheilkunde auch Dakryops genannt, leiden, hält sich im Gegensatz zu afrikanischen Ländern in der restlichen Welt in Grenzen.

Hervorgerufen wird diese zumeist einseitig auftretende Erscheinung durch einen Verschluss sowie die darauffolgende Ausdehnung der Tränenkanälchen. Häufig treten diese nach einer Entzündung, Verletzung der Augen oder nach einer Chlamydien-Infektion auf und können bis zur Erblindung führen.

Mehrheitlich betroffen sind Frauen. Nicht unerwähnt bleiben darf hier auch das sogenannte Trachom als potentieller Verursacher. Dabei handelt es sich um eine ernste Augenkrankheit, die von Chlamydia trachomatis hervorgerufen wird und in schweren Fällen in einem vollständigen Verlust des Sehvermögens resultieren kann.

Zu den charakteristischen Symptomen von Zysten der Tränendrüse zählen ein unangenehmes Druckgefühl bis hin zu leichten Schmerzen. Denkbar ist ausserdem ein Anschwellen des Augenlides sowie eine Entzündung der Zysten. 

Je nach Positionierung und Grösse kann die Zystenbildung zu Beschwerden wie die bereits beschriebene Ptosis und Proptosis oder aber zu einem Absinken des Augapfels, in der Medizin Hypoglobus genannt, führen.

Auch hier steht die Ausprägung der Beschwerden in direktem Zusammenhang mit den einzuleitenden therapeutischen Massnahmen

Grundsätzlich müssen die zumeist gutartigen Zysten der Tränendrüsen nur entfernt werden, wenn sie bei den Betroffenen zu den oben aufgeführten Symptomen führen und letztendlich in einer direkten Beeinträchtigung des Sehvermögens, Schmerzen oder anderen Krankheitszeichen resultieren.

Talgretentionszysten am Augenlid: eine schmerzlose, doch in der Regel unästhetische Angelegenheit

Ebenfalls in die hier zur Diskussion stehende Kategorie gehören die Talgretentionszysten, die vornehmlich im Lidbereich auftreten. 

Verwechselt werden dürfen diese nicht mit einem Gerstenkorn, da es sich bei Letzterem um eine entzündliche Erscheinung handelt, die mit Rötungen und Schmerzen einhergeht. 

Hinter einer Talgretentionszyste verbirgt sich hingegen, wie der Name bereits vorschlägt, eine verkapselte Talgansammlung, die zumeist in Form eines Knotens in Erscheinung tritt.

Auch diese Variante der im Auge oder in dessen unmittelbarer Nähe zu findenden Zysten ist in der Regel harmlos. 

Jedoch können neben kosmetischen Aspekten auch Symptome wie Druckgefühl und eine eventuell leicht eingeschränkte Sicht mit der Zeit so belastend werden, dass die Betroffenen eine sanfte und möglichst nachhaltige Entfernung wünschen.

Von eigenen ‹Experimenten› ist an dieser Stelle dringend abzuraten, da Talgretentionszysten keine Öffnung aufweisen, über die der Talg einfach herausgedrückt werden könnte. 

Vielmehr ist hier der Eingriff eines Augenarztes erforderlich, der den Talg je nach Grösse mit oder ohne Betäubung mittels eines kleinen Einschnitts behutsam entfernt.

Zysten im Auge: ein Wort zum Schluss

Zusammenfassend ist hier festzuhalten, dass es sich bei Zysten, die im Auge oder in dessen direkter Umgebung auftreten, in einem Grossteil der Fälle um nicht gefährliche Erscheinungen handelt.

Neben der asymptomatischen Variante können Zysten jedoch je nach Lage und Grösse auch Beschwerden verursachen, die einer Behandlung bedürfen. Gegebenenfalls ist es sinnvoll diese chirurgisch zu entfernen.

Wird beispielsweise der Lidschluss durch die Bildung einer Zyste beeinträchtigt, so gilt es, durch den Einsatz von Augentropfen Trockenheitserscheinungen zu vermeiden. 

Langfristig lässt sich das Problem natürlich nur durch einen chirurgischen Eingriff mit dem Ziel der vollständigen Entfernung der Zyste lösen.

Nicht immer befinden sich Zysten an der Oberfläche, so dass sie im Falle eines asymptomatischen Verlaufs folglich erst im Rahmen einer augenärztlichen Kontrolluntersuchung ‹entdeckt› werden.

Nehmen Sie jedoch eine Beeinträchtigung Ihres Sehvermögens oder offensichtliche Entstellungen wie beispielsweise das oben beschriebene Herabhängen eines Augenlides wahr, dann sollten Sie schnellstmöglich einen Augenarzt zurate ziehen, um eventuell zugrundeliegende ernste Ursachen wie bösartige Tumore auszuschliessen.

Quellen

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