Filamentöse Keratitis

Filamentöse Keratitis

Kategorien: HornhautproblemeVeröffentlicht am: 7. September 2022Von 4 min LesezeitAktualisiert: 7. September 2022

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Inhaltsverzeichnis

filamentoese keratitis

Was ist filamentöse Keratitis?

Bei der filamentösen Keratitis (ICD-9 370.23) handelt es sich um eine chronische Entzündung der Hornhaut. Dabei bilden sich schmerzhaft störende Stränge (Filamente) aus Schleim und degenerierten Epithelzellen auf der Oberfläche der Hornhaut. Eine filamentöse Keratitis kann sich vor allem bei einer Unterfunktion der Tränendrüsen und der damit einhergehenden Austrocknung des Hornhautepithels entwickeln (Keratokonjunktivitis sicca). Typische Anzeichen dafür ist eine Reizung der Augen, die sich unter anderem durch Brennen und Schmerzen bemerkbar macht. Zudem kann sich durch die Krankheit eine Photophobie entwickeln.

Ursachen der filamentösen Keratitis

Die Ätiologie der filamentösen Keratitis geht auf eine Veränderung der Zusammensetzung des Tränenfilms zurück. Auch Anomalien in der Hornhautoberfläche können eine Rolle spielen. Daraus kann sich eine ganze Reihe von Erkrankungen der Augenoberfläche ergeben. In der Tat kann jede Veränderung der Hornhautoberfläche oder des Tränenfilms eine fadenförmige Keratitis auslösen. Die häufigsten Risikofaktoren dafür sind:

  • Eingeschränkter Tränenfluss (trockenes Auge, Keratokonjunktivitis sicca)
  • Okklusionsanomalien wie Blepharoptose
  • Operationen am Auge (Keratoplastik)
  • Exposition der Hornhaut, wie es bei einer Lähmung des siebten Nervs vorkommt
  • Systemische Erkrankungen, die sich auf die Augenoberfläche und die Hornhaut auswirken (Sjögren-Syndrom)
  • Erkrankungen wie Konjunktivitis (Konjuctivitis = Bindehautenzündung, ausgelöste Krankheit durch Bakterien, Viren, etc)
  • Längerfristige Einnahme anticholinerger Medikamente
  • Andere Anomalien der Augenoberfläche und der Hornhaut

Symptome der filamentösen Keratitis

Diese Augenerkrankung macht sich vor allem durch ein Fremdkörpergefühl bemerkbar, das in manchen Fällen eher als leicht wahrgenommen wird, von anderen Patienten aber auch als extrem störend beziehungsweise schmerzhaft beschrieben wird. Durch Blinzeln verschlimmert sich dieses Gefühl in aller Regel bei der Krankheit. Darüber hinaus können Photophobie, Blepharospasmus und Epiphora auftreten. Nicht selten ist ein Auge dabei stark gerötet. Diese Details helfen oft bei der Diagnose.

Wie wird die filamentöse Keratitis diagnostiziert?

Bei der klinischen Diagnose der filamentösen Keratitis kommt nach eingehender Anamnese die Spaltlampenuntersuchung zum Einsatz, mit deren Hilfe fest haftende Fäden auf der Hornhautoberfläche sichtbar gemacht werden können. Das mögliche Syndrom des trockenen Auges kann über einen Schirmer-Test verifiziert werden und so die Diagnose gestellt werden.

Spezifische Labortests, die einen klaren Hinweis auf eine filamentöse Keratitis geben könnten, stehen in der Augenheilkunde zwar noch nicht zur Verfügung, dennoch kann das Labor eine eventuell bestehende systemische Grunderkrankung wie das Sjögren-Syndrom aufdecken helfen.

Hornhautfilamente sind für diese Erkrankung pathognomonisch. Dennoch ist eine breit aufgestellte Differenzial-Diagnose in der Augenheilkunde zur Ermittlung der Ursache der filamentösen Keratitis angezeigt. Dazu zählen unter anderem:

Therapie der filamentösen Keratitis

Die Behandlung ist meistens langwierig, weil es darum geht, Grunderkrankungen wie Blepharoptose (Ptosis), das Syndrom des trockenen Auges oder Medikamententoxizität zu therapieren. Als Erstbehandlung kommt die Anwendung gleitfähiger Augentropfen und Salben infrage. Bei Kontaktlinsen sollte der Einsatz künstlicher Tränen, Augentropfen und gegebenenfalls eines prophylaktischen topischen Antibiotikums geprüft werden.

Um die Viskosität des Tränenfilms zu verringern, kann ein schleimlösendes Mittel wie zehnprozentiges N-Acetylcystein verabreicht werden. Mit topischen Natriumchlorid-Tropfen können eine Entschlackung und Verdichtung des Hornhautepithels erreicht werden. In refraktären Fällen sollte in Erwägung gezogen werden, zusätzlich Botulinumtoxin anzuwenden.

Es gibt einige Fallberichte über den erfolgreichen Einsatz nahtloser Amnionmembrantransplantate. Auch haben sich Serumtränen als Behandlungsmöglichkeit qualifiziert.

Die Filamente können mithilfe der Spaltlampe mit einer Juwelierpinzette entfernt werden. Es ist aber unbedingt darauf zu achten, dass das Epithel nahe dem Fadenanfang dabei nicht verletzt wird. Durch die manuelle Entfernung solcher Fäden kommt es oftmals zu einer Schmerzen- und Symptomlinderung, die aber leider nur vorübergehend greift.

Die Verbandskontaktlinse ist ebenfalls eine gängige Behandlungsmethode, allerdings sind in diesem Zusammenhang schon des Öfteren Komplikationen durch eine Infektion aufgetreten.

Prognose

Abhängig von der prädisponierenden Erkrankung ist die Prognose meistens gut, allerdings erfordern langjährige Behandlungen seitens der Patienten, aber auch der Augenärzte und gegebenenfalls der Krankenkassen viel Durchhaltevermögen.

Zusammenfassung

Da eine filamentöse Keratitis nicht einfach zu heilen ist, ist deren Behandlung ein langer Prozess, der allen Beteiligten viel Geduld abfordert. Meistens sind systemische pathologische Prozesse im Organismus der Patienten ursächlich an der Augenerkrankung beteiligt. Dennoch ist so schnell wie möglich mit einer Therapie zu beginnen, weil die Austrocknung und Trübung der Hornhaut zu einem fortschreitenden Sehverlust führen kann.

Aufgrund der Unsicherheiten in der Ätiologie der filamentösen Keratitis konnten und können keine spezifischen vorbeugenden Massnahmen gegen eine Erkrankung ergriffen werden. Wichtig ist aber in jedem Fall, die Augen vor Verletzungen zu schützen und entzündliche Erkrankungen der Augen immer so früh wie möglich zu behandeln.

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