PreserFlo in der Glaukomchirurgie

PreserFlo in der Glaukomchirurgie

Kategorien: Grüner Star - GlaukomVeröffentlicht am: 18. August 2024Von 8 min LesezeitAktualisiert: 4. September 2024

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Das Glaukom ist eine der weltweit häufigsten Ursachen für irreversible Erblindung und stellt eine bedeutende Herausforderung für die Augenheilkunde dar. Charakterisiert durch eine fortschreitende Schädigung des Sehnervs, kann das Glaukom, wenn es unbehandelt bleibt, zu schwerwiegenden Sehbeeinträchtigungen bis hin zur vollständigen Erblindung führen. Ein Hauptfaktor für die Entstehung dieser Nervenschäden ist der erhöhte Augeninnendruck (Intraokulardruck, IOD). Während medikamentöse und laserbasierte Behandlung des Glaukoms oftmals als erste Behandlungsoptionen zum Einsatz kommen, reicht deren Wirkung bei vielen Patienten nicht aus, um den IOD ausreichend zu kontrollieren. In solchen Fällen rücken chirurgische Eingriffe in den Fokus der Behandlung. Das Preserflo™ Microshunt (PFMS) ist eine relativ neue, minimalinvasive Option, die zunehmend in der Glaukomchirurgie eingesetzt wird, um den IOD langfristig und effektiv zu senken.

Was ist PreserFlo?

PreserFlo ist ein kleines, mikrochirurgisches Implantat, das speziell entwickelt wurde, um den Augeninnendruck bei Patienten mit Grünem Star effektiv zu senken. Es besteht aus SIBS (Poly(styrene-block-isobutylene-block-styrene)), einem flexiblen und biokompatiblen Material, das in der Medizin weit verbreitet ist und sich durch seine lange Lebensdauer sowie seine hervorragende Verträglichkeit auszeichnet. Der PreserFlo® MicroShunt (PFMS)(früher bekannt als InnFocus MicroShunt) Drainage System zur Behandlung von Glaukom. Mit einer Länge von etwa 8,5 mm und einem Innendurchmesser von 70 Mikrometern wurde PreserFlo so konzipiert, dass es eine kontrollierte Ableitung von Kammerwasser aus dem Auge ermöglicht, wodurch der Druck im Auge reduziert wird. Diese präzise Kontrolle des Flüssigkeitsabflusses ist entscheidend, um eine stabile und vorhersehbare Senkung des Augeninnendrucks zu gewährleisten, was für die Vermeidung von Sehnervenschäden von zentraler Bedeutung ist. PreserFlo (PFMS) stellt somit eine vielversprechende Alternative zu den traditionelleren und oft invasiveren Verfahren wie der Trabekulektomie dar, die zwar effektiv ist, aber mit höheren Risiken für postoperative Komplikationen einhergeht. Der Microshunt wurde für das primäre Offenwinkelglaukom entwickelt.

Indikationen für die Anwendung von PreserFlo

PreserFlo wird primär bei Patienten mit Offenwinkelglaukom eingesetzt, der häufigsten Form des Glaukoms, bei der ein gestörter Abfluss des Kammerwassers zu einem erhöhten Augeninnendruck führt. Patienten, die auf medikamentöse Therapien nicht ausreichend ansprechen oder bei denen diese aufgrund von Nebenwirkungen nicht fortgesetzt werden können, sind typische Kandidaten für die Operation bzw Implantation eines PreserFlo MicroShunts (PFMS). Zusätzlich kann PreserFlo auch bei sekundären Glaukomen in Betracht gezogen werden, wie beispielsweise beim Pseudoexfoliationsglaukom oder bei pigmentären Glaukomen, wo herkömmliche Behandlungen oft nicht den gewünschten Erfolg bringen. Bei diesen Erkrankungen bietet PreserFlo eine schonende Möglichkeit, den Augeninnendruck zu senken und so das Fortschreiten des Grünen Stars zu verlangsamen oder zu stoppen. Wichtig ist hierbei die sorgfältige Auswahl der Patienten, da nicht alle Glaukomformen gleichermassen für die Behandlung mit PreserFlo geeignet sind. Dennoch erweitert PreserFlo das Spektrum der verfügbaren Optionen und ermöglicht es, individuell angepasste Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Das Verfahren: Implantation des PreserFlo MicroShunt

Die Implantation des PreserFlo MicroShunt (PFMS) ist ein minimalinvasiver Eingriff, der in der Regel unter lokaler Betäubung durchgeführt wird und etwa 20 bis 30 Minuten dauert. Der chirurgische Eingriff beginnt mit einem kleinen, etwa 1 mm langen Schnitt am Rand der Hornhaut. Über diesen Zugang wird das MicroShunt-Implantat vorsichtig in die Vorderkammer des Auges eingeführt. Ein Ende des Shunts verbleibt in der Vorderkammer, während das andere unter die Bindehaut geleitet wird, um das Kammerwasser abzuleiten und den Druck im Auge zu senken. Die präzise Platzierung des Shunts ist von entscheidender Bedeutung, um eine optimale Funktion zu gewährleisten und Komplikationen zu vermeiden. Nachdem der Shunt implantiert wurde, wird die Bindehaut wieder geschlossen, und das Auge wird mit einem Verband abgedeckt. Die minimalinvasive Natur des Eingriffs reduziert das Risiko schwerwiegender Komplikationen, die bei invasiveren Verfahren wie der Trabekulektomie häufiger auftreten können, erheblich. Zudem führt dieser Ansatz zu einer schnelleren Erholungszeit, was für die Lebensqualität der Patienten von grosser Bedeutung ist.

Vorteile des PreserFlo MicroShunt

PreserFlo bietet eine Reihe von signifikanten Vorteilen gegenüber traditionelleren chirurgischen Verfahren, die es zu einer äusserst attraktiven Option für viele Patienten macht. Einer der grössten Vorteile ist die minimalinvasive Natur des Eingriffs. Durch den kleinen Schnitt und die geringe Gewebemanipulation wird das umliegende Gewebe geschont, was zu einer schnelleren Heilung und einer geringeren postoperativen Belastung für den Patienten führt. Es wird vermutet, dass dieser Eingriff im Vergleich zur herkömmlichen Trabekulektomie (TE) ein geringeres Risiko für postoperative Hypotonie aufweist und darüber hinaus weniger aufwendige Nachsorge erfordert. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist der kontrollierte Abfluss des Kammerwassers, der durch das präzise designte Implantat ermöglicht wird. Dies führt zu einer stabilen und zuverlässigen Senkung des Augeninnendrucks, was das Risiko von weiteren Sehnervenschäden minimiert. Darüber hinaus ist die Rate an postoperativen Komplikationen, wie Hypotonie (zu niedriger Augeninnendruck) oder Narbenbildung, im Vergleich zu invasiveren Verfahren deutlich geringer. Diese geringeren Risiken und die verbesserte Langzeitprognose tragen zur hohen Akzeptanz von PreserFlo bei. Schliesslich bietet das Implantat auch den Vorteil, dass es für verschiedene Glaukomtypen geeignet ist, was die Behandlungsoptionen für Patienten mit komplexen oder schwer zu behandelnden Glaukomen erweitert.

Klinische Ergebnisse und Langzeiterfahrungen

Die klinischen Ergebnisse mit PreserFlo sind vielversprechend und zeigen eine signifikante und anhaltende Senkung des Augeninnendrucks. In Studien wurde berichtet, dass der IOD nach der Implantation von PreserFlo um durchschnittlich 30% bis 40% gesenkt werden konnte, was in vielen Fällen ausreicht, um das Fortschreiten des Glaukoms zu verlangsamen oder sogar zu stoppen. Diese Ergebnisse sind besonders bemerkenswert, da sie oft ohne die Notwendigkeit zusätzlicher medikamentöser Therapien erzielt werden, was die Belastung für die Patienten weiter reduziert. Langzeitstudien, die über mehrere Jahre hinweg durchgeführt wurden, bestätigen die anhaltende Wirksamkeit des Implantats, was für die Behandlung einer chronischen Erkrankung wie dem Glaukom von entscheidender Bedeutung ist. Neben den quantitativen Ergebnissen ist auch die hohe Patientenzufriedenheit erwähnenswert. Patienten berichten häufig von einer verbesserten Lebensqualität, die auf die Kombination aus effektiver Drucksenkung, minimalen Nebenwirkungen und der Reduktion der Abhängigkeit von Augentropfen zurückzuführen ist. Diese positiven Rückmeldungen unterstützen die wachsende Akzeptanz und das Vertrauen in PreserFlo als eine wirksame Behandlungsoption für Glaukompatienten.

Grenzen und Herausforderungen

Trotz der zahlreichen Vorteile ist die Anwendung von PreserFlo nicht ohne Herausforderungen. Eine der grössten Hürden ist die Kostenfrage. Sowohl das Implantat selbst als auch der damit verbundene Eingriff sind teurer als einige der anderen verfügbaren Behandlungsoptionen, was die Zugänglichkeit für Patienten mit eingeschränkten finanziellen Mitteln einschränken könnte. Dies ist besonders relevant in Gesundheitssystemen, in denen die Kosten nicht vollständig von Versicherungen gedeckt werden. Seit dem 01.07.2024 werden in der Schweiz 100 % der PreserFlo-Operationen durch die Krankenkassen übernommen.

Ein weiteres potenzielles Problem ist die begrenzte Datenlage zur Langzeitwirkung des Implantats über mehrere Jahrzehnte hinweg. Während die bisherigen Langzeitstudien vielversprechend sind, ist es wichtig, die Wirksamkeit und Sicherheit von PreserFlo über noch längere Zeiträume hinweg zu beobachten, um sicherzustellen, dass das Implantat auch in Zukunft den gewünschten therapeutischen Effekt beibehält. Schliesslich gibt es eine kleine, aber relevante Gruppe von Patienten, bei denen das Implantat möglicherweise nicht die erwartete Wirkung erzielt oder bei denen postoperative Komplikationen auftreten, die eine Entfernung oder zusätzliche Eingriffe erfordern könnten. Diese Faktoren müssen bei der Entscheidung für oder gegen den Einsatz von PreserFlo sorgfältig abgewogen werden.

Vergleich von PreserFlo mit anderen MIGS-Techniken

Im Bereich der minimalinvasiven Glaukomchirurgie (MIGS) hat PreserFlo aufgrund seiner spezifischen Vorteile eine herausragende Position eingenommen. Im Vergleich zu anderen MIGS-Verfahren wie dem iStent, Hydrus Microstent oder dem Trabectome bietet PreserFlo eine stärkere und beständigere Senkung des Augeninnendrucks, was es besonders geeignet für Patienten mit höherem Ausgangsdruck macht. Dies ist ein wesentlicher Vorteil, da viele andere MIGS-Techniken nur eine moderate Drucksenkung erzielen, was in einigen Fällen nicht ausreichend ist, um das Glaukom effektiv zu kontrollieren. Ein weiterer Vorteil von PreserFlo ist seine Eignung für schwerere Glaukomfälle, während viele andere MIGS-Verfahren hauptsächlich bei milden bis moderaten Glaukomen eingesetzt werden. Jedoch ist die Implantation von PreserFlo im Vergleich zu diesen anderen Techniken auch komplexer und invasiver, was eine längere Erholungszeit und möglicherweise ein höheres Risiko für postoperative Komplikationen mit sich bringt. Ausserdem sind die Kosten für PreserFlo in der Regel höher, was die wirtschaftliche Zugänglichkeit für Patienten beeinflussen könnte. Trotz dieser Nachteile bietet PreserFlo eine einzigartige Mischung aus Effektivität und Sicherheit, die es zu einer wertvollen Ergänzung im MIGS-Spektrum macht.

Fazit

Das PreserFlo MicroShunt (PFMS) stellt eine bedeutende Innovation in der Glaukomchirurgie dar und bietet eine effektive, minimalinvasive Lösung für Patienten, die eine stärkere Drucksenkung benötigen, als dies mit anderen MIGS-Techniken möglich ist. Filtrierende Glaukomoperationen zielen auf eine subkonjunktivale Drainage ab, können jedoch durch Fibrose und Narbenbildung, insbesondere am Filterkissen, fehlschlagen. Der PFMS ist ein minimalinvasiver Shunt, der solche Komplikationen verhindern soll und zur Gruppe der weniger invasiven Glaukomoperationen zählt. Die kontrollierte Senkung des Augeninnendrucks, die geringe Komplikationsrate und die positive Langzeiterfahrung machen PreserFlo (PFMS) zu einer attraktiven Option für viele Glaukompatienten. Dennoch sollten die höheren Kosten und die Komplexität des Eingriffs bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden. Die individuelle Beratung durch einen erfahrenen Augenarzt ist daher unerlässlich, um die beste Behandlungsstrategie zu finden. Bei Fragen oder weiterem Informationsbedarf stehen unsere Augenärzte in Zürich Opfikon Ihnen gerne zur Verfügung, um eine fundierte und auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Beratung zu bieten.

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