Neurotrophe Keratopathie

Neurotrophe Keratopathie

Kategorien: HornhautproblemeVeröffentlicht am: 28. Januar 2024Von 4,3 min LesezeitAktualisiert: 5. Februar 2024

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Inhaltsverzeichnis

neurotrophe keratopathie

Neurotrophe Keratopathie

Die neurotrophe Keratopathie (Keratitis neuroparalytica oder auch neutrophe Keratitis) ist eine ernsthafte, degenerative Augenerkrankung, die die Hornhaut betrifft und durch eine beeinträchtigte Nervenversorgung charakterisiert ist. Diese Störung führt zu einer reduzierten Hornhautsensibilität und einer gestörten Heilungsfähigkeit, was schwerwiegende Komplikationen für das Sehvermögen nach sich ziehen kann. Die Bedeutung einer umfassenden Betrachtung dieser Erkrankung ergibt sich aus den potenziell gravierenden Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen und der Notwendigkeit einer differenzierten Behandlungsstrategie.

Einleitung

  • Die neurotrophe Keratopathie stellt eine Herausforderung in der Augenheilkunde dar, da sie die Schutzmechanismen der Hornhaut schwächt und zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann.
  • Sie betrifft eine breite Bevölkerungsgruppe, einschliesslich Personen mit bestimmten systemischen Erkrankungen, Personen, die augenärztliche Eingriffe hatten, oder solche mit einer Vorgeschichte von viralen Infektionen.

Neurotrophe Keratopathie: Die Ursachen

Die neurotrophe Keratopathie oder auch Neurotrophe Keratitis kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, die die Nervenfunktion der Hornhaut beeinträchtigen:

  • Virale Infektionen: Beispielsweise Herpes Simplex und Varizella Zoster, die langfristige Nervenschäden verursachen können.
  • Chirurgische Eingriffe: Augenoperationen, die den Trigeminusnerv oder seine Äste beschädigen, können eine neurotrophe Keratopathie nach sich ziehen.
  • Systemische Erkrankungen: Diabetes mellitus, multiple Sklerose, und Sjögren-Syndrom können die Nervenfunktion beeinträchtigen und zur Entwicklung einer neurotrophen Keratopathie beitragen.
  • Mechanische Schäden: Verletzungen oder wiederholte Reizungen der Hornhaut können die Nerven beschädigen und zu einem Verlust der Hornhautsensibilität führen.

Stadien

Stadium 1: Mild

  • Kennzeichen: Leichte Störungen des Hornhautepithels, reduzierte Sensibilität, minimale Sehbeeinträchtigungen.
  • Behandlung: Befeuchtende Augentropfen und -salben, Vermeidung von irritierenden Umgebungen.

Stadium 2: Moderat

  • Kennzeichen: Anhaltende epitheliale Defekte, beginnende Hornhauttrübung, stippchenförmige Erosionen.
  • Behandlung: Intensivierte Befeuchtung, Verbandkontaktlinsen, möglicherweise Medikamente zur Förderung der Heilung.

Stadium 3: Schwer

  • Kennzeichen: Tiefe Hornhautulzerationen, ausgeprägte Trübung und Vaskularisation, Risiko der Perforation der Hornhaut (Cornea).
  • Behandlung: Fortgeschrittene Oberflächenbehandlung, chirurgische Eingriffe wie Amnionmembrantransplantation, in schweren Fällen Hornhauttransplantation.

Eine frühzeitige Behandlung in den Anfangsstadien ist entscheidend, um eine Progression zu vermeiden und das Sehvermögen zu erhalten.

Symptome der neurotrophen Keratopathie

Die Symptomatik kann variieren und umfasst:

  • Verringerte Hornhautsensibilität: Betroffene bemerken möglicherweise nicht die Anwesenheit von Fremdkörpern im Auge, was zu wiederholten Verletzungen führen kann.
  • Persistierende epitheliale Defekte: Nicht heilende Erosionen auf der Hornhautoberfläche, die anfällig für Infektionen sind und zu weiteren Komplikationen führen können.
  • Hornhauttrübung: Trübung der Hornhaut, die zu einer Beeinträchtigung der Sehschärfe und im fortgeschrittenen Stadium zu signifikanten Sehbeeinträchtigungen führen kann.
  • Ulzerationen: Schwere Hornhautgeschwüre, die das Risiko einer Hornhautperforation erhöhen und dringend medizinische Intervention erfordern.

Diagnose

Die klinische Diagnose der neurotrophen Keratopathie umfasst mehrere Schritte und Untersuchungen:

  • Spaltlampenuntersuchung: Ermöglicht die detaillierte Betrachtung der Hornhautoberfläche zur Identifizierung von Defekten oder Ulzerationen.
  • Sensibilitätstests: Messung der Hornhaut-Sensibilität, um eine Reduktion oder einen Verlust der Sensibilität festzustellen, typisch für neurotrophe Keratopathie.
  • Fluoreszein-Anfärbung: Hilft bei der Visualisierung von epithelialen Defekten und bei der Beurteilung der Integrität der Hornhautoberfläche.

Differentialdiagnosen

Die Differentialdiagnose der neurotrophen Keratopathie umfasst mehrere andere Augenerkrankungen, die ähnliche Symptome zeigen können:

Trockenes Auge (Keratoconjunctivitis sicca)

  • Symptome: Brennen, Stechen, Fremdkörpergefühl.
  • Unterscheidung: Häufig beidseitig, verbunden mit systemischen Erkrankungen wie Sjögren-Syndrom.

Herpetische Keratitis

Bakterielle Keratitis

  • Symptome: Starke Schmerzen, eitriges Sekret, rasche Verschlechterung des Sehvermögens.
  • Unterscheidung: Schneller Symptombeginn, eitriger Ausfluss, deutliche Infiltration bei der Untersuchung.

Fremdkörpergefühl durch tatsächliche Fremdkörper

  • Symptome: Schmerzen, Rötung, vermehrter Tränenfluss.
  • Unterscheidung: Oft zurückzuführen auf spezifischen Vorfall, Fremdkörper möglicherweise sichtbar.

Limbusstammzellinsuffizienz

  • Symptome: Chronische epitheliale Defekte, Hornhauttrübung.
  • Unterscheidung: Schädigung der limbalen Stammzellen, oft nach Verletzung oder Erkrankung.

Behandlung

Die Behandlung der neurotrophen Keratopathie zielt darauf ab, die Heilung zu fördern und das Risiko weiterer Schäden zu minimieren:

  • Konservative Massnahmen: Einsatz von künstlichen Tränen und Salben zur Aufrechterhaltung der Hornhautoberflächenfeuchtigkeit und zum Schutz vor weiteren Schäden.
  • Medikamentöse Therapie: Anwendung von topischen Medikamenten, die das Nervenwachstum fördern oder die Heilung unterstützen, sowie Therapie von sekundären Infektionen.
  • Spezialisierte Kontaktlinsen: Verwendung von Verbandkontaktlinsen zum Schutz der Hornhaut und zur Unterstützung der Heilung von Oberflächendefekten.
  • Operationen: In schweren Fällen können chirurgische Verfahren wie eine Amnionmembrantransplantation oder Hornhauttransplantation erforderlich sein.

Prognose

  • Die Prognose der neurotrophen Keratopathie hängt stark vom Schweregrad der Erkrankung und der zugrunde liegenden Ursache ab.
  • Frühe Diagnose und Therapie können die Heilungschancen verbessern und das Risiko schwerwiegender Komplikationen verringern.
  • In schweren Fällen kann die Erkrankung zu dauerhaften Hornhautschäden und signifikanten Sehbeeinträchtigungen führen.

Fazit

Die neurotrophe Keratopathie erfordert eine sorgfältige und umfassende Behandlungsstrategie, die sowohl auf die Linderung der Symptome als auch auf die Adressierung der zugrunde liegenden Ursachen abzielt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen dem Ophthalmologe, Allgemeinmedizinern und gegebenenfalls Neurologen ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Patienten mit Risikofaktoren für diese Erkrankung sollten regelmässige augenärztliche Untersuchungen durchführen lassen, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen, die entscheidend für die Erhaltung des Sehvermögens sind.

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