Morbus Bechterew und Augen

Morbus Bechterew und Augen

Kategorien: AugenentzündungenVeröffentlicht am: 2. März 2024Von 6,5 min LesezeitAktualisiert: 1. April 2024

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Inhaltsverzeichnis

morbus bechterew und augen

Was ist Morbus Bechterew?

Morbus Bechterew, auch bekannt als Ankylosierende Spondylitis, ist eine chronische entzündliche Erkrankung, die vor allem die Wirbelsäule und die Iliosakralgelenke betrifft, kann aber auch andere Begleiterkrankungen wie auf den Bereiche der Augen auswirken. Diese Krankheit ist durch Entzündungen gekennzeichnet, die zu Schmerzen, verminderte Beweglichkeit bzw. Steifigkeit und im Laufe der Zeit zu einer Versteifung der Wirbelsäule führen können. Morbus Bechterew tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf und beginnt in der Regel im frühen Erwachsenenalter. Obwohl die genaue Ursache unbekannt ist, spielen genetische Faktoren eine Rolle, insbesondere das HLA-B27-Gen, das bei vielen Betroffenen nachgewiesen wird. Die Krankheit kann in ihrer Intensität variieren, von milden bis zu schweren Fällen, die eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität zur Folge haben können.

Häufigkeit der Augenbeteiligung

Die Augenbeteiligung bei Morbus Bechterew, insbesondere die Uveitis anterior, ist eine der häufigsten extraspinalen Manifestationen dieser Erkrankung. Studien zeigen, dass bis zu 40% der Patienten mit Morbus Bechterew irgendwann in ihrem Leben eine Uveitis entwickeln. Diese Entzündung der Augen kann als erstes Anzeichen der Krankheit auftreten, noch bevor andere Symptome erkennbar sind. Die Häufigkeit und Schwere der Uveitis können von Patient zu Patient variieren, wobei einige nur einen einzigen Schub erleben, während andere mehrere Rezidive haben können.

Augensymptome beim Morbus Bechterew

Patienten mit Morbus Bechterew können eine Reihe von Augensymptomen erfahren, die auf eine Uveitis anterior hindeuten. Diese Symptome umfassen in der Regel ein plötzliches Auftreten von AugenrötungSchmerzen, die sich insbesondere bei Bewegung der Augen oder bei Lichteinfall verschlimmern können, sowie eine erhöhte Lichtempfindlichkeit und verschwommenes Sehen. Diese Symptome resultieren aus der Entzündung der Uvea, die zu einer Reizung und Schwellung führt, was die normale Funktion des Auges beeinträchtigt. Patienten berichten oft über ein „körniges“ Gefühl im Auge oder das Gefühl, als ob ein Fremdkörper im Auge wäre. Diese Symptome können sich rasch entwickeln und erfordern eine sofortige medizinische Bewertung, um eine geeignete Behandlung einzuleiten und Komplikationen zu vermeiden.

Klinische Zeichen im Auge

Bei der Untersuchung durch einen Augenarzt können spezifische klinische Zeichen einer Uveitis bei Morbus Bechterew festgestellt werden. Zu diesen Zeichen gehören eine ziliare Injektion, die sich durch eine rote Verfärbung rund um die Iris zeigt, sowie eine Trübung des Kammerwassers, was auf eine Ansammlung von Entzündungszellen zurückzuführen ist. Des Weiteren können Ärzte eine Verklebung der Iris an die Linse oder das Trabekelwerk feststellen, bekannt als hintere oder vordere Synechien. Diese Verklebungen können den Flüssigkeitsabfluss im Auge behindern und den Augeninnendruck erhöhen, was zu weiteren Komplikationen wie einem Sekundärglaukom führen kann. Eine sorgfältige Untersuchung kann auch eine Schwellung der Iris oder des Ziliarkörpers offenbaren, was auf die Schwere der Entzündung hindeutet.

Diagnostik

Die Diagnose einer Uveitis im Kontext von Morbus Bechterew erfordert eine gründliche augenärztliche Untersuchung und eine sorgfältige Anamnese des Patienten. Neben der direkten Untersuchung der Augen können bildgebende Verfahren wie die optische Kohärenztomographie (OCT) und die Fluoreszenzangiographie zum Einsatz kommen, um die Entzündung und ihre Auswirkungen auf die Strukturen des Auges zu beurteilen. Bluttests, insbesondere auf das HLA-B27-Gen, können ebenfalls hilfreich sein, um einen Zusammenhang mit Morbus Bechterew herzustellen. Die Diagnose wird durch das Zusammenspiel von klinischen Symptomen, Untersuchungsbefunden und gegebenenfalls genetischen Markern gestellt.

Differentialdiagnosen

Die Differentialdiagnose der Uveitis im Kontext von Morbus Bechterew umfasst eine Vielzahl anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie Augenrötung, Schmerzen, Lichtempfindlichkeit und Sehstörungen verursachen können. Es ist wichtig, diese Zustände zu berücksichtigen, um eine korrekte Diagnose zu stellen und eine angemessene Behandlung zu gewährleisten. Zu den Differentialdiagnosen gehören:

Infektionsbedingte Uveitis

Infektionen sind eine häufige Ursache für Uveitis und können durch eine Vielzahl von Erregern verursacht werden, einschliesslich Viren (z.B. Herpes simplex, Varizella-Zoster), Bakterien (z.B. Tuberkulose, SyphilisBorreliose), Pilze und Parasiten. Die spezifischen Symptome und klinischen Zeichen können je nach Erreger variieren, und die Diagnose erfordert oft spezifische Laboruntersuchungen, um den infektiösen Organismus zu identifizieren.

Andere rheumatologische Erkrankungen

Verschiedene systemische Autoimmunerkrankungen und rheumatologische Konditionen können ebenfalls eine Uveitis verursachen, darunter Rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus Erythematodes (SLE), Sjögren-Syndrom und Sarkoidose. Diese Erkrankungen können zusätzlich zu den Augensymptomen auch andere systemische Manifestationen aufweisen, die bei der Differentialdiagnose helfen können.

Juvenile idiopathische Arthritis (JIA)

Bei Kindern und Jugendlichen ist die juvenile idiopathische Arthritis eine wichtige Differentialdiagnose, insbesondere die oligoartikuläre Form, die mit einer anterioren Uveitis assoziiert sein kann. Diese Patienten haben oft eine milde oder asymptomatische Uveitis, die zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt wird, was die Bedeutung regelmässiger augenärztlicher Untersuchungen bei diesen Patienten unterstreicht.

Trauma

Ein Trauma des Auges kann ebenfalls eine Uveitis verursachen, entweder durch direkte Verletzung der Uvea oder durch eine posttraumatische Entzündungsreaktion. Die Anamnese eines vorangegangenen Traumas kann bei der Diagnosefindung entscheidend sein.

Idiopathische Uveitis

In vielen Fällen kann keine spezifische Ursache für die Uveitis identifiziert werden, was zu einer Diagnose der idiopathischen Uveitis führt. Diese Diagnose wird oft per Ausschluss gestellt, nachdem andere mögliche Ursachen sorgfältig untersucht wurden.

Bei der Bewertung eines Patienten mit Uveitis ist es entscheidend, eine umfassende Anamnese und Untersuchung durchzuführen und gegebenenfalls spezifische Tests durchzuführen, um die zugrunde liegende Ursache zu identifizieren. Die enge Zusammenarbeit zwischen Augenärzten, Rheumatologen und gegebenenfalls anderen Spezialisten ist für eine genaue Diagnose und effektive Behandlung unerlässlich. Patienten mit Morbus Bechterew, die Augensymptome entwickeln, sollten umgehend fachärztliche Hilfe suchen, um eine schnelle Diagnose und Behandlung zu ermöglichen und langfristige Komplikationen zu vermeiden. Die Augenärzte im Glattpark (Opfikon) stehen bereit, um bei der Diagnose und Behandlung von Uveitis im Rahmen von Morbus Bechterew sowie bei der Abklärung und dem Management möglicher Differentialdiagnosen Unterstützung zu bieten.

Behandlung der Uveitis durch Morbus Bechterew

Die Behandlung der Uveitis bei Morbus Bechterew zielt darauf ab, die Entzündung zu reduzieren, Symptome zu lindern und das Risiko von Langzeitschäden am Auge zu minimieren. Die Erstlinientherapie umfasst in der Regel topische Kortikosteroide in Form von Augentropfen, um die Entzündung direkt am Auge zu behandeln. Bei schwereren Fällen oder bei unzureichendem Ansprechen auf topische Steroide können systemische Behandlungen erforderlich sein, einschliesslich oraler Kortikosteroide oder immunsuppressiver Medikamente. Biologika, insbesondere TNF-Alpha-Inhibitoren, haben sich als wirksam bei der Behandlung der Uveitis und der zugrunde liegenden Morbus Bechterew erwiesen, insbesondere bei Patienten, die auf traditionelle Therapien nicht ansprechen.

Prognose

Die langfristige Prognose für Patienten mit Morbus Bechterew und Uveitis hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschliesslich der Häufigkeit und Schwere der Augenentzündungen, der Reaktion auf die Behandlung und der Präsenz von Komplikationen. Eine frühzeitige Diagnose und eine konsequente Behandlung können dazu beitragen, die Entzündung zu kontrollieren und das Risiko von dauerhaften Schäden oder Sehverlust zu reduzieren. Regelmässige Nachsorgeuntersuchungen bei einem Augenarzt sind entscheidend, um den Zustand des Auges zu überwachen und die Behandlung bei Bedarf anzupassen.

Fazit

Morbus Bechterew kann erhebliche Auswirkungen auf die Augen haben, wobei die Uveitis anterior die häufigste und bedeutendste Augenkomplikation darstellt. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um die Entzündung zu kontrollieren und das Sehvermögen zu schützen. Patienten mit Morbus Bechterew sollten sich der Risiken einer Augenbeteiligung bewusst sein und bei den ersten Anzeichen von Augenproblemen medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.

Die Augenärzte im Glattpark (Opfikon) stehen Patienten mit Morbus Bechterew zur Verfügung, um ihre Fragen zu beantworten und eine umfassende Betreuung und Unterstützung zu bieten, die auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Einzelnen zugeschnitten ist. Durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Patienten, Rheumatologen und Augenärzten kann eine optimale Behandlung und Überwachung sichergestellt werden, um die bestmögliche Lebensqualität zu erhalten.

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