Uveitis intermedia

Uveitis intermedia

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenVeröffentlicht am: 19. Dezember 2022Von 5,8 min LesezeitAktualisiert: 19. Dezember 2022

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Inhaltsverzeichnis

Untersuchung Auge mit Mikroskop

Was ist Uveitis intermedia?

Die intermediäre Uveitis ist eine seltene Form, die den flachen Teil des Ziliarkörpers – die Struktur, die für die Produktion von Augenflüssigkeit, also von sog. Kammerwasser und für die Akkommodation verantwortlich ist -, den Glaskörperboden – der das Innere des Augapfels ausfüllt – und die Netzhaut um die Ora serrata – die Verbindung zwischen dem Ziliarkörper und der Netzhaut – betrifft.

Unter Kammerwasser wird eine klare Körperflüssigkeit in den vorderen und hinteren Augenkammern verstanden, welches die Nährstoffe für die Augenlinse und das Hornhautendothel enthält.

Die Uveitis intermedia darf nicht verwechselt werden mit der anterioren Uveitis (Iridozyklitis), bei der es sich um eine Entzündung der Iris (Regenbogenhaut) und des Ziliarkörpers handelt.

Überwiegend sind junge Menschen betroffen und häufiger tritt der Prozess beidseitig, also an beiden Ziliarkörpern auf. In der Regel bleibt die Entwicklung unbemerkt und der Patient klagt lediglich über „Floaters“. Unter Floaters versteht man Trübungen an der Augenlinse bzw. am Glaskörper. Bei der Untersuchung des vorderen Augenabschnitts, also der Zonulafasern, der Regenbogenhaut, der Pupille und des Ziliarmuskels, sind keine entzündlichen Erscheinungen zu erkennen. Ausserdem können die Patienten über Augenbeschwerden und Photophobie berichten.

Die Zonulafasern sind kreisförmig und die Augenlinse angeordnete, elastische Fasern, welche die Linsenkapsel mit dem Ziliarkörper verbinden.

Ursachen und Epidemiologie der Uveitis intermedia

Der Befund bei intermediärer Uveitis kann schlaff oder turbulent mit massivem Erguss in den Glaskörper sein. Die häufigste Komplikation ist das zystoide Makulaödem. Bei massivem Erguss können sich vitreoretinale Membranen mit Traktion in der Makula entwickeln – traktives Ödem oder traktive Netzhautablösung.

Diese erfordern ein operatives Vorgehen, wobei eine traktive Netzhautablösung mit Makula-Beteiligung einen Notfall darstellt. Komplizierter Katarakt, Papillitis, Neovaskularisation in der Peripherie der Netzhaut oder Papille sind möglich. Ursachen für Uveitis intermedia können sein: MS, primäres ZNS-Lymphom, Behcet-Krankheit, Syphilis, Borreliose, HIV, Sarkoidose, Vogt-Koyanagi-Harada, Whipple-Krankheit, akute posteriore multifokale Placoidepitheliopathie (AMPPE), HTLV-1.

Symptome und klinische Zeichen von Uveitis intermedia

Die Entwicklung der Uveitis intermedia verläuft langsam und kann nach ein oder zwei Jahren spontan abklingen. Die Uveitis intermedia verläuft in den meisten Fällen chronisch und zeigt erst spät Symptome. Die Augen erscheinen normal, ohne Rötung und Schmerzen. Die Patienten berichten, dass sie Schatten sehen, fadenförmige Strukturen, die stillstehen oder sich bewegen. Im Allgemeinen werden solche „Mücken“ nicht behandelt, und der Zustand ist nicht gefährlich. Aber wie sich herausstellte, können ähnliche schwebende Formen auch bei Uveitis (und auch bei Netzhautablösung) auftreten, so dass immer dann, wenn solche „Schneeflocken“ plötzlich auftauchen, ein Augenarzt konsultiert werden sollte.

Was gehört zur Diagnose der Uveitis intermedia?

Die Erkennung der Ursache einer Uveitis intermedia kann äusserst schwierig sein und erfordert weit mehr als eine einfache Augenuntersuchung. Bei Uveitis intermedia setzt der Arzt eine Vielzahl von Diagnosemethoden und -geräten ein, um die Vorderseite des Auges, also die Pupille, die Augenlinse und die Regenbogenhaut, sowie die inneren Membranen, die Aderhaut und die Uvea zu betrachten. Die Uvea ist die mittlere Schicht der Augenstruktur, in welcher sich die Aderhaut, der Ziliarkörper und die Iris befinden. Ebenso werden Bluttests durchgeführt, um eine chronische Infektion an anderer Stelle im Körper festzustellen, die eine Uveitis intermedia verursachen könnte, Röntgenaufnahmen und Hauttests sowie serologische Proben.

Da die meisten Augenärzte einige dieser Tests und Diagnosemethoden nicht täglich anwenden, kann es sich als hilfreich erweisen, andere Spezialisten zu Rate zu ziehen. Das diagnostische Minimum für Uveitis intermedia umfasst obligatorisch:

  • Interferon-Gamma-Freisetzungstest für latente oder aktive TBC; ein negativer Mantoux-Test schliesst das Vorhandensein einer Krankheit nicht aus und kann auf eine unterdrückte Immunität zurückzuführen sein;
  • Serologie für Syphilis, Borreliose, HIV;
  • ACE, Serumkalzium, Röntgenaufnahme der Lunge bei Sarkoidose;
  • Kopf-MRT bei MS und ZNS-Lymphomen;
  • Liquoruntersuchung (Aquaporin-4-Antikörper, Interleukin-10);
  • PCR für Tropheryma whippelii;

Andere Diagnosemethoden für die Feststellung einer Uveitis intermedia sind die Bindehaut- oder Tränendrüsenbiopsie (bei Sarkoidose), die Vorderkammerpunktion und die diagnostische Vitrektomie für Antikörpertests und PCR für Infektionserreger. Eine Röntgenuntersuchung der Lunge wird bei jeder unklaren Uveitis angeordnet, um Hinweise auf Tuberkulose und Sarkoidose zu finden, oder der Iliosakralgelenke bei Morbus Bechterew, Reiter. Achten Sie bei intermediärer Uveitis auf begleitende neurologische Symptome und ordnen Sie eine MRT des Kopfes und der Wirbelsäule an, um eine Multiple Sklerose auszuschliessen.

Was ist die Differentialdiagnose der Uveitis intermedia?

Die Differentialdiagnose sollte ein primäres intraokulares Lymphom und eine Amyloidose ausschliessen. Diese werden durch histologische und zytologische Untersuchungen der Glaskörperflüssigkeit nachgewiesen. Auch das Vorhandensein von Interleukin-10 im Glaskörper und im Liquor wird untersucht.

Komplikationen der Uveitis intermedia

Als Komplikationen bei Uveitis intermedia können Hämophthalmus – Blutungen in den Glaskörper -, Netzhautablösung oder komplizierter Katarakt auftreten. Ein Teil der Betroffenen kann eine Thrombose der Netzhautvenen entwickeln. Ihre Blockierung schädigt die Makula, die Stelle des schärfsten Sehens, und es kommt zu einer dauerhaften Sehverschlechterung.

Bei der intermediären Uveitis kann sich ein Makulaödem entwickeln, d. h., es sammelt sich Flüssigkeit zwischen den Schichten, aus denen die Makula besteht, und das Sehvermögen wird beeinträchtigt. Die Uveitis intermedia kann zu einem Glaukom führen, wenn der Augeninnendruck ansteigt. Ausserdem wird die Trübung der Linse verstärkt, und es kommt zu grauem Star. Die schwerwiegendste Komplikation ist der Verlust des Sehvermögens. Diese Komplikationen bei Uveitis intermedia sind nicht häufig, aber der Patient sollte dennoch wachsam sein und einen Arzt aufsuchen, wenn er etwas Ungewöhnliches in seinem Blickfeld bemerkt.

Behandlung der Uveitis intermedia

Die Behandlung der Uveitis intermedia hängt von der Form ab, die sich entwickelt hat, sowie davon, ob der Patient eine andere Grunderkrankung hat. Die Behandlung der intermediären Uveitis erfolgt mit Kortikosteroiden, die als parabulbäre Injektion verabreicht oder als Augentropfen gegeben werden. Wenn das Problem immun ist, wird eine immunsuppressive Behandlung durchgeführt. 
Auch nicht-steroidale Antirheumatika werden verschrieben und als letzter Ausweg eine chirurgische Behandlung eingesetzt.

Der Erfolg der Behandlung von Uveitis intermedia beginnt mit der richtigen Diagnose

Die Diagnose von Uveitis, einschliesslich Uveitis intermedia, ist schwierig und eine Herausforderung für jeden Augenarzt. Es ist ein gründlicher multidisziplinärer Ansatz erforderlich. Dies geschieht häufig in Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten – Laborärzten, Spezialisten für Infektionskrankheiten, Rheumatologen, Neurologen, Onkologen, Spezialisten für bildgebende Verfahren. Die korrekte Interpretation von klinischen und Laborbefunden ist wichtig.

Die Suche nach latenten Entzündungsherden (fokale Infektion) wird heute als überholt angesehen. Die Bestimmung der Ursache der Uveitis intermedia ist von grösster Bedeutung für die Behandlung. Ein infektiöser Erreger sollte immer von vornherein ausgeschlossen werden. Bei infektiöser Uveitis ist die isolierte Verabreichung von CS und Immunsuppressiva kontraindiziert. Eine adäquate Behandlung beginnt mit der richtigen Diagnose.

Quellen

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