Augenbeteiligung bei HIV/AIDS

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Augenbeteiligung bei HIV/AIDS

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenVeröffentlicht am: 24. April 2023Von 7,6 min LesezeitAktualisiert: 24. April 2023
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Inhaltsverzeichnis

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Was ist die HIV-Infektion (AIDS)?

Die HIV-Infektion ist eine Erkrankung, die durch das Human Immunodeficiency Virus (HIV) verursacht wird. HIV greift das Immunsystem des Körpers an und beeinträchtigt dessen Fähigkeit, Infektionen und Krankheiten abzuwehren. Wenn die Infektion unbehandelt bleibt, kann sie zu AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome) führen, einer schweren Erkrankung, die das Immunsystem weiter schwächt und zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen kann.

Eine HIV-Therapie wird auch ART, also antiretrovirale Therapie genannt. Bei der antiretroviralen Therapie werden mehrere Wirkstoffe miteinander kombiniert, weswegen man auch von einer Kombinationstherapie spricht. HIV-Patienten sollten grundsätzlich mit einem Kondom verhüten, da es sich bei HIV um eine sexuell übertragbare Erkrankung handelt und die Ansteckung über Blut und andere Körperflüssigkeiten erfolgt.

Eine HIV-Infektion kann sich auf verschiedene Weise in und um die Augen herum manifestieren. Diese Manifestationen hängen vom Schweregrad der HIV-Erkrankung ab, insbesondere von der Anzahl der CD4+ T-Lymphozyten. Natürlich sind nicht nur die Augen betroffen, sondern auch andere Erkrankungen, wie beispielsweise die Pneumocystis jirovecii kann bei HIV-Patienten auftreten.

Die Augenprobleme können sich auf die Sehkraft auswirken und im schlimmsten Fall zur Erblindung führen. Eine frühe Diagnose und Behandlung ist entscheidend, um den Verlauf der Augenprobleme zu behandeln und eine Beeinträchtigung der Sehkraft zu verhindern.

Welche Teile der Augen sind bei HIV betroffen?

Augenlider und Augenhöhle

Eine HIV-Infektion kann verschiedene Auswirkungen auf Augenlider und Augenhöhle haben, einschliesslich entzündlicher Erkrankungen, Schwellungen, Infektionen und Neoplasien. Zu den häufigsten Entzündungen zählen die Seborrhoische Dermatitis, die Xanthelasmen und die Periokuläre Herpes Zoster-Infektionen. Schwellungen können aufgrund von Lipodystrophie, Lymphadenopathie und anderen Gründen auftreten.

Infektionen können durch verschiedene Erreger wie Mycobacterium tuberculosis, Herpes Simplex, Varizella-Zoster und Toxoplasma gondii verursacht werden. Neoplasien können in Form von Kaposi-Sarkom und Non-Hodgkin-Lymphomen auftreten. Die klinischen Merkmale von Augenlid- und Augenhöhlenbeteiligungen bei HIV/AIDS können sehr unterschiedlich sein. Symptome können von Schmerzen, Juckreiz, Schwellungen, Rötungen, Tränenfluss und Sehstörungen reichen.

Bindehaut

Bösartige Tumore können bei HIV/AIDS die Bindehaut befallen. Das Kaposi-Sarkom hat das gleiche intensiv rote, hämorrhagische Aussehen wie die adnexalen Läsionen. Die konjunktivale intraepitheliale Neoplasie (CIN) tritt typischerweise am Übergang zwischen Bindehaut und Hornhaut auf und verursacht eine leichte Rötung und ein Fremdkörpergefühl.

Hornhaut

Die Erscheinungsformen der Hornhaut reichen von gutartigen Symptomen des trockenen Auges bis hin zu einer schweren, blind machenden bakteriellen pseudomonalen Keratitis. Der intrazelluläre, protozoische Parasit Microsporidia verursacht eine grobe, oberflächliche, punktförmige Keratitis.

Iris und Ziliarkörper

Die Iris und der Ziliarkörper sind wichtige Teile des vorderen Augensegments und spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Augeninnendrucks sowie der Akkommodation des Auges. Eine der häufigsten Auswirkungen ist die Entwicklung von Iritis, einer entzündlichen Erkrankung der Iris, die zu Schmerzen, Lichtempfindlichkeit und verschwommenem Sehen führen kann. Die Iritis kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, einschliesslich opportunistischer Infektionen und Autoimmunerkrankungen, die im Zusammenhang mit HIV stehen.

Ein weiteres Problem, das bei HIV-Infektionen auftreten kann, ist das Glaukom, das durch einen erhöhten Augeninnendruck verursacht wird. Die Entstehung von Glaukom bei HIV-Infektionen kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, einschliesslich der Verwendung von Medikamenten zur Behandlung von HIV und einer erhöhten Anfälligkeit für opportunistische Infektionen.

Darüber hinaus kann der Verlauf einer HIV-Infektion auch zu einer Beeinträchtigung der Akkommodation führen, was zu einer verminderten Fähigkeit des Auges führen kann, Objekte in der Nähe scharf zu sehen. Iritis kann eine bakterielle oder virale Keratitis oder eine Infektion des hinteren Segments begleiten oder allein mit einer HIV-Infektion einhergehen und sich mit der Behandlung der zugrunde liegenden HIV-Erkrankung bessern. Bestimmte Medikamente, die zur Behandlung von HIV-bedingten Erkrankungen eingesetzt werden, können eine medikamenteninduzierte Iritis verursachen.

Neuroterina

Bei einer Untergruppe von HIV/AIDS-Patienten wurde eine Störung beschrieben, die als HIV-assoziierte neuroretinale Störung bezeichnet wird. Sie ist definiert als Verlust der Nervenfaserschicht, der sich klinisch als verminderte Kontrastempfindlichkeit, abnormales Farbensehen und Gesichtsfeldausfall äussert.

Nicht-infektiöse Netzhautveränderungen

Die Mikroangiopathie ist die häufigste okuläre Manifestation einer HIV-Infektion. Am typischsten sind die Watteflecken. Sie unterscheiden sich von der infektiösen Retinitis durch eine Grösse von weniger als 500 Mikrometern, einen gefiederten Rand und ihre Vergänglichkeit, die innerhalb von sechs bis acht Wochen abklingt. Obwohl die Mikroangiopathie im Allgemeinen nicht als visuell bedrohlich empfunden wird, wurden dauerhafte strukturelle Schäden mit Scanning-Laser-Ophthalmoskopie und OCT dokumentiert. Die Mikroangiopathie kann auch für Veränderungen der Sehfunktion verantwortlich sein.

Infektiöse Netzhautveränderungen: Cytomegalovirus Retinitis und Netzhautablösung durch Zytomegalovirus

Eine der häufigsten Manifestationen von HIV/AIDS im Auge ist die cytomegalovirus (CMV) Retinitis und Netzhautablösung durch Zytomegalovirus. Diese Infektionen treten häufig bei Menschen mit fortgeschrittenen Stadien der HIV-Erkrankung auf und können zu erheblichen Sehstörungen und sogar zur Erblindung führen.

Die Symptome von CMV-Retinitis und Netzhautablösung durch CMV sind ähnlich und umfassen verschwommenes Sehen, Verzerrungen im zentralen Gesichtsfeld, Schatten oder dunkle Flecken im Gesichtsfeld und Verlust des peripheren Gesichtsfelds. In fortgeschrittenen Stadien kann die Infektion zu einer vollständigen Blindheit führen. Die Behandlung von CMV-Retinitis und Netzhautablösung durch CMV zielt darauf ab, die Ausbreitung des Virus zu stoppen und das Fortschreiten der Infektion zu verlangsamen.

Infektiöse Retinitis bei HIV – nekrotisierende herpetische Retinitis

Die nekrotisierende herpetische Retinitis (NHR) ist eine seltene Form der Infektiösen Retinitis bei HIV, die durch das Herpes-simplex-Virus (HSV) verursacht wird. Die NHR ist eine der häufigsten Ursachen für Erblindung bei HIV-Infizierten. Eine NHR wird durch eine Reaktivierung des HSV-1 oder HSV-2 ausgelöst, die das Auge infiziert und eine Entzündung der Netzhaut verursacht.

Der Grund, warum das Virus in einigen Fällen in das Auge gelangt, ist nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass die Immunsuppression bei HIV-Infizierten eine Rolle spielt. Die NHR kann auch durch eine Superinfektion mit anderen Viren wie dem Zytomegalievirus (CMV) oder dem Epstein-Barr-Virus (EBV) verursacht werden.

Die Symptome der NHR können sich schnell entwickeln und können plötzliche Sehstörungen, Lichtempfindlichkeit und Schmerzen im Auge umfassen. In einigen Fällen kann die NHR auch asymptomatisch sein, was die Diagnose erschwert. Eine Untersuchung des Augenhintergrunds kann helfen, die Krankheit zu diagnostizieren.

Toxoplasma Retinochoroiditis

Toxoplasma Retinochoroiditis ist eine Infektionskrankheit, die durch den Parasiten Toxoplasma gondii verursacht wird. Diese Infektion ist bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem, insbesondere bei Menschen mit HIV/AIDS, häufig. Toxoplasma gondii kann sich auf verschiedene Weise auf das Auge auswirken und kann zu schweren Augenproblemen führen, einschliesslich Sehverlust. Die Symptome von Toxoplasma Retinochoroiditis bei HIV können je nach Schweregrad der Infektion variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören Sehverschlechterung, Schmerzen, Rötungen, Schwellungen und Lichtempfindlichkeit im betroffenen Auge.

Toxoplasma-Syphilis-Chorioretinitis bei HIV

Die Toxoplasma-Syphilis-Chorioretinitis bei HIV/AIDS-Patienten ist aufgrund der Abnahme der Immunkompetenz weit verbreitet. Die Erkrankung kann durch direkte Invasion von Toxoplasma gondii in das Auge oder durch Verbreitung von Toxoplasma-Zysten aus anderen Körperbereichen auf das Auge verursacht werden. Eine Syphilis-Infektion erhöht das Risiko für die Toxoplasma-Infektion, indem sie die Immunabwehr des Körpers schwächt.

Die typischen Symptome der Toxoplasma-Syphilis-Chorioretinitis umfassen verschwommenes Sehen, Augenschmerzen und Fotophobie. Eine frühe Diagnose und Behandlung der Toxoplasma-Syphilis-Chorioretinitis sind von entscheidender Bedeutung, um eine irreversible Schädigung der Sehkraft zu verhindern.

Infektiöse Choroiditis

Infektiöse Choroiditis bei HIV ist eine Entzündung der Choroidea, einer Gewebeschicht im hinteren Teil des Auges, die Blutgefäße und Nährstoffe für die Netzhaut bereitstellt. Bei Patienten mit HIV/AIDS kann die Choroidea durch verschiedene Infektionen oder opportunistische Erreger betroffen sein, was zu einer Entzündung und Schädigung der Netzhaut führen kann. Infektiöse Choroiditis bei HIV kann durch verschiedene Erreger verursacht werden, darunter Toxoplasma gondii, Zytomegalievirus, Herpes-simplex-Virus und andere opportunistische Infektionen.

Diese Erreger können in den Körper eindringen und sich im Auge ansiedeln, wo sie Entzündungen und Schäden an der Choroidea und der Netzhaut verursachen können. Die Symptome von infektiöser Choroiditis bei HIV können je nach Erreger und Schweregrad der Entzündung variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören Sehstörungen, Schmerzen im Auge, Lichtempfindlichkeit, Augenrötung und verschwommenes Sehen. In einigen Fällen können auch dunkle Flecken im Blickfeld oder Gesichtsfeldausfälle auftreten.

Fazit

In der Betreuung von HIV-Patienten spielt der Augenarzt eine bedeutende Rolle bei der Diagnose und Behandlung opportunistischer Infektionen. Heute können alle opportunistischen Infektionen, die das Auge betreffen, behandelt werden, eine frühzeitige Erkennung und wirksame Behandlung können den Verlust des Sehvermögens verhindern. Regelmässige Augenuntersuchungen und eine kurze Anamnese subjektiver Veränderungen des Sehvermögens helfen, neue Infektionen schnell zu erkennen und zu behandeln. Da es sich bei HIV um eine sexuell übertragbare Erkrankung handelt und die Ansteckung sowohl über das Blut, als auch durch andere infektiöse Körperflüssigkeiten erfolgt, sollten HIV-Patienten immer mit einem Kondom verhüten, um eine Ansteckung zu verhindern. Da HIV-Patienten ebenfalls unter einer Immunschwäche leiden, treten auch anderen Infektionen, wie beispielsweise der Pneumocystis jirovecii auf.

Quellen

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